Google DeepMind: Die KI und die Mathe-Arbeit

Google DeepMind hatte neulich mal das gleiche Problem wie viele Schüler: Die Künstliche Intelligenz ist an einem Mathematik-Test gescheitert. Und sofort hören wir wieder Glucksen und so manchen Spaß. Dabei ist es vielleicht weniger offensichtlich, was da passiert ist, als es scheint. Denn vielleicht gibt es für das Scheitern eine ganz andere Erklärung als die naheliegende. Schauen wir mal.

Google DeepMind: Schach, Proteine aber kein Algebra?

Die Künstliche Intelligenz, die von Google DeepMind entwickelt wird, hat schon allerlei Erfolge zu verbuchen. Die Tochterfirma von Google entwickelte ein Computerprogramm namens AlphaGo, dem es gelang, beim Schach-ähnlichen Brettspiel Go den südkoreanischen Profi Lee Sedol zu schlagen. Das war im Jahr 2015, und das Ergebnis nach 5 Runden lautete 4:1 für die Künstliche Intelligenz.

Ähnliches geschah vor kurzem mit StarCraft II und dem Programm AlphaStar. Und nicht zuletzt wurde Google DeepMind bekannt, als es gelang, mit AlphaFold Proteine zu falten, um Krankheiten anders erforschen zu können. Darüber hinaus gibt es eine App für Gesundheitsdaten namens Streams, die gemeinsam mit dem britischen National Health Service entwickelt wird.

Und dann kam ein Test. Die Künstliche Intelligenz des Unternehmens hatte trainiert. Sie hatte sich quasi auf Algebra vorbereitet, um dann einen Mathematik-Test von der High School zu absolvieren. Und sie ist daran gescheitert. Der geforderte Durchschnitt wurde nicht erreicht. Google DeepMind wäre also sitzen geblieben. Das ist schon peinlich, oder?

Mathematik ist kognitiver als gedacht

Ich wies irgendwann mal auf das Eisbergprinzip hin. So nebenbei bemerkt: Und vor 5 Jahren auch schon mal. Kognitive Fähigkeiten spielen dabei eine entscheidende Rolle. So auch in der Mathematik. Solche Fähigkeiten umfassen die Wahrnehmung, Kreativität, Selbstbeobachtung, Wille, Glauben, Erinnerung etc. Kann das ein Computer auch haben?

Vielleicht. Gefühle, Wahrnehmungen und all das beinhalten unfassbare Datenmengen. Auch Prioritäten und Logiken sind Daten. All das bewertet und verarbeitet das menschliche Gehirn anders als eine Maschine. Und so konnte die Künstliche Intelligenz eigentlich nur scheitern. Denn Operationen, die das menschliche Gehirn durchführt, führt eine Künstliche Intelligenz weniger gut durch. Noch.

Aber dann ist es keine Künstliche Intelligenz mehr. Google DeepMind entwickelt Prozeduren, um intelligentes Verhalten zu automatisieren. Künstliche Intelligenz soll dem Menschen nicht überlegen sein. Woher kommt denn diese Annahme? Der Mensch soll Automatismen und maschinelles Lernen für sich nutzen und sich nicht irgendeiner Maschine unterwerfen.

Turing-Test

Alan Turing entwickelte im Jahr 1950 eine Idee, wie man feststellen könnte, ob eine Maschine ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen hätte. Ein menschlicher Fragesteller führt mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern eine Unterhaltung, ohne diese zu sehen. Einer ist ein Mensch, einer ein Computer. Kann nach intensiver Befragung nicht eindeutig festgestellt werden, welcher Gesprächspartner die Maschine ist, hat die Maschine gewonnen.

Dieser Test prüft auf Funktionalität, kritisierte man den Test. Und so ist das auch bei dem Mathe-Test von Google DeepMind. Beim Beispiel Algebra ist das gut zu erklären: Algebra kommt vom arabischen „al-ğabr“, was so viel wie „gebrochene Teile zusammenfügen“ bedeutet. Aber es ist dann doch noch einiges mehr dabei. Denn es muss eben auch sinnvoll sein, es muss valide sein, und man muss es verstehen.

All das betrachtet eine Künstliche Intelligenz scheinbar noch nicht. Vielleicht liegt es daran, weil es eben keine Intelligenz ist. Der Begriff „Intelligenz“ stammt vom lateinischen „intellegere“, was so viel wie „erkennen“, „einsehen“, verstehen“ und dergleichen bedeutet. Künstliche Intelligenz ist der Versuch, Entscheidungsstrukturen des Menschen nachzubilden. Aber es sind eben Algorithmen und keine kognitiven Fähigkeiten.

Intelligenz verstehen

Google DeepMind hat ein hohes Ziel vor Augen. Sie haben anders als andere Anbieter von Künstlicher Intelligenz aber kein unternehmerisches Ziel. Das ist eben der Luxus, wenn man Teil von Google ist. Das offizielle Ziel ist, Intelligenz zu verstehen. Im Umkehrschluss bedeutet das doch aber, dass das noch nicht gelungen ist, weil es das Unternehmen noch gibt.

Unter dem Motto „Solve Intelligence“ arbeitet das Unternehmen eben nicht nur mit einem neuronalen Netz, sondern auch mit einem Kurzzeitspeicher, um somit ein künstliches Gedächtnis zu simulieren. Ob sie dann irgendwann mal kreativ sein werden, muss man sehen. Vielleicht besteht dann Google DeepMind auch den Mathe-Test. Wer weiß?

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