Der Herausgeber von einer Zeitung ist eine wichtige Person. Man stellt sich da immer ältere Herrschaften mit schweren Ledersesseln in teuren Büros vor. Verleger sind auch solche Leute, die man sich so vorstellen könnte. Eher seltener denkt man da an Menschen, die genau die Tätigkeit in Jogginghose und vielleicht vom Bett aus tun können. Sie müssen nicht, aber es ginge. Und genau das sind Blogger. Blogger sind quasi Verleger, Herausgeber und Autoren in Jogginghosen. Ich finde, man sollte sie ernster nehmen.
Es hat ja glücklicherweise nachgelassen, dass Blogger von dem, was viele als etablierte Medien ansehen, nicht ernst genommen werden. Mittlerweile sehen es die großen Namen im Blätterwald durchaus als gegeben an, Blogger auch mal richtig zu zitieren. Sie bemächtigen sich nicht mehr in der Masse einfach des Inhalts eines Blogs, weil es ja „nur ein Blogger“ ist. Sondern weil Blogger ja auch Rechte haben, passiert da jetzt schon wesentlich mehr. Das Urheberrecht gilt genauso für Medien in Bezug auf Blogs wie umgekehrt.
Ich glaube, vieles hat sich geändert, seitdem man mitbekommen hat, dass Blogs auch gern mal einen Herausgeber haben. Das sind die Leute, die ein publizistisches Werk zur Publikation vorbereiten. Herausgeber sollen das Erscheinungsbild prägen und repräsentieren. Und sie machen auch Inhalte. Was glauben Sie, was Blogger machen? Ja, in erster Linie sind wir Autoren. Aber wir geben unser publizistisches Werk – also unseren Blog – auch heraus, weil wir genau das tun, was ein Herausgeber tut.
Und man hat ja auch erkennen müssen, dass Blogger auch Verleger sind. Verleger entscheiden ja, worin ein Verlag investiert. Und sie entscheiden auch über Art und Weise der Herstellung und Verbreitung eines Werkes. Und sie gehen in finanzielle Vorleistung. Verlegen ist hier ein Synonym für Vorlegen. Und Blogger tun das eben auch. Sie entscheiden, ob Artikel über die sozialen Netzwerke gehen sollen oder nicht, ob in Webhosting, Themes und Plugins oder gar in Webentwicklung investiert werden soll. Und sie bezahlen auch erstmal die ganze Chose.
Insofern ist das mit dem Bloggen schon eine ziemlich schwierige Nummer, wenn man das mal so sieht. Ich denke ja zurzeit über ziemlich schwerwiegende Dinge meinen Blog betreffend nach. Ich meine, man kann ja nicht ewig so weiter wursten, wenn man den Eindruck hat, dass es eben nur noch ein Wursten ist. Und vielleicht ist es das, was ich mir so vorstelle. Vielleicht muss ich das Ganze wirklich mal überdenken.
Vielleicht definieren sich Werte anders? Vielleicht muss ich mir einfach die Frage stellen, ob Werte eines Bloggers tatsächlich mit Werbeeinnahmen und Reichweite zu messen sind. Sicher, ich freue mich über jeden, der mir über meine sozialen Kanäle oder direkt hier im Blog folgt. Und sicher freue ich mich über jeden Cent Werbeeinnahmen. Aber vielleicht ist der Gedanke ja anders zu sehen. Denn ich wollte nie zur „Klicksau“ mutieren. Ich wollte nie einen Blog haben, der aufgerufen wird, weil die Suchmaschinenoptimierung gut funktioniert.
Dementsprechend kann ich auch nicht erwarten, dass alles optimal läuft. Wer will das denn auch? Im Prinzip will ich nur schreiben und meinen Blog in Ordnung halten. Vor diesem Hintergrund sollte es mir doch ziemlich egal sein, was passiert. Aber dann wäre ich ja nur der Autor, also nur eine der drei Persönlichkeiten in dem Unternehmen Blog. Vor allem der Verleger schreit da laut auf, weil der ja die Servermiete bezahlt hat, weil das Eine oder Andere hier auch Geld gekostet hat, weil Arbeitszeit für diesen Blog eben auch Geld ist.
Und der Herausgeber? Der will doch immer alles perfekt haben. Der weiß, dass dieser Blog eine gewisse Marke ist. Seit Jahren ist hier Blau die dominierende Farbe. Das hat der Herausgeber nach jahrelangen, ermüdenden Tests vor 4, 5 Jahren entschieden. Und der Herausgeber hat eben auch entschieden, dass ein gewisser grammatikalischer und orthografischer Anspruch gewahrt wird. Und er hat entschieden, dass die Ansprache des Lesers „Sie“ ist. Und das sind so die Rollen, die man da so zu vergeben hat.
Wenn ich nun das so sehe, dass ein Blog wie eine Zeitung in Hosentaschenform ist, dann muss ich zwangsläufig darauf kommen, dass es nicht geht, ohne über Geld nachzudenken. Aber vielleicht habe ich das zu häufig gemacht. Wer weiß das schon? Blogger sind halt „Herausgeber, Journalist und Verlag in einem“, wie Michael André Ankermüller bei „Werben und Verkaufen“ erzählte. Das ist jener Blogger. Und deshalb wird es nie ganz ohne die Frage gehen, was am Ende eigentlich herausspringt. Aber vielleicht geht es anders.
Muss ja. Einerseits bin ich viel zu sehr Blogger und kann nicht einfach diesen Mantel ablegen. Andererseits habe ich Zuschriften erhalten, die in Summe so etwas wie „Mach mal weiter“ beinhalteten. Ich werde wohl weitermachen. Aber ich werde mir Gedanken darüber machen müssen, wie die Finanzierung dieses Blogs aufrecht erhalten werden kann. Bei mir wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Wer weiß, vielleicht lasse ich mir etwas total schräges einfallen. Warten wir mal ab. Es sind immernoch 2 Monate bis zum Blog-Geburtstag.