Man kann es irgendwie nicht mehr hören. Es laufen derzeit ständig Talkshows zum Thema Sexismus, im Internet wird ständig darüber berichtet. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass hier ein Thema totgeredet wird. Und das, obwohl jeder weiß, dass es wichtig ist, eine solche Debatte zu führen.
Wissen die Frauen eigentlich, wie man Maß hält? Da werden bedauerliche Stalking-Opfer mit bedauerlichen Vergewaltigungsopfern und Sexismus-Opfern in einen Topf geworfen. Sicher, alles genannte ist schlimm, aber irgendwie ist auch mal wieder gut.
Ich fühle mich derzeit in einer ziemlichen Opferrolle. Nein, ich wurde nie bedrängt. Aber es heißt ja immer: „Die Männer, die … (gedanklich bitte auffüllen) tun.“ – Ich kann den Damen dieser Welt versichern, es sind nicht „die Männer“, es ist eine Teilmenge davon. Und jetzt eine Sexismus-ist-Stalking-ist-Vergewaltigungs-Debatte vom Zaun zu brechen, macht das Thema kaputt.
Könne sich die Frauen eigentlich vorstellen, wie abscheulich sich das für die Männerwelt anhört, wenn Lucy van Org im Radio singt: „Was ist das für ein wundervoller Hintern, der da nebenan am Tresen steht? Und der Typ, der da am Hintern nochmal dran hängt, hat sich grade zu mir umgedreht.“ Und den will sie mitnehmen und so weiter und so fort. Jeder kennt das Lied, oder?
Man hat als Vater Sorge, derzeit seine Tochter in aller Öffentlichkeit in den Arm zu nehmen, weil man könnte sie ja „betatscht“ haben. Können sich viele eigentlich ausmalen, wohin diese tendentiöse Debatte noch führen kann?
Wie ich oben schon geschrieben habe, halte ich die Diskussion über den Sexismus in diesem Land für überaus wichtig, aber dann bitte nicht derart einseitig. Ich muss sicher nicht darüber philosophieren, dass es auch etliche Männer gibt, die es nicht so gern haben, wenn eine Frau als Kollegin – nun ja – mit ihren Reizen reizt. Aber so etwas wird ausgeblendet. Stattdessen wird an jeder Ecke darüber gestritten, dass der gemeine Mann nicht anders kann, als eine Frau sexuell zu belästigen, weil er das eben seit der Steinzeit so macht.
Ich wollte eigentlich gar nichts über das Thema schreiben. Aber irgendwie reicht es auch mal wieder. Wenn etwas konstruktives zum Thema beigetragen werden könnte, wäre die Debatte vielleicht nicht so unsäglich. So aber hängt sie vielen einfach nur zum Hals raus, weil Sexismus totgeredet wird.
Und am Ende sind es die Männer, die die Dummen sind. Vielleicht werde ich ja demnächst angezeigt, wenn ich meine Tochter zum Trost in den Arm nehme, weil sie gestürzt ist. Das wurde dann wenigstens durch eine solche fehlgeleitete Debatte erreicht.