Wenn Pflanzen von Robotern beim Wachstum gesteuert werden, ist das eine ganz neue Form der Symbiose. Die Universität Paderborn hat da ein Projekt dazu. Nachdem Microsoft Research vor etwa einem halben Jahr zu der Erkenntnis gekommen ist, dass man sozusagen mit Blumen kommunizieren kann, wollten Forscher parallel herausfinden, ob man denn Pflanzen technologisch steuern kann. Und das ist offenbar gelungen. Unterm Strich hätte das gewaltige Auswirkungen. Und zwar im positiven Sinne.
Ich habe es selbst über längere Zeit verfolgt, dass es technisch möglich ist, dass Bäume im Wald twittern. Hierzu wurden Bäume mit Sensoren ausgestattet, die der Welt über Wachstum und Wasserverbrauch und all das Auskunft gaben. Leider scheint das Projekt „Streess“ zu ruhen, da seit Anfang Oktober 2016 nichts mehr im Twitter-Account passiert ist. Aber wer weiß, vielleicht ist das Projekt auch einfach nur beendet. Dabei ist es unheimlich interessant zu wissen, wie der Wald tickt, oder?
Nun also das Projekt „Flora Robotica“ der Universität Paderborn. Es wird erforscht, wie man die Pflanzen-Architektur beeinflussen kann. Dabei wird untersucht, wie Städte neu gestaltet werden können. Also ein „Urban Gardening“ für Forscher, sozusagen. An dem Projekt sind eine ganze Reihe Experten beteiligt. Informatiker, Robotiker, Zoologen, Zellbiologen, Mechatroniker und Architekten aus Deutschland, Dänemark, Österreich und Polen arbeiten an „Flora Botanica“ und werden dabei mit rund 3,6 Millionen Euro unterstützt.
Das Stichwort ist „vertikaler Garten“. Früher habe ich immer die Efeu-Ranken an den Hauswänden bewundert. Das ist aber nicht das, was darunter zu verstehen ist. Mit vertikalen Gärten werden in der Tat richtige Gärten in senkrechter Bauweise angelegt. Gerade in Städten hat das dazu geführt, dass Balkonwände verschönert werden oder komplette Hauswände wieder grüner sind. Nur eben nicht mit Efeu, sondern mit allerlei Pflanzen. Man hat eben nur das Problem, dass sich nicht jede Pflanze dafür eignen dürfte.
Die Folge ist, dass die falsche Bepflanzung zur Verkümmerung der Pflanzen führen könnte. Es wäre hier doch dann gut, wenn man die Pflanzen dazu bringen könnte, so zu wachsen, wie der Vertikalgärtner das gern hätte. Und hier kommen die Roboter ins Spiel. Mit ihnen soll eine Art Kommunikationsnetzwerk zwischen Pflanzen, Menschen und Robotern geschaffen werden. Damit soll erreicht werden, dass die Roboter den Pflanzen mitteilen, in welche Richtung sie wachsen sollen. Und die Pflanzen sollen über die Roboter mitteilen können, wenn sie mehr Licht oder Wasser oder Dünger oder dergleichen benötigen.
Wie es der jeweiligen Pflanze geht, wird durch Sensoren ermittelt, die auf optischer Basis arbeiten oder Abstände messen oder den Saftfluss ermitteln. Dabei sind einige der Roboter-Winzlinge stationär angebracht und tun ihren Job. Andere sind beweglich und gehen mit dem Wachstum der Pflanze mit. Mit blauem Licht wird dann erreicht, dass die Pflanze in Richtung dieses Lichtes wächst. Mit Licht zwischen sichtbarem und infrarotem Bereich wird dann erreicht, dass die Pflanze abgestoßen wird. So können Pflanzen direkt gesteuert werden.
Am Ende ist es dann so, dass kleine Roboter die Pflanzen in eine bestimmte Richtung lenken und mit ihnen kommunizieren. Das kann dazu führen, dass vertikale Gärten effektiver genutzt und gepflegt werden können, um auch den kleinsten Raum für das Gärtnern zu nutzen. Hier können die großstädtischen Vertikalgärtner dann winzige Plantagen für Bambus, Bananen oder Tabak oder Tomaten anlegen. Die sollen sich für vertikale Gärten besonders gut eignen. Und wenn man weiß, wie es den Pflanzen geht, lässt sich so ein Garten sehr effektiv nutzen.