Kennen Sie Helmut Markwort? Der ist Herausgeber der Zeitschrift „Focus“. An ihn erinnere ich mich dieser Tage beim Durchstöbern der deutschen Blogwelt. Die verabschiedet sich zurzeit aus den Zwängen der Optimierung. Und das finde ich richtig gut und will das mal kommentieren. Es kann ja sein, dass es da den einen oder anderen bei meinen Lesern gibt, der das ähnlich sieht.
Ich habe keine saubere Quelle gefunden, die das folgende Zitat nicht nur verwendet, sondern die als Ursprung angesehen wird. Das mög mir Herr Markwort nachsehen. Aber ich finde folgendes Zitat des Medien-Strategen zukunftsweisend für die deutsche Blogger-Szene:
Fakten, Fakten, Fakten und an die Leser denken!
Und das stimmt auch. Nur haben viele Blogger diesen Werbeslogan lange Zeit nicht beherzigt. Zu oft standen Gesichtspunkte im Vordergrund, wie der eigene Blog möglichst weit oben in der Google-Suche auftaucht. Es gab lange Zeit die Bestrebung, möglichst gut in den „Augen“ von Google aufzutauchen. Es gibt auch bis heute einerseits Blogs, die sich ausschließlich mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) beschäftigen, und andererseits ganze Artikel, die beschreiben, wie eine SEO-konforme Artikelüberschrift auszusehen hat.
Das ist alles erst einmal nicht zu kritisieren. Wer etwas von SEO versteht (und das ist ein höllisch schwieriges Thema), der soll natürlich darüber schreiben. Ein Musiker-Blog beinhaltet natürlich die Themen des Musikers, also die Musik. Und wenn jemand eine Anleitung hat, wie man einen Artikel so bekannt machen kann, dass man als Außenstehender gar nicht umhin kommt, über diesen zu stolpern, dann ist das völlig OK. Aber einen Blog nur aus Suchmaschinensicht anzulegen und zu betreiben, das finde ich nicht so gut.
Wo wird denn da das Wichtigste des Blogs gewürdigt? Nein, ich meine weder die Artikelüberschrift oder die verwendeten Bilder, die verwendeten Schlagworte oder die im Quelltext eingesetzten Keywords. Es geht auch nicht um den tollen Begriff „Content“. Ich meine den Leser. Denjenigen, der einen Artikel aufruft. Denjenigen, der einen Blog unter Umständen abonniert oder in Lesezeichen hinterlegt hat. Findet der Berücksichtigung bei solchen SEO-konformen Blogs? Ich glaube nicht.
Diese Meinung vertreten offenbar immer mehr Blogger. Der Berliner Blogger Timm Bösche schreibt zum Beispiel vom Google-Dogma. Dem will er sich nicht mehr unterwerfen. Klar, es ist schön, wenn man bei einer bestimmten Suche feststellt, dass ein Artikel aus dem eigenen Blog relativ weit oben in den Suchergebnissen auftaucht. Aber am Ende des Tages geht es darum, dass der Leser den Blog gern besucht und vielleicht auch gern wiederkommt.
Wie man gute Artikel schreibt, die einen Leser interessieren können, sofern ein Thema vorhanden ist, hat der Liechtensteiner Jeffrey Nigg kurz zusammengefasst. Nehmen wir also einmal an, ich hätte ein Thema, über das ich schreiben möchte. Dann ist es gut, wenn man den Artikel nicht zu kurz oder zu lang macht, wenn man Grafiken / Bilder verwendet (ACHTUNG: Urheberrecht beachten) oder man eine passende Überschrift wählt.
Das stimmt alles. Auch stimmt, dass Kommentare berücksichtigt gehören, wenn man an die Leser denkt. Die Wertschätzung gegenüber einem Blogger ist ein Kommentar, sofern es kein Spam ist. Was ist dann so schlimm, wenn der Blogger auf die Kommentare antwortet. Ich versuche, mit meinen Lesern zu interagieren. Sollte also mal jemand kommentieren, dann versuche ich schon, irgendwie zu reagieren. Und das hat nichts mit SEO zu tun.
Ein Blog ist ein Tagebuch. Was soll da also mit Webtechniken herumtaktiert werden, die Webseiten einsetzen, deren Betreiber davon leben wollen? Dann doch lieber etwas weniger SEO und ein wenig mehr Leserfreundlichkeit. Ganz im Sinne von Helmut Markwort, von dessen Zitat ich noch eine echte Quelle nachreichen werde. Versprochen.
Oh ja, da hast du völlig Recht. Manchmal – oder vielleicht sogar oftmals – ist es geradezu notwendig, weit auszuschweifen. Es empfiehlt sich da immer wieder, das eine oder andere in mehreren Artikeln zu bearbeiten. Insofern stimme ich dir völlig zu.
Da fällt mir spontan mal mein Lieblingszitat ein: „Jedes Wort zu viel, ist ein Gedanke zu wenig“.
Viel schreiben kann ich auch, und ich mag auch Füllwörter und Gedankenspiele. Ob ich da immer alles auf das nötigste einkürzen sollte? Nöö. Lieber mal ausschweifen. Bin ja auch kein Journalist sondern ein Blogger :-)