Wir hatten Urlaub. Ende September waren wir in Waldhessen. So wird der Landkreis Hersfeld-Rotenburg genannt. Die Region ist aber eigentlich viel größer. Denn es gibt nicht wenige in der Nordhälfte des Bundeslandes, die sagen würden, dass der halbe Regierungsbezirk Kassel dazu gehören würde. Jedenfalls waren wir in der Region und haben unsere Auszeit sehr genossen. Und darüber möchte ich erzählen.
Das Hotel in Waldhessen
Nein, ich mache keine Werbung. Aber ich muss es trotzdem sagen, dass wir großartig untergebracht waren. Über ein Portal für Wochenendtrips und Kurzurlaube und so etwas fanden wir ein Arrangement in einem Hotel, das sich zu Bebra hinzu rechnet. Es handelt sich um das Hotel Sonnenblick. Ehrlich, ich bekomme dafür nichts. Aber dennoch muss ich das mal nennen.
Aufgeräumte, gut ausgestattete Zimmer nebst freundlichem, zuvorkommendem Personal und einer großartigen Küche. Dazu konnten wir jeden Tag so lang wir wollten den Wellness-Bereich nutzen. Der war auch ziemlich gut ausgestattet. Aber ich mache ja keine Werbung. Deshalb Schluss jetzt mit der Lobhudelei. Von dort aus fuhren wir in die hessischen Ländereien. Und so sah das Ganze aus.
Bebra: Die Stadt des Bibers
Nein, das Hotel befindet sich nicht in Bebra, sondern in einem Vorort. Man schaut auf die Ulfewiesen von Weiterode. Bis in die Stadt hinein sind es zwei, drei Kilometer. Die „Stadt am Biberfluss“ ist geprägt vom Biber. Sie hat eine große Vergangenheit als Eisenbahnerstadt. Leider war das Wetter sehr schlecht, sodass wir beizeiten aufgaben, uns Bebra näher anzuschauen.
Um Bebra herum befinden sich die Städte Rotenburg an der Fulda, Bad Hersfeld und Wildeck. Man hat mit kleineren Gebirgen zu tun. Und ein Stück südlich von Bebra beginnt mitten in Waldhessen die Rhön, die sich in einem weiten, geschwungenen Bogen bis nach Bad Salzungen in Thüringen dreht. Aus der Gegend kommt der Kräuterlikör Rhönwurz, den wir uneingeschränkt empfehlen können.
Uns ist klar, dass man von Bebra dringend noch viel mehr sehen muss. Wir mussten aber abbrechen aufgrund des Wetters und kamen dann im Laufe unseres Urlaubs leider nicht mehr nach Bebra rein. Aber wir holen das mal nach.
Rotenburg an der Fulda
Man muss es komplett nennen, das kleine Städtchen. Denn es gibt mehrere Städte namens Rotenburg: In Niedersachsen an der Wümme, in Baden-Württemberg am Neckar, in Bayern „ob der Tauber“, in der Oberlausitz und so weiter. Aber in Waldhessen haben wir Rotenburg an der Fulda, die kleine frühere Garnisonsstadt der Bundeswehr mitten im Fuldatal.
Sehenswert ist sie mit ihrer Stadtmauer. Überall in der Innenstadt sieht man Skulpturen des Bildhauers Professor Ewald Rumpf. Die Stadt ist geprägt vom Schloss und von der mächtigen Fulda. Sie war früher Kreisstadt, bis 1972 der Kreis Rotenburg mit dem Kreis Hersfeld fusionierte. In der Stadt befinden sich auch einige Stolpersteine in Gedenken an die Rotenburger Juden.
Bad Hersfeld, Zentrum von Waldhessen
Die mit Abstand größte Stadt in Waldhessen ist die Kreisstadt Bad Hersfeld. Etwas südlich des Mittelpunktes des Kreises Hersfeld-Rotenburg gelegen, haben wir hier eine Stadt, die von Lingg von Linggenfeld, dem alten Stift und Fachwerkhäusern geprägt ist. Die Stadt ist uralt, sie wurde bereits im 8. Jahrhundert erwähnt. Und mitten drin befindet sich die riesige Stiftsruine, in der jährlich die Bad Hersfelder Festspiele stattfinden.
In Bad Hersfeld befindet man sich noch etwas näher an der Rhön. Der Knüllwald, das Vogelsberggebiet und die Fulda prägen die Landschaft. Und man merkt, dass Bad Hersfeld viel weniger Provinz als zum Beispiel Rotenburg an der Fulda ist. Wir haben uns die Stadt angeschaut. Aber irgendwie gefiel uns Rotenburg ein wenig besser.
Sontra: Luftkurort im Zeichen von Bergbau, Hanse und Bundeswehr
Ich war in den Neunzigern bei der Bundeswehr. Ich wurde ins Panzeraufklärungsbataillon 5 eingezogen. Und das befand sich in der Husarenkaserne in Sontra. Wenn man schon mal in der Gegend ist, muss man schauen, was aus dem Standort geworden ist. Und wir haben nach der Stadt geguckt. Die hatte ihre Blüte zur Zeit des Kupferschiefer-Bergbaus und der Hanse.
Sontra befindet sich an den Ausläufern zum Hohen Meißner, genauer gesagt zum Geo-Naturpark Frau-Holle-Land. Fachwerkhäuser bestimmen das Stadtbild. Südlich davon erhebt sich das Richelsdorfer Gebirge, das zum Hohen Meißner gerechnet wird. Und dort befindet sich die Husarenkaserne, die nun Husarenpark genannt wird. Schauen wir mal nach.
Hessisch Lichtenau: Frau Holle, Hoher Meißner und Bundeswehr
Hessisch Lichtenau, viel größer als Sontra, befindet sich auch im Werra-Meißner-Kreis. Die Stadt gilt als „Hauptstadt“ des Hohen Meißners und als Heimat von Frau Holle. In der Stadt ist alles geprägt von Deutschlands berühmter Bettenausschüttlerin und vom nahen Bergmassiv. Man kommt gar nicht umhin, einen Rundgang durch die Stadt zu machen.
Der Hohe Meißner gilt als eine Art Hausberg von Frau Holle. Der Interpretation nach soll das Märchen der Gebrüder Grimm im Bergmassiv stattfinden. Und so begaben wir uns auf eine Reise in die Märchen- und Sagenwelt nördlich von Waldhessen. Im weitesten Sinne gehört der Hohe Meißner zwar dazu, aber er ist dann doch etwas besonderes.
Heilbad Heiligenstadt: Kurzausflug ins Eichsfeld
Nein, wir haben uns das Heilbad Heiligenstadt nicht näher angeschaut. Aber wir haben enormes erlebt. Na gut, das hat nicht viel mit Waldhessen zu tun. Über eine Stunde Autofahrt von Waldhessen weg befindet sich aber ein Wald, in den wir gern hinein getappt sind. Nämlich der Stadtforst von Heilbad Heiligenstadt.
Bad Sooden-Allendorf: Kurort an der Werra
Bad Sooden-Allendorf war unsere letzte Station. Die Kleinstadt ist Kurbad an der Werra. Sie steht auf einer Sole, und das Salz wird bis heute dafür verwendet, allerlei Krankheiten zu behandeln. Dafür steht ein riesiges Gradierwerk mitten in der Stadt. Der Kurpark lädt zum Flanieren ein. Auf der anderen Seite der Werra befindet sich der kleinere Teil Allendorf, den wir leider auslassen mussten.
Bei allerbestem Wetter machten wir es so wie alternde Kurgäste: Wir setzten uns in den Kurpark und genossen Kaffee und Kuchen. Letztlich machten wir noch einen Fußmarsch durch den Park. Im Gradierwerk genossen wir die salzige, kalte Luft. Und tiefenentspannt begaben wir uns dann wieder zurück in die Realität.
Fazit einer Reise
Nein, wir waren freilich nicht nur in Waldhessen. Aber ehrlich gesagt, ist das auch irgendwie egal. Rhön, Waldhessen, Hoher Meißner: Das gehört doch alles irgendwie zusammen. Die Region wird bestimmt durch diese drei Naturräume. Und irgendwie auch durch das nahe Eichsfeld. Auch die deutsche Teilung schaffte es nicht, Nordost-Hessen und West-Thüringen zu trennen.
Es gibt wahnsinnig viel zu entdecken. Insofern hat eine Woche bei weitem nicht ausgereicht. Wir haben zum Beispiel direkt in Waldhessen kaum etwas von Bebra gesehen. Und Orte wie Eschwege mussten wir komplett auslassen. Die Reise hat sich gelohnt. Und irgendwann kehren wir zurück. Und dann auch wieder in das oben genannte Hotel. Und es ist nach wie vor keine Werbung.