Acht Jahre! Ich blogge nun acht Jahre. Und es wird mal wieder Zeit, ein wenig zu resümieren. Wie sehe ich das Bloggen? Und wie soll das weitergehen? Fragen über Fragen, auf die man einfach mal eine Antwort finden muss. Ich denke, ich sehe das Bloggen anders als vor acht Jahren. Der Mensch verändert sich ja auch in seinem Leben. So auch Meinungen und Ansichten. Und deshalb ist es kein Wunder, dass sich mein Blog über die Jahre immer etwas verändert hat.
Mach doch was mit WordPress!
Ich habe das bisweilen schon mal aufgeschrieben. Ich hatte schon vor Blogbeginn eine Webseite. Die ging irgendwann 2004 oder so an den Start. Ich musste damals aus gesundheitlichen Gründen einen neuen Beruf erlernen. Und das war dann letztlich der Fachinformatiker. Mir wurde dann irgendwann gesagt, dass es Standard in der Berufsgruppe sei, eine eigene Webseite zu haben. Also habe ich mir mit HTML-Grundkenntnissen eine kleine Seite zusammen geschustert. Die lag erst bei einem Kumpel auf dem Server, bis ich dann zu meinem ersten Hoster ging. Das war damals 1Blu aus Berlin.
Die Seite war irgendwie lächerlich, wie ich im Nachhinein feststellen muss. Wer mich dann als Informatiker ernst genommen hätte, dem wäre nicht mehr zu helfen gewesen. Auch in meinem ersten Informatik-Job war diese Seite mein damaliger Stolz. Bis meine Seite bei einer Prüfung in einer Webmaster-Community in der Luft zerrissen wurde und lächerlich gemacht wurde. Und dann kam jemand um Ecke und meinte, ich soll doch was mit WordPress machen, wenn ich nur Inhalte transportieren will.
Und das habe ich dann auch so gemacht. Ich habe WordPress in meinem Webspace installiert, wie man es halt so installiert. Mir war das auch irgendwie alles nicht ganz so wichtig, weil ich mich auf meiner Webseite nur vorstellen wollte. Wie gesagt, es hieß ja, dass man das in der Branche so macht. Meine Inhalte habe ich nach und nach in die Installation rüber gehoben und war bald fertig. Ans Bloggen dachte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Aber dann wollte ich es doch mal probieren, weil eben die Funktion da ist.
Erstes Lebenszeichen
Ich nahm halt an, dass doch hier und da mal jemand auf meiner bisherigen Seite herum getobt ist. Und die wollte ich darüber informieren, dass nun eine neue Seite da ist. Und das Eingebaute ist mein allererster Artikel. Ich hatte doch keine Ahnung, was ich da machen soll. Ich habe halt einfach so ein bisschen Larifari gemacht. Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass diesen Quatsch eh keiner lesen will. Und so umfasst mein erster Artikel 800 Zeichen. Ich lache heute darüber, aber damals war das so.
Zu dem Zeitpunkt war mir eben auch nicht klar, was ich mit einem Blog soll. Bei meinem damaligen Arbeitgeber hatte ich mit technischer Unterstützung zu tun. Konsumenten hatten sich Drucker gekauft, und wenn mal etwas nicht klappte, wollten sie schnell Hilfe. Ich war damals im Email- und Chat-Support. Und nachdem unsere Wissensdatenbank schlecht durchsuchbar war, dachte ich mir, ich baue mir etwas, in dem man besser die Hilfeartikel finden könnte. Und das war dann so der Gedanke meines Blogs.
Aber irgendwie reichte mir das dann nicht mehr. Ich wollte auch irgendwas zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erzählen. Und zu Alltagsdingen. Ich glaube, zu dieser Zeit entstand mein erster Slogan, der lange Zeit Bestand hatte:
Beobachtungen von der Fensterbank und Anleitungen für Leute
Ja, das klingt doof. Aber ich wollte das irgendwie so. Einerseits sollte mein Blog so etwas wie ein Nachschlagewerk für Anleitungen werden, andererseits wollte ich auch meinen Senf dazu geben, wenn irgendwas in der Welt passierte. Und ich begann auch, über den Leipziger Erstligisten RB Leipzig von Anfang an zu erzählen. Das war dann so ein Auswuchs am 15. Juni 2009, knapp ein Monat nach Vereinsgründung:
Stolpersteine
Zu dieser Zeit schrieb ich höchst unregelmäßig. Ich hatte zu dem Zeitpunkt auch zwischenzeitlich komplett das Interesse am Bloggen verloren. Ich weiß nicht mehr so richtig, woran das lag. Aber im Mai 2009 war komplett Funkstille. Bis dahin waren um die 10 Artikel erschienen. Und mir ging das Alles irgendwie am Allerwertesten vorbei. Nach der RB-Leipzig-Gründungsgeschichte kam noch das eine oder andere in Sachen Anleitung, und der Sommer war dann total ruhig.
Ich erzählte etwas von einem Landgasthof und von einem Dorffest. Und dann musste ich feststellen, wie schlimm das ist, als Arbeitnehmer irgendwas mit den Arbeitsagenturen zu tun zu haben. Meine damalige Partnerin war lange Zeit arbeitsuchend, und wir waren knapp drei Jahre lang Eltern. Und aufgrund der seltsamen Abrechnungsmodalitäten meines damaligen Arbeitgebers gerieten wir immer wieder in Probleme mit der Arbeitsagentur. So entstand mein erster sozialkritischer Text.
Und ich wurde politisch. Ob es nun zur Bundestagwahl war, ob es der Umgang mit Langzeitarbeitslosen war, es gab immer wieder irgendwas zu erzählen. Nebenher gab es immer wieder Anleitungen und Technik-Gedöns. Und ich habe miterlebt, wie so langsam aber sicher Botnetze anfingen, Angriffe zu fahren. Das war 2010, und es war eine Kleinigkeit zu dem, was heutzutage abläuft.
Es kam dann dazu, dass mich Geschichten interessierten, die irgendwie in dem Spektrum Spam, Viren, Falschmeldungen abliefen. Und weil ich mit Techno-Musik meine Sturm-und-Drang-Zeit in den Diskotheken dieser Welt hatte, war ich tief erschüttert, als damals die Tragödie zur Love Parade stattfand. Aus diesem Grund musste ich mich damals dazu äußern. Ich konnte irgendwie nicht anders.
Und natürlich habe ich immer wieder meine technischen Artikel hier rein geschrieben. Mittlerweile war ich dann bei meinem heutigen Arbeitgeber gelandet. Und dort habe ich nun mal mit Hochverfügbarkeitslösungen und Mail-Systemen und Virtualisierung und so etwas zu tun. Mich hatte es damals beschäftigt, dass mal den Exchange Server von Microsoft recht einfach hoch verfügbar halten kann, aber dann eine spezielle Prozedur zum Update gehen muss.
Es geschah, dass RB Leipzig aufstieg und der damalige FC Sachsen Leipzig endgültig zu Grunde gewirtschaftet und aufgelöst wurde. Es entstand eine SG Leipzig-Leutzsch daraus, die es mittlerweile auch nicht mehr gibt. In der Politik tobte die weltweite Finanzkrise mit den Dompteuren von S&P. Es wurde Börsenwert am Tag in der Höhe ganzer Volkswirtschaften vernichtet. Am „Internationalen Tag der Katze“ gab es weltweit großen Katzenjammer.
Von Katzen, Hysterikern, Bonitätsbeurteilern und einem verregneten, schwarzen Montag
Und ich stolperte über eine Urheberrechtsverletzung. Heute muss ich sagen, dass da einiges übertrieben wurde. Aber damals sah ich schon meine Existenz bedroht. Ich hatte ein Foto verwendet, was ich wohl nicht hätte verwenden dürfen. Dafür wollte eine Anwaltskanzlei Geld eintreiben. Doch dann war damit irgendwie Schluss. Es gibt jedenfalls diese Artikelserie.
Das war mein erster großer Stolperstein. Über einen zweiten wäre ich fast gestolpert. Und der hätte mich noch viel mehr Geld gekostet. Grund war ein Bericht im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen, der falsch war. Auf den hatte ich mich aber verlassen. Am Ende kam dann heraus, dass ich das Alles richtigstellen konnte. Die Beobachtungen dazu haben mich fortan geprägt und sind mir nach wie vor wichtig.
Seither prüfe ich viel angestrengter die Sachverhalte. Das kostet mich manchmal ziemlich Nerven. Aber es geht nicht ohne. Ich habe in dem Artikel dargelegt, was ich beobachtet habe und wie ich seither recherchiere. Und ich warne davor, dass man sich immer darauf verlässt, was man liest. Das kann sonst ziemlich böse enden.
Erfolge, die ich nicht erwartet habe
Es gibt so Sachen, die erwartet man nicht. So, wie ich auch nicht erwartet habe, dass es Artikel gibt, die gigantische Erfolge waren. Der oben eingeblendete Artikel von der Anwaltskanzlei ist seit sechs Jahren ein richtiger Dauerbrenner. Scheinbar geht es anderen Bloggern und Internetnutzern auch so wie mir. Aber am erfolgreichsten war ein Artikel über einen Kettenbrief, der bei WhatsApp die Runde machte:
Es war auch sehr bewegend, als vor drei Jahren auf einmal eine „Online Anwaltschaft“ mit orthografisch und grammatikalisch falschen Emails auf sich aufmerksam machte. Meine Güte, ich konnte nicht ahnen, dass so etwas so aufrütteln könnte. Aber mit der Email wurden „Rechnungen“ verteilt, die Erpresser-Software enthielten.
Ebenfalls höchst beunruhigend für meine Leser war es, als „Online24 Pay“ Mahnungen schickte. Sie haben richtig Druck in den Emails verbreitet und „Rechnungen“ angehängt. Diese Erpresser-Software, die hier mit dabei war, legte wohl tausende Computer lahm. Und das war der Startschuss für große Wellen von Erpresser-Trojaner, die wochenlang die Medien beschäftigte.
Da wirkt es fast schon lächerlich, dass ein Artikel riesige Aufrufe erhielt, in dem ich mich über Kerstin Ott und „Die immer lacht“ aufgeregt hatte. Ich hätte nie und nimmer damit gerechnet, dass a) das Lied so ein riesiger Erfolg werden würde und damit b) dieser Artikel überhaupt solche Aufrufe erhielt. Ich hatte mich dann später für den Artikel entschuldigt oder so. Aber ich hatte mich in dem Artikel schon gewaltig über dieses Machwerk, das ich nach wie vor abscheulich finde, ausgelassen.
Aber Erfolg definiert sich auch manchmal anders. Es sind auch Dinge, die mir am Herzen liegen. Ich habe Dinge im Blog verarbeitet, die mich beruflich, persönlich, gesellschaftlich oder sonstwie umtrieben. Ich habe für mich Erkenntnisse gesammelt, habe Irrtümer richtig gestellt, habe maßlos übertrieben, bin nicht weit genug gegangen und habe nicht einen Artikel bereut, den ich hier geschrieben habe. Und ich bin am Ende mit mir im Reinen. So kann das mit dem Bloggen gehen.
Ich blogge nicht des Geldes wegen
Mir war es immer zuwider, wenn ich manche Blogs gesehen habe, die den Eindruck vermitteln, sie würden ausschließlich der Kohle hinterher rennen. Ich hab das nie gemacht, obwohl ich auch der Meinung war, ich müsste hier mehr Geld einnehmen. Mittlerweile nehme ich gar nichts mehr ein. Aber bis vor kurzem war es wenigstens ein Werbebanner. Aber nicht mal das wurde akzeptiert, und es brachte auch nichts mehr ein. Aber Blogs, die nur Geld verdienen sollen, sind mir nach wie vor zuwider. Wie hier:
Ich habe vieles versucht, um hier auf der Einnahmenseite irgendwas zu tun. Das hatte aber alles nicht geklappt. Und deshalb lasse ich das einfach mal. Wer mich unterstützen will, findet Möglichkeiten. Aber ich will mich einfach nicht mehr mit solchen Dingen beschäftigen. Ich blogge nicht des Geldes wegen. Deshalb schließe ich meinen Blog auch ganz sicher niemals, weil keine Einnahmen mehr kommen. Das hätte ich dann ja zu diesem Zeitpunkt machen müssen:
Nein, ich blogge, weil ich denke, ich habe etwas zu sagen. Ich schreibe, was mir in den Sinn kommt. Ich denke, dass ich mich nicht verstecken muss. Und ich werde das auch nicht tun. Ich mache mein Ding, werde weiter meine Meinung äußern. Aber ich werde mich partout nicht in irgendwelche Redaktionspläne zwängen oder von irgendwelchen Dingen drangsalieren lassen.
Sie haben es ja selbst schon festgestellt, wenn Sie meinen Blog schon länger mitbekommen: Ich habe die Meinung gehabt, außer bei Blogpausen täglich etwas zu schreiben, da mein Blog ja leben muss. Aber wer sagt denn das? Ich gehe mehr und mehr dazu über, nur noch dann irgendwas zu schreiben, wenn es mir passt. Und wenn mal einen Tag lang nichts erscheint, dann ist das so. Von mir aus kann das auch mal vorkommen, dass mehr als einen Tag nichts hier passiert.
Das hat dann nichts damit zu tun, dass ich nichts mehr zu sagen habe oder keine Lust mehr habe oder so. Es ist dann vielmehr so, dass ich halt an dem Tag nichts zu sagen habe, was genug für einen Artikel ist. Ich meine, wir haben doch als Menschen nicht jeden Tag gleich viel Lust und gleich viel zu sagen. Deshalb sind wir nicht schlechter als sonst. Ich habe ja auch ein Privatleben. Wie die meisten Blogger. Und das ist mir eben auch heilig.
Ist das Bloggen denn Arbeit?
Ja, es ist Arbeit, einen Blog zu schreiben. Man muss die Webseite pflegen, den Hintergrund-Bereich in Ordnung halten, man muss für Artikel recherchieren, die Artikel verfassen, korrigieren, Kommentare moderieren und beantworten und all das. Kurz: Man nennt es Arbeit, wenn man es professionell betreibt. Ich betreibe meinen Blog als Hobby. Und so sehe ich das auch an. Natürlich macht mein Blog Arbeit. Man muss es aber auch nicht übertreiben, damit es ein Hobby bleibt.
Dennoch kann ich nur jedem empfehlen, einen Blog anzufangen. Es ist schade um jede Geschichte, die nicht erzählt wird. Das habe ich auch schon oft genug gesagt. Ich bin der Meinung, dass man alles erzählen darf, was man will, so lange es im gesetzlichen Rahmen bleibt. Und bevor man seine Werke in soziale Netzwerke gießt, die damit auch noch die eigene Tasche vollmachen, sollte man das lieber auf seiner eigenen Seite machen.
Nein, als Blogger eines selbstgehosteten Blogs ist man der Herr im eigenen Haus, der Erdogan Diktator der Webseite. Und so lang man mit sich und seinem Blog im Reinen ist, ist es auch in Ordnung, einen Blog zu führen. Nur sollte sich jeder zum Ziel machen, nicht an Umsätze und Einnahmen bei einem Blog zu denken. Denn ein Blog ist ein Blog ist ein Blog und kein Geschäftsmodell.
Heute ist mein Blog acht Jahre alt geworden. Eine lange Zeit. Es gab viele Aufs und Abs. Das wird auch so bleiben. Da gebe ich mich keiner Illusion hin. Aber vielleicht gelingt es mir, möglichst ich selbst zu bleiben. Wenn ich diesen einen und nicht verhandelbaren Grundsatz aufgeben würde, würde ich meinen Blog sofort beenden. Aber danach sieht es nicht aus. Und so lade ich alle Leser ein, weiter hier dabei zu bleiben und / oder selbst etwas zu beginnen. Abgemacht?
Herzlichen Glückwunsch Henning. 8 Jahre ist schon ganz schön lang im schnelllebigen Internet. Auf die nächsten Jahre. Viel Erfolg, vor Allem aber viel Spaß und eine gute Zeit.
HG Hans
Hallo Hans, vielen Dank. Das stimmt, das ist wirklich lang für das Internet. Aber mich haut so schnell nichts um. Deshalb mache ich ja auch weiter.
8 Jahre? Seit 2009? Da sind wir ja gleich alt. Ich habe 2009 auch unseren ersten Reisebericht ins Netz gestellt.
Das ist eine lange Zeit, wo doch heute so viele Blogs kommen und oft auch schnell wieder gehen. Weitermachen, sag ich mal!
LG Thomas
Hallo Thomas, wenn man so guckt, wie lang der erste Artikel her ist, merkt man, wie alt man ist. Ich bin da auch stolz darauf, dass ich länger mitmache als viele andere Blogger das jemals vorhatten. Und klar mache ich weiter.