So ein Lockdown, wie er wochenlang in der so genannten Coronakrise stattfand, ist nie etwas gutes. In Sachen Digitalisierung wurden dabei auch Chancen verpasst. Es ist davon auszugehen, dass sich das irgendwann rächen wird. Länder, die nicht so viel diskutieren wie Deutschland, machen es vor, wie es geht, dass grundsätzliches weiterläuft, auch wenn alles andere heruntergefahren wurde. Es gibt viel zu lernen für das Land der Dichter und Denker. Denn die Digitalisierung wartet eben auf niemanden.
Im Lockdown modernisieren
Es ist nicht direkt ein Thema, das mit der Digitalisierung einher geht. Aber der hiesige Leipziger Erstligist RB Leipzig baut derzeit sein Stadion um. Das ist einfach für ein grundsätzliches Bestehen in der Bundesliga und im internationalen Wettbewerb immer weniger geeignet. Der Verein, der von allen Seiten immer wieder wie verrückt kritisiert wird, ließ sich auch durch den Lockdown nicht beeindrucken. Was geht, wird gemacht. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Und nur ein modernes Stadion sichert die Zukunft.
Warum erzähle ich das? Ein beliebtes Sprichwort ist „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“. Wenn mehr Organisationen auf den „Tag X“ vorbereitet gewesen wären, hätten mehr Organisationen die Zeit sinnvoll nutzen können, während das eigentliche Geschäft ruhen muss. So aber ist es vielerorts so gewesen, dass die Ausgangsbeschränkungen erlassen wurden und diverse Organisationen plötzlich dastanden wie Max in der Sonne. Nichts war vorbereitet.
So konnten eben auch keine IT-Infrastrukturen mehr gewartet und administriert werden, weil es die jeweilige Organisation versäumt hatte, entsprechende Fernwartungszugänge zu schaffen. Kinder wurden über Wochen mit den wildesten Aufgaben-Paketen beworfen, weil der Schule wenn überhaupt außer einem Cloud-Speicher nichts anderes einfiel, um die Schüler zu beschäftigen. So sehr man Anbieter von echten Cloud-Lösungen kritisieren kann, aber die skizzierten Zustände sind in jedem Fall schlechter.
Man hätte wie der Fußballverein auch den Lockdown nutzen können, um die Organisation zu modernisieren. Im Falle einer Schule hätte man Konferenz-Lösungen einführen können. Nicht jeder Lehrer muss dabei zum Experten werden, es reicht pro Einrichtung eine Person, die im Notfall den Support des Anbieters fragen kann. Oder man lagert „den technischen Kram“ zu Partnern wie meinem Arbeitgeber aus. Mein Eindruck ist, dass da vieles nur halbherzig geschehen ist.
Verpasste Chancen
Zwar war es vielen Unternehmen möglich, auf schnellste Art und Weise die Büromitarbeiter zuhause arbeitsfähig zu bekommen. Aber es zeigte sich eben auch, dass verschiedene Organisationen plötzlich überrascht waren, dass die anfallende Arbeit nun nicht mehr verrichtet werden konnte. Ich erinnere mich da in einem anderen Zusammenhang an einen Kunden vor vielen Jahren, den ich gebeten hatte, mir Daten auf eine Datei-Ablage hochzuladen. Er lehnte das ab mit den Worten:
Hier wird nichts hoch- und runtergeladen. Denken Sie mal an den Datenschutz!
Ein früherer Kunde
Ich weiß noch, dass kein einziger Support der Welt – also weder wir als Service-Partner, noch irgendein Hersteller – Remote-Unterstützung anbieten konnte. Und auch der Kunde selbst musste während Bereitschaftszeiten im Falle des Falles in seine Organisation fahren, um irgendwas zu warten. Wie wohl diese Organisation durch den Lockdown gekommen ist?
Verpasste Chancen gab es viele. Videokonferenzen war so ein Thema, bei dem man bei einigen denken konnte, dass die noch nie etwas davon gehört hatten. Frei nach dem Motto „Kenne ich nicht, brauche ich also nicht“. Und selbst wenn: Behörden bliesen zum Sturm auf einen Anbieter, weil der ihnen offenbar ein Dorn im Auge war. Steigert so etwas dann das Vertrauen in zeitgemäße Kommunikationstechnologien?
Der Lockdown schlug wie ein Dampfhammer zu. Und plötzlich wurden Dinge „Mission Critical“, die sonst lange Zeit nur eher ein notwendiges Übel waren. Und hier zeigte sich der Umgang mit der Situation. Ob es VPN war, eine Remote-Einwahl oder meinetwegen ein virtueller Client, der flugs ausgeliefert wurde, Organisationen, die zumindest Vorkehrungen getroffen hatten, waren auch trotz der Situation arbeitsfähig. Und andere hingegen erkannten dann ihre verpassten Chancen.
Und nach der Krise?
Irgendwann wird die Krise als beendet erklärt. Ja, ich weiß, es gibt Politiker, denen das nicht schnell genug gehen kann. Aber es muss ja auch realistisch sein. Der Lockdown wegen Corona brachte ganz neue Denkmuster mit. So war schnell klar, dass nach der Krise die Kosten reduziert werden müssen. Auch hierbei kann der Weg in die Digitalisierung weiterhelfen. Geschäftsprozesse können beschleunigt, Ressourcen besser aufeinander abgestimmt und damit Geld gespart werden.
Es ist dabei nicht gemeint, dass man nun Cloud-Dienste nutzt, weil es gerade hip ist. Damit ist gemeint, dass moderne Arbeitsabläufe ein Umdenken einfach erfordern. Einfach mit dem Rasenmäher alles klein sparen, wird zu nichts führen. Wie RB Leipzig sich für die Zukunft rüstet, um an die großen Töpfe zu kommen und noch moderner da zu stehen, so müssen auch alle anderen Wege finden, wie es nach der Krise weitergeht, falls nicht noch ein Lockdown kommt.