Was erlauben, TikTok? Ich meine, ich kann die Plattform eh nicht leiden. Aber was sich die chinesische Social Media Bude da erlaubt hat, ist schon eine Granate. Neulich wurde doch die App dabei erwischt, wie sie Daten abschnorchelte. Wer weiß, was der Betreiber damit anstellt. Aber es kann nichts gutes bedeuten. In der Endkonsequenz darf das eigentlich nur bedeuten, dass niemand so irre sein darf, diese App zu nutzen.
Wie kam es denn raus?
Achtung, das ist jetzt ziemlich schräg. Jedes Gerät, jedes System hat eine Zwischenablage. Bei PCs / Notebooks / Servern nutzt man dafür STRG + C bzw. CTRL + C. Auf mobilen Geräten ist es das lange Tippen oder ein Doppeltippen oder etwas ähnliches. Auch Markierungen kann ich Kopieren. Diese Inhalte landen dann erstmal in der Zwischenablage, und ich kann sie woanders einfügen.
Und genau diese Zwischenablage hat sich TikTok gekrallt. Heraus kam das Ganze durch iOS 14, dessen Beta-Version neulich vorgestellt wurde. Dort gibt es eine Warnfunktion. Alle ein bis drei Tastaturanschläge soll TikTok hier zuschlagen. Die Warnfunktion wiederum meldet mit einem Popup, wenn eine App sich die Zwischenablage schnappt, ohne dass dies der Nutzer so eingestellt hat. Und dabei kam das Alles raus.
Angeblich will der chinesische Videodienst diese Funktion abstellen, damit das in Zukunft nicht mehr passiert. Die Bude behauptet doch ernsthaft, dass sie benutzt wurde, um Spam zu identifizieren. Zum Schutz der Nutzer also. Glauben die denn da auch selbst dran? Ich stehe ja eh mit dem Laden auf Kriegsfuß. Und irgendwie finde ich mich mit der Geschichte in meiner Skepsis bestätigt.
TikTok sind nicht die Einzigen
Es ist jetzt keineswegs so, dass nur der chinesische Videodienst in der Zwischenablage herum schnüffelt. Das machen auch andere. Ich las davon, dass es auch andere Apps machen. Praktisch jede App, die auf die Zwischenablage zugreifen kann, kann unbemerkt diese auslesen. TikTok ist erwischt worden, aber auch andere sind ins Visier geraten. Im eben verlinkten Artikel sind einige genannt, aber die sind nur exemplarisch.
Problematisch wird das Ganze in Bezug auf Passwort-Manager wie KeePass, die quasi die im Passwort-Manager gespeicherten Passwörter über die Zwischenablage in die Ziel-App oder in den Browser kopieren. So, und jetzt stellen wir uns mal die enorm eingeschränkte Privatsphäre vor, die China auch in den Apps aus dem Land durchsetzen will. Ich will nicht spekulieren, aber man könnte auf dumme Ideen kommen.
Ob das Ganze auch Android-Geräte betrifft, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich TikTok, Starbucks, AccuWeather und so weiter und so fort die Gelegenheit auf dem am meisten verbreiteten mobilen Betriebssystem entgehen lassen. Und jetzt sagt mir nicht, dass ihr ja nichts zu verbergen habt. Das lasse ich hier nicht gelten, denn dieses Schnüffeln gehört sich einfach nicht.
Passt auf eure Daten auf
iOS 14 bringt eine Warnfunktion mit, mit der sie TikTok auf die Schliche gekommen sind. Man muss sich ernsthaft fragen, ob es dann immernoch gerechtfertigt ist, diese App zu nutzen. Was ist es euch wert? Und vor allem: Was sind euch eure Kinder wert? Denn TikTok hat hauptsächlich junges bis sehr junges Publikum. Auf die müsst ihr aufpassen. Und wir wissen eben nicht, was die Chinesen mit den Daten anstellen.
Löscht am besten euren TikTok-Account und löscht die App vom Smartphone. Am Ende gilt hier der Grundsatz: So viele Apps wie nötig, aber so wenige wie möglich. Jede App kann potentiell Daten nach sonstwo hin schicken. Und wenn die das tut, indem sie eure Zwischenablage ausliest, kann das auch weniger lustig werden. Passwort-Manager, Zwei-Faktor-Authentifizierung, mTANs eurer Bank etc. können mitgelesen werden.
Wollt ihr das? Nein? Dann weg mit dem Mist. Andere sind nicht besser. Ihr müsst euch halt fragen, ob ihr die Apps der sozialen Netzwerke nutzen wollt. Facebook guckt euch in die Unterwäsche, wenn ihr der App nicht auf die Finger haut. Das gleiche macht der Konzern auch über WhatsApp und Instagram. Wenn ihr sowas nutzt, neben TikTok und Co., fragt euch nie, ob man Datenschutz-Bedenken bei der Corona-Warn-App haben sollte.