Dass diverse Medien und Agenturen vornehmlich Blogger abmahnen, weil angeblich irgendwas ohne Berechtigung verwendet wurde, ist ja nichts neues. Dass aber gut verbreitete Blogs von Leuten abgemahnt werden, weil angeblich Falschaussagen getroffen wurden oder weil angeblich der gute Ruf beschädigt wurde, das ist neu.
Und da darf man auch schon mal warnen. Als Blogger hat man eben nicht gleich eine ganze Rechtsabteilung in der Hinterhand und muss daher doppelt und dreifach aufpassen, was man veröffentlicht.
Mir ging es ähnlich. Da wurde jemand aus dem Gefängnis entlassen und hatte demnach das Recht auf Wiederherstellung seines Leumunds. Vorher hatte ich mich auf Informationen verlassen, die sich dann als falsch herausstellten. Ich hatte Glück, mein Gegenüber verlangte nur die Richtigstellung, was durch Deaktivierung des Artikels erledigt werden konnte. Andere haben derzeit nicht so viel Glück.
Rechtswirren mit Politikern
Da gibt es derzeit richtigen Ärger für Markus Beckedahl. Der Netzaktivist und Betreiber des Blogs Netzpolitik hat Ärger mit dem Minister des Bundes und Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs. Der Blogger wurde vom Politiker abgemahnt. Bumm! So, wie er das schreibt, ist er dem Politiker und seinen Anwälten direkt in die Falle gelaufen.
Dabei hätte Markus Beckedahl es wissen müssen, ging Fuchs dort auch schon juristisch gegen den Politik-Blog Abgeordnetenwatch vor. Hintergrund ist, dass dieser Blog – wie auch Netzpolitik – über offene Fragen zu Nebentätigkeiten des Politikers geschrieben haben.
Ich kann leider nicht beurteilen, ob die Nebentätigkeiten des Politikers nun korrekt verbucht wurden oder nicht. Mein Eindruck, ohne Kenntnis zu haben, ist: Nein. Aber wie gesagt, das ist nur eine Laienmeinung. Man muss ja aufpassen, dass man nichts falsches schreibt. Wie nun aber Michael Fuchs und seine Anwälte vorgehen, darüber sollten Sie sich selbst ein Bild machen, wenn Sie die Dokumentation hinter den Links zur Netzpolitik und zum Abgeordnetenwatch verfolgen.
Die Rage kann schnell teuer werden
Wenigstens scheinen beide Blogger recht ruhig zu bleiben. Es ist nun einmal so gekommen, wie es ist, was soll man sich da noch aufregen, zumal öffentlich. Wenn man sich nun einmal in Rage begeben hat, sollte man vielleicht erst einmal Luft holen.
Was macht man aber, wenn man über ein Thema XYZ einen Artikel verfasst und den Anbieter im Thema als mies einstuft und dieser Anbieter in den dazu gehörigen Kommentaren dann in der Luft zerrissen wird? Man kann entweder den sicheren Weg wählen und die Kommentare dann eben nicht veröffentlichen. Oder man zeigt die stolze Brust und lässt der freien Debatte freien Lauf.
Vor der Entscheidung stand auch Sascha Oertlin. Und er hatte sich für letzteren Weg entschieden und hat nun mit den Konsequenzen zu leben. Dabei scheint die Debatte sogar gerechtfertigt gewesen zu sein. Also will der Gegner von Sascha Oertlin nur – wie sagt man das? – vertuschen, was da im Blogverdiener stand.
Der Streisand-Effekt
Beiden Vorfällen haftet der Geruch des Streisand-Effektes an. Das ist so eine dumme Geschichte. Man will irgendetwas aus der Öffentlichkeit raus haben. Man will sämtliche Informationen zur dummen Geschichte unterdrücken. Und man erreicht damit genau das Gegenteil.
Bekannt wurde der Streisand-Effekt durch Barbara Streisand. Die hatte ein Fotoportal verklagt, weil auf einem Foto ihr Haus zu sehen war. Eins unter vielleicht 12000. Das hat riesige Wellen geschlagen. Sie hat damit genau das Gegenteil erreicht als das, was sie erreichen wollte. Und seitdem spricht man eben vom Streisand-Effekt.