George Orwell, Autor der grandiosen Dystopie „1984“, hätte sich ins Fäustchen gelacht. Seine literarischen Spekulationen bieten durchaus die wüstesten Vorlagen für weitere Spekulationen um aktuelle Internet-Politik.
Ich schreibe hier nicht unbedingt einen Artikel mit wahnsinnigen neuen Erkenntnissen. Vielmehr möchte ich zusammenfassen, was mir in den letzten Tagen so über den Weg gelaufen ist.
George Orwell, eigentlich Eric Arthur Blair, wurde in Bihar 1903 geboren. Er hat einige sehr bedeutende Romane geschrieben. Zweifelsohne sind die berühmtesten unter ihnen die „Farm der Tiere“ und die Mutter der Romane zur Schwarzmalerei, „1984“.
In 1984 geht es in drei Bänden um die totale Überwachung und um einen totalitäten Präventionsstaat. Privatsphäre gibt es nicht. Eine eigene Meinung ist nicht erwünscht. Das „Ministerium für Wahrheit“ könnte das Goebbels’sche Propagandaministerium sein. Die „Partei“ könnte die NSDAP / die SED und ähnliche Organisationen sein.
Sie sagen jetzt sicher: Das ist doch alles Schnee von gestern und vorgestern. Aber so einfach ist es leider doch nicht. Viel zu deutlich sind die Anzeichen, dass viel zu viel überwacht und durchleuchtet werden soll. Viel zu klar äußern sich führende Politiker in Deutschland, in den USA und sonstwo.
Ich mag vielleicht ein wenig zu sehr dramatisieren. Vielleicht winkt auch der eine oder andere ab. Aber George Orwell läuft einem zurzeit zu oft über den Weg, als dass man das einfach mal so ignorieren kann. Ich mache das deutlich anhand einiger Zitate aus anderen Blogs. Das Schlagwort ist dabei keine Partei dieses Planeten, sondern:
INDECT – Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment
Zu deutsch liefert das Monstrum gleich seine eigene Erklärung im Begriff: Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erfassung für die Sicherheit von Bürgern in städtischer Umgebung.
Neben Universitäten aus ganz Europa ist namhaft aus Deutschland die PSI AG beteiligt, von der die Wikipedia weiß, dass sich das Unternehmen unter anderem mit öffentlicher Sicherheit und der Überwachung von IT-Infrastruktur befasst.
Der Blog „Die Dorettes“ hat eine kleine Linksammlung zusammengetragen, bei der eigentlich jeder verlinkte Artikel ein flaues Gefühl in der Magengegend verursachen könnte. Und sie nennen INDECT ein „internationales, europäisches Überwachungsprojekt orwellianischen Ausmaßes“.
Klaus Ahrens schreibt in seinem Blog von „datengeilen, deutschen Politikern“, die mit großen Anbietern für Cloud-Dienste zusammengesessen hatten, um Lösungen zu finden, um „ein Überwachungsprojekt für die Daten der Bürger in der Cloud auf den Weg zu bringen“. Und man solle doch bitteschön keine vertraulichen Daten in der Cloud ablegen.
Etwas bösartiger kommentiert „Philosophische Schnipsel“ das Theater um INDECT und die ITU. Ja, plappern können ja alle in den Facebooks dieser Welt. Es betrifft ja eh die anderen, die dann überwacht werden. Da aber niemand so richtig weiß, wer oder was von wem weshalb überwacht werden wird, heißt der zentrale Satz aus dem Artikel: „Aber was habt ihr denn für eine Vorstellung, wer euch was zutraut in diesem angeblichen Kampf gegen Terror und Kriminalität?“
Was INDECT oder die ITU da alles noch fabrizieren, mag man sich nicht wirklich vorstellen. Fakt ist jedenfalls, dass mit beidem die Welt im globalen und das Internet im speziellen Sinn nicht unbedingt besser werden können. Und dann soll nochmal jemand sagen, dass niemand gewarnt hat. Nein, nicht ich, ich bin unbedeutend. Aber andere warnen genug.