Eine Bombenstimmung bei der Email-Überwachung

Unsere Sicherheitsbehörden kommen ja immer auf so tolle Ideen, die es dem Nutzer vergällen können, sich im Internet aufzuhalten. Bei solchen Ideen – wie der Email-Überwachung – kommen auch immer grandios gute Ergebnisse heraus. Den vollen Erfolg dieser Maßnahme haben die Leutchen nun wieder voller Stolz verkündet.

Schnüffelei

Das offizielle Diekmann-Organ, die BILD, hat vollmundig verkündet, dass die Geheimdienste 37.292.862 Emails und Datenverbindungen überprüft wurden. Das Springer-Zentralorgan und Flüstertüte des Medienkartells beruft sich dabei auf das „Parlamentarische Kontrollgremium“ des Bundestags. Das hat nämlich diesbezüglich zwei Berichte veröffentlicht. Diese unvorstellbare Zahl kam 2010 zustande.

Warum hat man dies getan? Man hat in den Verbindungen das Wort „Bombe“ gefunden. Auch andere definierte Schlagworte kamen dabei vor. Im Vergleich zum Jahr 2009 hat sich damit die Zahl der Prüfungen verfünffacht. Außerdem hatte das Bundesamt für Verfasswungsschutz so genannte IMSI-Catcher eingesetzt, um Standorte von Handys zu ermitteln und Gespräche mit Handys mitzuhören.

IMSI-Catcher?

IMSI steht erst einmal für „International Mobile Subscriber Identity“, einer ID für den Mobilfunkteilnehmer. Mit dem IMSI-Catcher kann der Raum, wo sich das Mobilfunkgerät befindet, stark eingegrenzt werden. Und es kann mitgehört werden. Zum Gerät an sich schreibt die Wikipedia folgendes:

Das Gerät arbeitet dazu gegenüber dem Handy wie eine Funkzelle (Basisstation) und gegenüber dem Netzwerk wie ein Handy; alle Handys in einem gewissen Umkreis buchen sich bei dieser Funkzelle mit dem stärksten Signal, also dem IMSI-Catcher, ein. Der IMSI-Catcher simuliert also ein Mobilfunknetzwerk.

Dabei werden allerdings auch Daten Unbeteiligter im Funknetzbereich des IMSI-Catchers erfasst, ohne dass diese es erfahren. Der IMSI-Catcher legt darüber hinaus unter Umständen den gesamten Mobilfunkverkehr der betroffenen Handys lahm, sodass auch Notrufe nicht möglich sind.

Und dieser Schmutz wird eingesetzt? Grundlage ist der §100 der Strafprozessordnung. Steht laut diesem Paragraphen jemand in Verdacht, eine Straftat zu verüben, kann dieser überwacht werden. Da macht sich doch große Freude breit. Mir kommen unsere Verfassungsorgane derzeit so vor, als ob diese erst einmal jeden unter Verdacht stellen. Demzufolge überwachen die Behörden wohl eine entsprechend hohe Zahl an Leuten.

Überwachungserfolge

Sehr schön liest sich die Zahl der „Hits“. Der Überwachungswahn hat grandiosen Erfolg. Von den über 37 Millionen Überwachungen 2010 gab es nur 213 Fälle, bei denen etwas verwertbares herauskam. Ich stelle mir da jetzt gerade die Frage, wie viel diese Überwachung kostet und ob diese sich bei diesen Erfolgen überhaupt lohnt.

Meinung

Ich stelle mir gerade vor, dass es eine Überwachungskatze gibt, die wie auf dem Bild oben vor einem Monitor sitzt und den weltweiten Datenverkehr misst. Sobald eine Maus bewegt wird, um eine Email zu öffnen, in welcher das Wort „Bombe“ vorkommt, miaut sie.

Ich denke, hier wird unnütz Geld ausgegeben. Bei 37 Millionen Überwachungen nur 213 Erfolge verzeichnen zu können, ist eine sehr schwache Quote, nämlich exakt:

0,0006 %

Vermutlich muss man die Verfassungsschützer erst mit der Nase auf gefährliche Leute stupsen. Zumal ich davon ausgehe, dass kein Terrorist dieser Welt eine Email sendet und darin das Wort „Bombe“ verwendet. Da ist der gemeine Verbrecher wahrscheinlich kreativer. Vermutlich fangen die Damen und Herren größtenteils Emails ab, die Inhalte haben wie „War ja eine Bombenstimmung zu Sylvester“.

Richard Gutjahr hat in seinem Blog – wie zu erwarten war – auch Bezug auf dieses Ergebnis genommen. Gutjahr hat völlig Recht, wenn er die Verhältnismäßigkeit dieser Überwachungsorgie anzweifelt. Und im Ernst: Wer will diese ganzen Daten auswerten?

Es ist ja mit der Email-Überwachung so wie mit der Protokollanalyse. Ich arbeite tagtäglich mit Systemprotokollen. Wenn man alles möglich protokollieren lassen möchte, kann man dies gern tun. Microsoft bietet allerlei Werkzeuge, um Protokollierungsgrade zu erhöhen. Das Problem ist dann eben nur, dass man eine unüberschaubare Datenmenge erhält. Und das kann niemand mehr handhaben, geschweige denn sinnvoll verarbeiten.

Die Ergebnisse, die erzielt wurden, spiegeln zudem wider, dass der gemeine Terrorist sich nicht am Email-Verkehr beteiligt oer sich über Facebook / Twitter / Google+ oder ähnliches organisiert. Der gemeine Terrorist wird das anders regeln. Das entzieht sich aber meiner Kenntnis.

Jedenfalls zeigt uns der Bericht, der von Heise Online verlinkt ist (Link am Ende dieses Beitrags), dass der Überwachungswahn nichts bringt. Richard Gutjahr hat in seinem Blog eine interessante Grafik, die die Lächerlichkeit der Ergebnisse anschaulich aufzeigt.

Und so machen sich die Politik und der Verfassungsschutz sowohl mit dem Bundestrojaner als auch mit dem Überwachungswahn weiter lächerlich.

Informationsquellen:

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