Bloggen mit Moral – Geht das überhaupt?

Hin und wieder nehme ich ja an dem einen oder anderen wilden Gedankenaustausch teil. Eine recht gute Sache ist dabei meine Serie „Webmaster Friday“, mit der ich in unregelmäßiger Weise an genau diesem teilnehme. Man kann sich auch anderweitig dem Gedankenaustausch widmen, zum Beispiel indem man einen Artikel beantwortet oder kommentiert oder sonstwie an einer Art Blogarade teilnimmt.

Wie auch immer. Der Blogvermarkter Rankseller betreibt einen Blog namens WebLogMarketing. Und in diesem wird derzeit dazu aufgerufen, sich einmal Gedanken zu Ethik und Moral beim Bloggen zu machen. Das Thema Geldverdienen mit einem Blog ist da der zentrale Aspekt. Und das möchte ich gern etwas beleuchten.

Tja, was soll ich sagen? Man kann ja überall vor sich hin bloggen. Kostenlos über wordpress.com, über paperblog.de, über blogspot.com oder wie auch immer ist die eine Variante. Die andere Variante ist die Anmietung eines Stückchens Speicherplatz oder gar eines Servers, die Bestellung einer Domain und selbst einen Blog aufziehen; und das kostet Geld. Wie bekannt, bin ich Kunde bei Alfahosting. Und dort kostet mich meine Webseite pro Jahr etwas Geld. Das ist auch OK so. Ich bekomme ja auch einiges an Leistung dafür, wie Sie anhand dieser Seite (Werbelink) sehen können.

Jedem ist daran gelegen, die Kosten für das Webhosting möglichst klein zu halten. Wer höhere Einnahmenziele hat, dem sei das gegönnt. Mein Ziel ist das nicht. Mir ging und geht es ausschließlich darum, die Kosten wieder etwas hereinzuholen. Und deshalb habe ich es auch relativ einfach. Ich muss mich nicht verbiegen, ich muss niemandem nach dem Mund reden. Ich muss gar nichts.

Doch, eins muss ich.

Das Einzige, wozu ich mich immer verpflichtet sehe, ist Authentizität. So lang ich authentisch bin und mich mit meinem Geschreibe identifizieren kann, habe ich wenig Bauchschmerzen. Es ist ja auch nicht so, dass ich irgendwelche offensiven, progressiven und dadurch einfach nur nervtötenden Werbesprüche lostrete. Ich denke, selbst wenn ich mal einen Artikel habe, für den ich Geld bekomme (was erstens nicht viel ist und zweitens höchst selten vorkommt), dann schreibe ich trotzdem meine Meinung und beschönige nichts. Ich denke, das gehört zur Fairness dazu. Ich bin immer ich. Und das muss immer das Wichtigste sein. Und das sollte sich auch jeder Blogger vor Augen halten.

Aber wenn ich jetzt mal davon absehe, was da rund um das Geldverdienen alles so geschrieben wird, dann habe ich noch einiges mehr, worüber ich erzählen kann. Moral und Ethik scheinen wirklich ein ziemlicher Zankapfel zu sein. Jeder sieht das ein wenig anders. Und das ist auch OK so.

Ich finde es keineswegs unmoralisch, mit einem Blog ein bisschen Geld einzunehmen (einnehmen deshalb, weil es sich meistens gerade für eine Minderung der Kosten reicht). Aber man sollte sich weder verbiegen, noch sollte der Inhalt dann irgendwie übertrieben optimiert sein, noch darf ein Blog wie meiner überwiegend aus Werbung bestehen. Ich glaube, wenn so etwas passieren würde, würde das ja jeder mitbekommen. Und Sie als meine Leser wären weg. Stimmt’s?

Es gibt ja reihenweise Blogs, die nach Suchmaschinen-Gesichtspunkten erstellt sind. Die Inhalte sind eigentlich nicht der Rede wert. Und solche Blogs sind richtige Einnahmen-Säue. DAS finde ich unmoralisch. Wenn dann noch dazu fragwürdige Dinge empfohlen werden, ist dies von der ethischen Seite her zumindest zu hinterfragen.

Ähnlich wie ich sieht das auch Thomas Bloch. Auch er setzt Werbung (bei mir immernoch rechts oben der kleine Linkblock) ein und würde sich über bezahlte Artikel freuen. Aber sein vornehmliches Ziel ist das nicht. Auch er möchte keine Optimierung um jeden Preis, sondern hofft wie ich, dass der gebotene Inhalt interessant genug für Besucher ist, dass sie sich mit diesem beschäftigen. Das ist nicht verwerflich. Ich würde mein Tun daher auch nicht als verwerflich – und demnach auch weder als unmoralisch oder ethisch fragwürdig bezeichnen. Der Meinung ist übrigens auch Alexander Liebrecht in seinem Blogartikel auf seinem Joomla-Blog.

Man darf aber vor allem eins nicht vergessen: Ein Blog ist zum überwiegenden Teil eine Meinungsäußerung. So lang ich mich dabei an Recht und Gesetz und an den guten Ton halte, ist das auch in Ordnung. Ein Blog kann niemals den Anspruch erfüllen, die Medien ersetzen zu wollen. Mir kommt etwas zu Ohren oder ich lese etwas und kommentiere das. Dazu gehört Recherche, dazu gehört einiges Spezialwissen, denn nicht umsonst gibt es ein Journalismus-Studium.

Also: Ein Blog erfüllt nicht den Anspruch, eine Zeitung zu sein. Das will ein Blogger meistens auch gar nicht. Bei einem Blog geht es um Meinung, nicht um Nachrichten. Das ist wohl einer der Hauptunterschiede zwischen Blog und Zeitung. Wenn jetzt jemand daher kommt und es unmoralisch findet, dass sich kaum ein Blogger an den Pressekodex des Deutschen Presserats hält, dann ist das einfach deplatziert.

Michael Firnkes schreibt in einem sehr lesenswerten Artikel einerseits über eben diesen Pressekodex und andererseits über auf Klicks fixierte Artikel. Sein zentraler Satz darin mahnt an, dass Blogger sich nicht auf Klicks konzentrieren sollten und es deshalb besser machen sollten als manche Medien. Ich erinnere in dem Zusammenhang gern an die unzähligen Klickstrecken der Medien zum Schumacher-Unfall rund um den Jahreswechsel. Auf so etwas darf kein Blogger angewiesen sein.

Matt Cutts vom Internet Giganten hat immer wieder beschwörend darauf hingewiesen: „Content is king„. Was nützt mir die beste Suchmaschinenoptimierung und die ausuferndste Klickstrecke, wenn man mich wegen des Textes auslacht? Was soll ich suchmaschinenoptimierte Überschriften verwenden, wenn ich mit dem Inhalt in den Artikeln nicht einverstanden bin? Moralisch ist ein Blogger nur, wenn man mit Inhalt und Qualität der Artikel zufrieden ist. Das stünde den Bloggern im Allgemeinen gut zu Gesicht.

Man kann sich als Blogger nicht darauf berufen, dass doch die Medien auch immer mieser werden. Das darf nicht der Anspruch sein. Es muss der Anspruch sein, schlauer zu sein als die Medien und zumindest zu versuchen, die Qualität gleichbleibend hoch zu halten. Vielleicht würde man dann auch die Blogger ernster nehmen als es derzeit viele Internetnutzer immernoch tun.

9 Replies to “Bloggen mit Moral – Geht das überhaupt?”

  1. Hi Henning,
    schöner Artikel und ich sehe es so wie du und man muss als Blogger in erster Linie ich selbst sein und auch bleiben, ganz gleich was kommt und passiert. Geld verdienen darf man mit dem eigenen Blog, was ja inzwischen gang und gäbe ist und da ist es doch toll, dass man die Möglichkeit hat. Alles andere muss im gesunden Rahmen bleiben, finde ich.

  2. Hallo Henning,
    ein interessanter Aspekt. Mir stellt sich gerade die Frage, ob es moralisch ist, einen Blog aufzusetzen, mit Inhalten zu füllen allein zu dem Zweck seine Affiliate Einnahmen zu erhöhen?
    So mache ich das immer mit meinen Affiliate Projekten. Dabei achte ich stets darauf, gute Inhalte abzuliefern (bsp. Gegen-Akne-Pickel.de oder Blood-Movie.de). Im Vordergrund steht für mich das Geld verdienen mit diesen Blogs, was aber nicht bedeutet, dass ich da SEO optimierten Schund reinschreibe.

    Ich sehe mich in keinster Weise als unmoralisch, nur weil ich mein Talent zu schreiben dazu nutze, damit auch Geld zu verdienen. Wenngleich der Tenor in den verlinkten Artikeln irgendwie in diese Richtung zu schwingen scheint.

    LG Sascha

  3. Sehr guter Artikel! Ich finde es auch ok, wenn Leute mit ihrem Blog Geldverdienen. Schließlich investiert man ja auch viel Zeit und teilweise Geld in das gute Stück. Also warum nicht auch ein bisschen Geld verdienen mit seinem Hobby? Ich finde es auch in Ordnung, wenn man für einen Blogbeitrag bezahlt wird, solange man eben seine ehrliche Meinung sagt. Das Problem ist eben nur bei vielen, dass sie vielleicht unglaubwürdig wirken, sobald der Leser weiß, dass der Beitrag bezahlt wird. Als wäre die Meinung gleich mitgekauft worden (Keine Sorge, bei dir denke ich sowas nicht!! (: )

  4. Hallo Henning,

    Ich sehe das so, wie alle anderen hier. Bloggen soll Spaß machen und Mehrwert für Leser bieten. Es ist nmichts schlimmes dabei, wenn man damit dann auch noch sein Geld verdient, aber man sollte nicht nur Artikel für Geld schreiben und seinen Blog mit Werbung überlagern.

    Gruß

    Steven

    1. Nein, nur für Geld, das wäre mir nichts. Ich will meine Meinung sagen, und meine Leser scheinen meine Meinung gern lesen zu wollen. Und das ist die Hauptsache. Und insofern sind wir uns ja alle einig.

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