Leipzig wächst und wächst. Auch wenn Kritiker behaupten, dass es an den „Krimigranten“ lag, so muss man doch sagen, dass Leipzig äußerst attraktiv sein soll. Es sind also nicht die gewesen, die in den Augen einer bestimmten Klientel „nicht hierher gehören“. Es sind vielmehr die Fachleute, die aus dem Umland, dem Inland und auch aus dem Ausland herkommen. Wenn man vermutet, dass dieser Boom so weitergeht, dann muss man als Stadtverwaltung die Stadt weiter entwickeln. Und genau dafür gibt es nun ein Konzept mit dem Namen „Leipzig 2030“.
Leipzig: Kein Dorf mehr
Leipzig hing ja immer der Ruf an, ein Dorf zu sein. Alles war irgendwie nicht perfekt, nicht groß, nicht vollständig. Das hat die Stadt irgendwie immer liebenswert gemacht. Nicht umsonst war Leipzig immer mit dem Charm des kleinen Kleckernestes umgeben. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nicht seitdem die halbe Million Einwohner erreicht wurde. Nein, das begann erst in den letzten Jahren.
Plötzlich hat man das „Mein Leipzsch lob’sch mir“ abgelegt und hat größer gedacht. Die Stadt hat einen auf dicke Hose gemacht und alles gentrifiziert, was ging. Und nun rechnet man damit, dass bis zum Jahr 2030 fast eine dreiviertel Million Menschen in der Stadt leben und arbeiten werden. Das ist gar nicht mehr so lang hin. Die 600000 Einwohner hatten wir schon mal, um die Jahrtausendwende waren es um die 450000. Im Moment redet man von 560000 Einwohnern in Leipzig. Und plötzlich fällt der Stadtverwaltung ein, dass man für diese Menschen Platz braucht.
Verdichtung und Mehrfachnutzung
Unter hoher Beteiligung der Bürgerschaft wurde ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet, das als Rahmenplan für die weitere Entwicklung Leipzigs bis 2030 verbindlich gelten soll. Dabei nimmt man an, dass die Stadt sich weiter wirtschaftlich prächtig entwickelt und die Einwohnerzahl auf ca. 720000 anwachsen wird. Das hat natürlich Einfluss auf Bildung, Mobilität, Forschung, Sicherheit, Lebensqualität usw. So werden zum Beispiel 70 neue Schulen und 100 neue Kitas notwendig.
Darüber hinaus kommt man mit solchen Begriffen wie „Verdichtung“. Was das bedeutet, muss man sehen. Aber als schon relativ kompakte Stadt mit knapp 1900 Einwohnern/km² (vgl.: Dresden mit 1656 E/km², Halle/Saale mit 1755 E/km² oder Erfurt mit 779 E/km²) hat Leipzig gar keine andere Wahl. Aber wie soll verdichtet werden? Höhere Häuser? Abholzung des Auwaldes? Und was will denn die Stadt mehrfach nutzen?
Fragen über Fragen. Beantwortet werden sie in einem Entwurf eines integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Das 20 MB große PDF ist knapp 350 Seiten stark. Man müsste es durcharbeiten. Die Stadt bittet auch darum. Denn nach wie vor kann man an der Debatte teilnehmen. Es finden dazu immer wieder Veranstaltungen statt. Und Bürger können online Hinweise geben. Man merkt schon, dass die Stadtverwaltung die Bevölkerung mitnehmen will. Ob das klappt, werden wir sehen. Zu wünschen wäre es. Denken Sie nicht auch?