Leipzig gilt gemeinhin als boomende Großstadt. Das macht sich nicht zuletzt im Zuwachs an der Bevölkerung bemerkbar. Aber es gibt auch viel Schatten. Denn nach dem Empfinden der Leipziger geht es der Stadt nicht allzu gut. Trotzdem fühlen sich die Leipziger wohl in ihrem „Klein-Paris“ an Weißer Elster und Pleiße. Das ergab eine Bürgerumfrage. Und hierüber muss ich mal kurz was erzählen.
Bisher hatte ja die Bundeshauptstadt Berlin den Spruch „arm, aber sexy“. Leipzig hat da immer mit dem Finger auf die große Metropole gezeigt, weil sich die Stadt immer hingestellt hatte, als wäre sie nicht arm und dafür um so sexier. Die Stadt hatte sich ganz wohl gefühlt im Schatten des riesigen Molochs an der Spree. Aber hier muss sie nun herausgekrochen kommen und Farbe bekennen. Denn inzwischen können wir sagen, dass der Spruch „arm, aber sexy“ für Leipzig ebenfalls gilt.
Man macht sich hier Sorgen um die Kriminalität. Das ist ein riesiges Problem, und das Gefühl, dass die Kriminalität immens gestiegen ist, ist gewaltig gewachsen. Und das in kürzester Zeit. Nur halb so schlimm empfinden die Leipziger das Zusammenleben mit ausländischen Menschen. Da regen sie sich schon mehr über die Buckelpisten in der Stadt auf. Die Straßen sind größtenteils eine richtige Katastrophe. Die Leipziger möchten auch endlich mehr verdienen, da die Mietpreise schon gewaltig gestiegen sind. Und da die Stadt aus allen Nähten platzt, müssen Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ein Problem, das sich die Stadt als Eigentümerin und Betreiberin selbst geschaffen hat, ist der Öffentliche Personennahverkehr. Die Leipziger Verkehrsbetriebe spielen bei einem erheblich kleinerem Netz und einer deutlich geringeren Kaufkraft in einer ähnlichen Preisliga wie Berlin oder München. Hier ist die Stadt nicht arm. Aber eben auch unsexy. Denn die Straßenbahn wird immer weniger genutzt, wenn den Verkehrsbetrieben seit Jahren nicht viel mehr einfällt, als die Preise zu erhöhen.
Trotzdem leben die Leipziger gern in ihrem „Dorf“. Hier haben sie den besten Wert seit 25 Jahren. Und dagegen kann man ja auch nicht wirklich viel sagen. Die Stadt ist insgesamt lebenswert. Und vielleicht bekommt es die Stadt hin, den Mittelstand besser zu unterstützen, den Nahverkehr sinnvoll zu organisieren und die Infrastruktur vom Jahr 1970 ins Jahr 2016 zu bringen. Dann kann auch der prognostizierte Bevölkerungszuwachs auf 700000 Einwohner bewältigt werden, und den Menschen wird es weiterhin gut gehen, hier in unserem „Klein-Paris“.