Stellen wir uns einfach mal vor, dass autonome, automatische Notbremssysteme darüber entscheiden, wann wie stark ein Auto gebremst wird. Die Autofahrer können das sicherlich nicht mehr allein. Deshalb will eine Initiative von 20 Auto-Herstellern die Einführung von diesen Notbremssystemen vorantreiben. Wir denken einfach mal darüber nach, was passieren kann. Denn das ist schon nicht ganz ohne, wenn man so ein paar Dinge betrachtet.
Der Fahrzeugführer ist immer das schwächste Glied. Man gibt zu viel Gas, beschleunigt zu spät, lässt zu viel Abstand. Das Ganze geht aber auch umgekehrt: Man fährt zu schnell, bremst zu spät, übersieht Hindernisse oder reagiert nicht rechtzeitig und richtig auf irgendeine unvorhersehbare Situation. Hier wollen die Auto-Hersteller eingreifen. Hier muss man ja etwas tun. Oder doch nicht?
Sicher, die Unfälle, die immer wieder passieren, sind zum Teil vermeidbar. Die verschuldet nun einmal der Mensch. Weil eben das passiert, was ich kurz skizziert habe. Allein durch Unachtsamkeit und falsche Reaktionen werden unzählige Unfälle verursacht. Und wie will man dem denn beikommen, außer dass man Schilder aufstellt oder sonst irgendwelche Warnhinweise macht.
Insofern ist das schon nachvollziehbar, dass da die Hersteller hergehen und das Autofahren sicherer machen wollen. Dazu wollen sie AEB-Systeme einführen. Diese autonomen Notbremseinrichtungen arbeiten mit Radarsensoren, Lasern oder Stereokameras zusammen. Und ein Algorithmus entscheidet darüber, ob der Fahrer nur gewarnt werden soll, oder ob gleich eine Notbremsung eingeführt werden soll.
Irgendwie ist das schon eine ziemlich gute Sache. Aber es gibt ja auch einen Pferdefuß. Nicht jedes Auto wird ja zeitgleich mit AEB ausgestattet. Was würde wohl passieren, wenn ein solches System eine Notbremsung einleitet und der nachfolgende Verkehr kein solches System verbaut hat? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief gehen kann? Wird unter Umständen ein vor dem Auto nieder fallendes Laubblatt als Hindernis gewertet? Ja, das ist überspitzt dargestellt, das ist mir schon klar, aber eine gewisse Gefahr bietet es ja doch.
Und dann ist ja noch die Sache mit den Algorithmen. Die sind alle nicht fehlerfrei. Klar, sie sind ja menschliche Produkte. Und ein Mensch kann niemals frei von Fehlern sein. Die Firma Bosch hatte dazu im letzten Jahr ein Notbremssystem auf Basis von Bordkamera-Daten vorgestellt. Und das hatte als Warnfunktion gearbeitet. Das kann ich ja noch nachvollziehen. So wie es auch die Spurhalte-Assistenten gibt, die vor sich hin tröten, wenn die Spur auf der Straße verlassen wird. Aber wenn ein Assistent eine Notbremsung auf Basis eines Algorithmus macht, habe ich dann doch etwas Sorge.
Algorithmen – das habe ich geschrieben – sind nie fehlerfrei. Auch die Such-Algorithmen der Suchmaschinen-Anbieter im Internet können diesen Anspruch nicht haben. Aber im fließenden Verkehr mit so vielen unvorhersehbaren Dingen halte ich das für nicht praktikabel. Aber vielleicht schafft man ja doch eine Möglichkeit, das in die Realität umzusetzen. Bis 2022 wollen sie das geschafft haben. Google will ja auch selbst fahrende Autos haben. Also theoretisch denkbar ist es. Aber im Moment noch viel zu heikel, oder?
Den nachfolgenden Verkehr ohne solche Notbremsfunktionen sehe ich auch als Problem an. Was nützt es mir, wenn die Technik verhindert,daß ich einem anderen hinten draufdonnere,wenn es im Gegenzug mein Hintermann bei mir tut ? Ähnlich kritisch sehe ich die diversen Parkassistenten,die ein Auto vollautomatisch in die kleinste Parklücke reinzwängen. Sicher, wenn man nicht genau drüber nachdenkt,mag das alles nett klingen…aber was habe ich davon, mich in die kleinste Parklücke reingezwängt zu haben,wenn im Gegenzug der Fahrer des PKWs neben/vor/hinter mir ´ne Beule in mein Auto macht,weil er nicht mehr genug Platz zum AUSparken hatte ?