Verschwörungstheorien gibt es schon recht lang. Manche sind einfach nur Blödsinn. Aber manche könnten genauso gut auch ernst gemeint sein. Es gibt eine ganze Reihe Verschwörungstheorien, über die man herzhaft lachen kann, weil die so übertrieben und überspitzt sind. Und wenn wir mal ernst bleiben, dann müssen wir wirklich festhalten, dass es irgendwie eine Ursache für Verschwörungstheorien geben muss. Und das soll erforscht werden. Dafür wurde ein Forschungsnetzwerk der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen ins Leben gerufen.
Sie werden jetzt vielleicht über dieses Vorhaben lachen. Forscher nehmen sich diese Hirngespinste vor? Aber es ist eben nicht so einfach, das Alles immer nur als Blödsinn oder gar groben Unfug abzutun. Wo kommen denn diese Theorien überhaupt immer wieder her? Und ab wann gilt denn eine Theorie als Verschwörungstheorie? Erzählen Sie mir doch mal, ob „IS wurde vom israelischen Geheimdienst Mossad ins Leben gerufen“ oder „AIDS geht auf einen chemischen Kampfstoff der USA zurück, der in Afrika erprobt werden sollte“ jeweils eine Verschwörungstheorie ist. Und warum.
Das Schwierige ist ja, dass man Verschwörungstheorien eben manchmal schwierig erkennen kann. Ich kann natürlich hergehen und zu den beiden Beispielen recherchieren. Vielleicht stoße ich auch auf Erklärungen, die das Eine oder Andere entweder bestätigen oder ad absurdum führen. Aber deshalb weiß man dann trotzdem nicht in jedem Fall, ab wann es Verschwörungstheorien sind. Was eindeutig als solche gilt, ist „Die sprühen wieder irgendwelches Zeug am Himmel, um uns alle zu vergiften“ und alles rund um die Chemtrails-Theorie. Wobei: Ist es wirklich eindeutig Mist?
Nun also sollen der Ursprung und die Wirkungsmechanismen von solchen Verschwörungstheorien im europäischen Raum erforscht werden. Denn es scheint klar zu sein, dass diese Dinge durchaus zur Radikalisierung beitragen können. Aus diesem Grund haben sich nun allerhand Wissenschaftler aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Politik, Soziologie, Anthropologie, Kulturwissenschaften und Psychologie zusammengefunden und wollen dem Phänomen auf den Grund gehen.
Bei Verschwörungstheorien handelt es sich erst einmal um Behauptungen. Es sind Interpretationen der Realität, wie sie sich für manche Leute darstellt. Allerdings kann mit solchen Behauptungen auch eine Stimmung erzeugt werden, Strömungen können beeinflusst werden, Ängste geschürt werden, Extremisten gesteuert werden, Radikalisierungen vorangetrieben werden. Aus diesen Gründen hat man sich zur Erforschung entschlossen. Denn die Verschwörungstheorien müssen ja irgendwo herkommen.
Dazu wird es sicherlich auch dazu kommen, dass abgesteckt wird, ab wann eine Theorie / Behauptung / Interpretation als Verschwörungstheorie gilt. Und ich halte es für einen sehr wichtigen Ansatz, dass man den Zusatz „Verschwörung“ eigentlich weglassen muss. Denn es ist und bleibt erst einmal eine Theorie. Zu einer Verschwörungstheorie wird es doch erst, wenn es irgendwelche Leute ins Lächerliche ziehen wollen, was da behauptet wird.
Vielleicht sind ja auch Dinge, die als Verschwörungstheorien bezeichnet werden, so etwas wie moderne Märchen. Denn Märchen wurden ja auch immer hergenommen, um irgendwas zu erklären, was man nicht verstand. Und wer weiß, vielleicht sind es eben nun die Verschwörungstheorien, mit denen man Dinge zu erklären versucht, die man nicht gänzlich erfassen kann. Natürlich ist da jede Menge Blödsinn dabei. Und mit vielem wird einfach mal instrumentalisiert, um Ziele zu erreichen. Aber es darf eben nicht generalisiert werden. Deshalb finde ich das Vorhaben gut. Sie auch?