Was mäkeln viele, die es wissen müssen, über die Microsoft Cloud Services. Mir scheint, damit wird es irgendwie Zeit, sich mal über Alternativen zu unterhalten. Denn den europäischen Datenschützern ist ja Microsoft 365 ein Dorn im Auge. Jetzt möchte ich kein blind vertrauender „Microsoft-Fanboy“ sein. Ich tue mich ja eh schwer mit solchen Dingen. Und deshalb müssen wir uns mal ernsthaft darüber unterhalten, ob es denn bei all der Mäkelei wenigstens Alternativen gibt. Ich bin ja lernfähig. Also schauen wir mal.
Wie, Microsoft Cloud Services?
Diese Übersicht ist schon etwas älter. Die hatte ich mal wegen etwas anderem hier im Blog. Aber irgendwie müssen wir uns mal darüber unterhalten, wenn es darum geht, Alternativen für die Microsoft Cloud Services zu finden. Viele denken ja beim Thema Microsoft 365 ausschließlich an Word, Excel, PowerPoint, maximal noch an Outlook. Aber ganz ehrlich: Das ist ein klitzekleiner, feuchter Fliegenschiss gegenüber all dem, was sie da ersetzt haben möchten.
Was ich da jetzt gerade aufgezählt habe, zählt man in der Übersicht zu Applications und Data. Was ist mit Rechenintelligenz, was mit Netzwerk, Betriebssystem? Und was machen wir mit dem „Blech“ darunter, dem Speicher etc.? Darüber hinaus müsste mir mal jemand erklären, wie das mit solchen Dingen wie Azure Functions funktionieren soll. Dazu rechnen wir noch die ganze Geschichte mit Sentinel und Defender, wir gucken mal nach dem Thema Datenbanken, IOT.
Ich habe nicht eine Einlassung gelesen, in der all diese Themen betrachtet werden. Und da lasse ich schon solche Sachen wie Dynamics 365 und überhaupt die gesamte Power Platform außen vor. Nichts ist da, was es Unternehmen ermöglichen würde, genau so produktiv zu sein und auf all die Microsoft Cloud Services zu verzichten. Deshalb kann ich es ja so gut verstehen, wenn Kritiker der Einlassungen der Datenschutzkonferenz vom Standortnachteil für Europa erzählen.
Gleichwohl ist es aber auch so, dass die Datenschutzgrundverordnung innerhalb der EU eben auch für Konzerne wie Microsoft gilt. Nur, weil sie „die Windows-Bude“ sind, können die sich nicht über solche Dinge hinwegsetzen. Ich habe ja im Gefühl, dass da Microsoft durchaus etwas anbietet oder zumindest vorliegen hat. Wenn nicht müssen wir uns über Alternativen zu all diesen Microsoft Cloud Services unterhalten.
Was sind denn nun die großen Alternativen?
Leute, mir ist das schon ein bisschen peinlich. Aber ich kann euch das Alles gar nicht verlinken. Da bewerfen uns irgendwelche, teilweise sehr einflussreiche Webseiten mit Vorschlägen, wie man Microsoft 365 ersetzen soll. Guckt einfach mal, was Microsoft selbst aufzählt, welche Komponenten allein in Microsoft 365 (Application und Data) drin sind. Und dann überlegen wir uns mal, ob man das Alles ersetzen kann. Diverse Magazine, Blogs, Webseiten sind davon ja so sehr überzeugt. Und dann schlagen sie vor:
- Nextcloud als Datenspeicher
- OnlyOffice (in NextCloud) als eine Art SharePoint und Office im Web
- BigBlueButton als Alternative zu Teams
- Moodle als Alternative zu Teams
- Matrix als Alternative zu Teams
- Google Drive als Alternative zu OneDrive (Echt jetzt?)
- OpenOffice oder LibreOffice als Alternative zu Word, Excel, PowerPoint
Und so können wir die Liste fortsetzen. Wunderbar. Wir schaffen uns also ganze Zoos von Software an. Schauen wir uns dann nochmal die ganzen Unternehmen an, die dank all der Microsoft Cloud Services ihren Zoo abgeschafft haben. Die sollen ihn dann wieder einführen und immense Summen in das Einführen, Verwalten, Schulen etc. ausgeben? Und dann haben die noch nicht mal alles abgedeckt. Am ehesten ist das noch mit Nextcloud denkbar. Aber auch das ist nur ein Teil des Zinnobers von Microsoft.
Nein, Stop! Ich habe nicht geschrieben, dass Nextcloud nicht mit Microsoft mithalten könnte und deshalb Mist sei. Nur stelle ich bei vielen von unseren Kundenfirmen fest, dass die Ansprüche halt gewaltig andere sind. Wieso macht Nextcloud mit großen Medien aus Deutschland Werbung, die parallel dazu bei uns Kunden für Microsoft Cloud Services sind, wenn ersteres so geil ist? Das meine ich.
Und was machen wir jetzt damit?
Wir können natürlich so argumentieren, wie ein namhaftes deutsches IT-Magazin, die das Abendland untergehen sieht und von Steinzeit-IT fabuliert. Das hilft ja niemandem, aber mit einer entsprechenden Überschrift klickt das vielleicht ganz gut. Ich habe immer davor gewarnt, sich auf nur einen Anbieter zu konzentrieren. Ich weiß nur nicht mehr, ob hier im Blog oder woanders. Vielleicht ist es deshalb ganz sinnvoll, das Ganze zu kombinieren.
Ich meine, wir machen uns bestimmt nichts vor, wenn wir den Exchange Server zu DEM Mailserver der Welt erklären. Und wenn wir eine Cloud-Anbindung wollen, dann ist das nun mal am besten mit Microsoft 365. Gibt es denn entsprechende Connectoren zwischen Diensten wie Nextcloud und Exchange? Das ist eine ernstgemeinte Frage. Die gibt es scheinbar tatsächlich. Aber dann haben wir eben das Problem, dass der Zoo wieder größer wird.
Man darf sich eben nicht verzetteln. So, wie ich es oben mit den großen Medien habe anklingen lassen, wäre es doch ein sinnvoller Weg: Für sensible Daten die Nextcloud, aber die schwere Rechentechnik in den Microsoft Cloud Services, speziell die Kongnitiven Dienste, IOT, Functions etc. Und ganz nebenbei: Nur weil irgendwas „Microsoft XYZ“ heißt, muss es nicht zwangsläufig schlecht sein. Ich glaube, auf so etwas von denen kann man sich schon verlassen.
Ach ja, ich vergaß…
Ich bin mir übrigens absolut sicher, dass die Microsoft Cloud Services konform zur DSGVO betrieben werden können. Ich denke, Microsoft muss sich da, wenn da Nachholbedarf besteht, nur ein bisschen noch drehen. Es gibt genügend Rechenzentren in Europa, die hermetisch abgeriegelt betrieben werden können und damit keine Daten abfließen lassen. Das Unternehmen ist allerdings auch US-Gesetzen verpflichtet, weshalb die Daten ja hermetisch abgeriegelt gehören.
Ich bin mir sicher, dass Microsoft da irgendein Konzept fertig hat. Die rennen doch auch nicht blind durch die Gegend. Die wollen sicher so lange taktieren, bis es nicht mehr anders geht. Aber ich glaube schon, dass es da eine Möglichkeit gäbe. Oder glaubt ihr ernsthaft, die wollen es riskieren, Behören, staatliche Organe, große Konzerne aus Pharma, Chemie, Auto etc. als Kunden zu verlieren? Ich glaube, sie zieren sich noch. Aber sie werden wohl handeln müssen.
Dennoch bleibt meine Meinung nach wie vor, sich nicht ausschließlich auf einen Anbieter zu verlassen. Deshalb ist es sinnvoll, sich parallel zu den Microsoft Cloud Services eine weitere Alternative anzuschauen. Wenn es Nextcloud sein soll: Go for it! Aber wenn es eine Alternative für die Microsoft Cloud Services sein soll und man die DSGVO ins Spiel bringt, haben Amazon und Google dabei eben nichts verloren. Da kann ich auch bei Microsoft bleiben.
Und nun macht was draus.