Die Debatte wird immer wieder geführt: Kann Otto-Normalverbraucher die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehr im Großraum Leipzig bald gar nicht mehr bezahlen? Hierzu werden auch immer wieder Rechenleistungen durchgeführt. Und es wird diskutiert. Und lamentiert. Was man immer wieder hört und sieht, lässt darauf schließen, dass gemessen am Angebot die Leipziger Verkehrsbetriebe einer der teuersten Anbieter von Öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Deutschland ist. Wieso?
Ich glaube, ich habe es schon mal erzählt: Gemessen an dem, was ich zu bezahlen hätte und was ich dafür bekäme, stellen die Leipziger Verkehrsbetriebe derzeit keine Konkurrenz zu meinem Auto dar. Sie sind ähnlich teuer, aber ich bin die dreifache Zeit unterwegs. Gerade morgens spielt das Angebot nur in der Freizeit eine Rolle, wenn überhaupt. Aber die LVB sind nun einmal ein zentrales Unternehmen in Leipzig, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen. Und deshalb wird ja auch immer über die „Bimmel“ diskutiert.
Klar, die LVB hat gigantische Ausgaben. Und die müssen nun einmal bezahlt werden. Wie das geschehen soll, will man mal wieder diskutieren. Am Donnerstag soll das stattfinden, wie die Leipziger Internetzeitung berichtet. Es wurde nämlich eine Studie veröffentlicht, dass bis 2025 mal schlappe 130 Millionen Euro fehlen würden. Das Witzige dabei: Die Studie wurde vom Mitteldeutschen Verkehrsverbund in Auftrag gegeben, dem die LVB angehören. Und Sie wissen ja, wie das ist: Es kommt immer darauf an, wer eine Studie bezahlt.
Kann man denn den Öffentlichen Nahverkehr ehrlich finanzieren? Sicher wäre das möglich. Man sollte sich eben davon lösen, dass es immer nur über Preiserhöhungen gehen müsste. Und zur Ehrlichkeit gehört eben auch, dass bei solchen Studien auch Ehrlichkeit geschieht. Abgesehen davon, dass der Nahverkehr in Leipzig nicht kostendeckend finanziert ist, aber die Zahlenspielereien aus der Studie, die da diskutiert werden soll, werden nicht durch das Bundesamt für Statistik bestätigt. Und ehrlich, da muss man schon ernsthaft bleiben. Woher nimmt der Mitteldeutsche Verkehrsverbund solche Zahlen?
Ich weiß nicht, wie das kommt. Aber die Leipziger Verkehrsbetriebe – wie gesagt: ein Teil des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes – erheben Fahrpreise, die an der Strecke gemessen höher sind, als in Städten wie Hamburg oder Köln. Und dann kommen die noch nicht mal auf eine „schwarze Null“. Kann da jemand nicht rechnen? Klar, die Infrastruktur der LVB ist – der fehlenden Modernisierungsmaßnahmen während der DDR-Zeit geschuldet – dringend sanierungsbedürftig. Aber rechtfertigt das solche hohen Preise plus Finanzierungsnöte?
Ja, es gab auch immer wieder „Finanzierungsstau“. In notwendige Maßnahmen wurde einfach nicht investiert. Als Eigentümer muss sich da die Stadt Leipzig diese Hose anziehen. Wenn sich eine Stadt allerdings auch einige Luftnummern leistet, statt in wichtige Infrastruktur-Projekte zu investieren, darf man sich nicht wundern, wenn dann Löcher in der Finanzdecke der LVB entstehen. Und diese Löcher sind gewaltig.
Die LVB sind unersetzbar in Leipzig. Es ist gut, dass sie ein öffentliches Unternehmen sind. Aber Dinge wie Finanzierungsstau und Fehlplanung fallen dem Unternehmen immer wieder auf die Füße. Und dann fällt niemandem etwas anderes ein, als dass die Preise erhöht werden müssen. So macht man die LVB nicht attraktiver. Daher sollte man mit herunter gelassenem Visier und mit dem Willen, eine echte Lösung zur Finanzierung zu finden, über die Misere diskutieren. Anders kann das nichts werden. Ich habe aber meine Zweifel, dass die Verantwortlichen an einer echten Lösung interessiert sind. Und deshalb bevorzuge ich auch weiterhin mein Auto gegenüber der „Bimmel“.