Leute, alles wird gut. Es wird eine Pauschale für’s Home Office geben, weil ja den Mitarbeitern, die zuhause sitzen, irgendeine Entschädigung zustehen soll. So heißt es zumindest, wenn man sich so umschaut. Damit wäre es der nächste große Wurf für diejenigen, die nun irgendeinen Rechenknecht von Zuhause aus bedienen, weil da so ein wild gewordenes Virus sein Unwesen treibt. Der nächste? Ja, es gab ja auch das Heil’sche Recht auf Home Office. Aber nun erstmal zum Geld.
Was denn für eine Pauschale für’s Home Office?
Als ich vor 75 Jahren nach Leipzig zog – nee, anders: Als ich im März ins Home Office wechselte, nannte ich das Ganze mein Refugium. Am Anfang hatte ich einen viel zu niedrigen Schreibtisch und einen untauglichen Stuhl. Und von da aus bediente ich ein Notebook. Ich dachte: Ein paar Wochen geht das sicherlich gut. Aber dann schlug eine heftige Blockade im Rücken zu. Jedenfalls treibe ich mich nun einige Monate schon zuhause rum.
Es ist jetzt nicht so, dass ich Däumchen drehe, irgendeine ausgefallene Kochkunst oder Japanisch lerne oder so, nur damit die Zeit rumgeht. Es ist richtige Arbeit. Und seitdem mein Schreibtisch so ist wie oben im Bild, ist es eben auch ein richtiges Home Office. Seit ein paar Tagen nun geht das Gerücht, dass es eine Pauschale für’s Home Office geben soll. Und es heißt sogar, das wurde schon beschlossen, was natürlich Quark ist.
5 Euro pro Tag. Weil die Telearbeiter höhere Energie- und Verbrauchskosten hätten und sogar – wie in meinem Fall – hohe Anschaffungskosten hatten. Allerdings – so heißt es – soll sich diese Pauschale für’s Home Office auf maximal 600 Euro beschränken. Die soll es unbürokratisch als Pauschbetrag vom Finanzamt geben. So wird es allenthalben behauptet. Ich habe da allerdings so meine ehrlichen Zweifel.
Denn wie wird es denn kommen? Es wird wohl eine wilde Rechnerei aufgemacht werden. Werbungskosten werden mit der Pauschale für’s Home Office ersetzt, wenn dies, das und jenes zutrifft und der Wind günstig steht. So in etwa. Wir kennen das ja. Aber bisher ist das Alles nur Geschwafel. Entschieden wurde da nichts. Es wurde lediglich ungefähr mittig in den luftleeren Raum geworfen. Also sollten wir einfach mal abwarten.
Wäre das denn überhaupt sinnvoll?
Nachdem die Deutsche Bank unlängst damit um die Ecke kam, dass doch diejenigen, die von Zuhause aus arbeiten, doch gefälligst irgendwas wegen Nichtnutzung der Infrastruktur bezahlen sollten, hat man ja die Welt schon nicht mehr verstanden. Was glauben diese Volkswirt-Hanseln eigentlich, was wir hier machen? Ich für meinen Teil sorge mit meiner Arbeit dafür, dass auch kritische Infrastruktur bei einem etwaigen Ausfall möglichst schnell wieder arbeitet.
Ach ja, und dann haben wir den alten Fritz – also CDU-Vorsitzendenkandidat Friedrich Merz. Der hatte doch allen Ernstes mal gesagt, dass man nun aber mal zurück an die Arbeit müsse. Genau, Leute! Genug Origami gefaltet! Wenn wir diese beiden Beispiele hernehmen, ist doch völlig klar, wohin das mit der Pauschale für’s Home Office führen wird. Nämlich zu heillosem Durcheinander. Warum soll denn hier überhaupt etwas sinnvoll sein?
Warum nimmt man nicht vergleichbare Home Office Regelungen – wie das Arbeitszimmer, nur abgewandelt – und macht es darüber? Sicher ist so eine Pauschale gar keine so dumme Nummer. Aber ich fürchte, dass die viel gepriesene Pauschale für’s Home Office im chaotischen Nirvana aus Regelungen, Ausnahmen und Bemessungsgrundlagen untergehen wird. Es wäre ja nicht das erste Mal. Dabei könnte es – wie gesagt – einfacher gehen.
Meine Idee?
Also was soll ich sagen? Diese Pauschale für’s Home Office wird doch nichts werden. Die wird komplett zerredet werden. So, wie Corona-Schutzmaßnahmen immer wieder zerredet werden. Es wird zu keinem einstimmigen Konzept kommen. Und am Ende wird es wohl zu einem Linke-Tasche-rechte-Tasche-Spiel kommen. Die Politik wird sich gegenseitig auf die Schultern klopfen. Und die Arbeitnehmer, die sich nach wie vor zuhause verschanzen (müssen), gucken in die Röhre.
Ich denke allerdings, dass es zumindest eine gute Idee ist, dass die Politik sich wenigstens mal damit beschäftigt. Und vielleicht kommt ja am Ende auch irgendwas sinnvolles dabei heraus, wenn man nicht so sehr alles im Hey-Joe-Prinzip macht. Ich meine, ich will nicht klagen. Ich habe die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten. Das spart mir den Arbeitsweg und damit auch viel Zeit. Aber ich habe eben höhere Verbrauchskosten. Dazu eben auch die Sache, dass das anfangs mental nicht ganz einfach war.
Es wird wohl ein kleiner Überhang in Richtung der Nachteile sein. Ob der nun unbedingt bezahlt werden soll, weiß ich nicht. Aber wenn, dann könnte man ja anhand der Arbeitszimmer-Nummer bei der Steuererklärung irgendwas in Sachen Entschädigung machen. Nein, vielleicht nicht komplett wie ein Arbeitszimmer, wenn man am Küchentisch arbeitet. Aber so als Vorlage dürfte das doch taugen, oder? Es müsste unbürokratisch sein. Und da sehe ich hier leider schwarz.
Ich sehe da Chancen, auf Anerkennung eines Arbeitszimmers zu klagen – für die Zeiten des verordneten Homeoffice. Zumindest für alle, die ein Zimmer mehr als Personen im Haushalt haben (wobei kleine Kinder noch ein gemeinsames Kinderzimmer haben könnten). Auf jeden Fall sollten sich Sonderaufwendungen (Schreibtisch, PC, Drucker etc,) als berufsbedingte Kosten absetzen lassen, ebenso anteilige Energiekosten – man darf dann halt mal keine Scheu vor dem Beantragen mit Belegen im Detail haben, Selbstständige machen das auch und es ist gar nicht so schwer!