Also ich lasse mir ja viel gefallen. Ich kann auch von mir behaupten, dass ich nicht zu denjenigen gehören, die über alles mögliche verständnislos den Kopf schütteln. Und ich bin auch ein Freund davon, auf ernste Themen durch ungewöhnliche Maßnahmen aufmerksam zu machen. Aber Entschuldigung, was soll das mit dieser IceBucketChallenge?
Derzeit kippen sich unzählige Promis und Leute, die sich für wichtig halten, kübelweise Eiswasser über den Schädel. Kamerawirksam. Sie werden dafür nominiert. Und haben sie sich den Kübel des eiskalten Nass über die Rübe geschüttet, nominieren sie die nächsten. Es gibt dazu unzählige Videos im Internet. Was witzig wirkt, hat einen ernsten Hintergrund. Die Herausforderung heißt nämlich: Entweder mit Eiswasser übergießen und 10 € spenden, oder kein Eiswasser und dafür 100 € spenden.
Es gibt Statements dazu von diversen wichtigen Leuten, die da aussagen: Nein, ich mache den Spaß mit, spenden kann ja jeder. Naja, so direkt nicht, aber ungefähr. Die Spende soll dafür sorgen, ALS besser zu unterstützen und die Krankheit bekannter zu machen.
Aber wollen wir mal festhalten: Da gibt es viele Patienten, die an dieser tückischen Krankheit erkrankt sind. Denen soll besser geholfen werden, und sei es durch Aufklärung. Und die Promis kippen sich Eiswasser über die Rübe, um nicht spenden zu müssen. OK, keine weiteren Fragen.
Man muss sich vorstellen, dass man als ALS-Patient wachen Geistes mitbekommt, wie einem der Körper unter dem Hintern wegschläft. Der Körper stellt nach und nach innerhalb von ein paar Jahren seine Funktion ein, und man kann nichts dagegen machen. Und Fußballspieler, Comedians, Promi-Interviewer und so weiter und so fort machen sich im Hochsommer den Spaß, sich nass zu machen. Wie gesagt: entweder spenden oder gießen.
Da finde ich es wohltuend, wenn – wie ich es auch schon gesehen habe – irgendwer wichtiges sich mit Eiswasser begießt und dann einen großen Scheck ausstellt, um die Unterstützung der Patienten zu fördern. Wissen Sie, wie ich das meine? Die ganzen Videos zur Challenge sind gut und schön. Aber viele sehen das einfach mal als großen Spaß an. Klar, die Krankheit ist nun bekannter denn je, aber dieses Entweder-Oder – gerade bei Promis – finde ich schon etwas befremdlich.
Klar, einfach mal einen Spendenmarathon durchzuziehen wie jährlich kurz vor Weihnachten, hätte mit Sicherheit nicht diese Wirkung gehabt. Aber wir haben es nun begriffen. Oder? Jetzt dürfen Promis ruhig richtig dafür werben, dass ALS nicht mehr nur eine Randerscheinung ist. Jetzt darf die ALS-Forschung auch ohne Eiswasser unterstützt werden. Oder wie sehen Sie das? Ja, schwieriges Thema, weil eben auch bewusst polarisiert werden soll. Sonst wäre es ja nicht so ein Hype geworden.
Gibt auch Promis, die mehr spenden als 10$. Das gute am Schneeballsystem ist aber, dass die Zahl der Spender und die Bekanntheit der Aktion rapide steigt.
Als ich noch Krankenpfleger war, hatte ich etliche PatientInnen mit diesem Scheiß…