Erde an Zukunft – Wie gern ich diese Sendung sehe! Ich bin beeindruckt, wie sich Fernsehmacher mit der Zukunft der Welt beschäftigen können. Moderator Felix Seibert-Daiker bringt Woche für Woche auf dem KIKA von ARD und ZDF spannende Themen rund um die Frage: Wie stellen wir uns die Welt von morgen vor? Für mich eine der besten Sendungen des deutschen Fernsehens. Und Grund genug, mich mal mit der Frage auseinander zu setzen, was mit den Blogs in der Zukunft passieren wird. Der KIKA wird mir hoffentlich die Verwendung des Titels verzeihen.
Blogs gibt es seit vielen Jahren. Wirklich nennenswert sind sie aber erst seit etwa der Jahrtausendwende. Leute kippen ihre Gedanken und Emotionen ins Netz. Leute haben einen Blog in Gemeinschaftsarbeit am Laufen, den sie wie ein Magazin betreiben. Leute betreiben Blogs, um damit Geld zu verdienen. Es gibt Blogs zu allen auch nur entfernt denkbaren Themengebieten. Aber die Welt der Blogger – die so genannte Blogosphäre – ist zersplittert, fragmentiert, steht in einem heißen Neid- und Verdrängungswettbewerb. Jeder tut so, als wäre er der Meister und weiß, wie die Welt tickt.
Sag mal, liebes Internet, wie soll das weitergehen? Wie wird die Zukunft der Blogs aussehen? Wird es überhaupt eine geben? Oder wird sich alles im Laufe der Zeit ändern?
Am Anfang war es so, dass man sich zu allerlei Themen geäußert hat. Das war, bevor es hip wurde, sich in den sozialen Netzwerken und den diversen Video-Plattformen und so herumzutreiben. Man war in seiner eigenen Welt gefangen und wurde schon häufiger als wunderlich angesehen. Um die Gemeinschaft zu stärken, wurde aber aufeinander verlinkt. Damals hat man sich wahrscheinlich einen feuchten Kehricht darum geschert, was irgendwelche Analyse-Werkzeuge da aussagten. Man wollte sich selbst nur eine Stimme im Netz geben.
Und dann ging das irgendwann los, dass sich irgendwelche SEO-Heinis hervortaten, die den Bloggern erzählen wollten, wie sie mehr Reichweite zusammenbekommen könnten. Und plötzlich fingen Blogger an, ihre Blogs zu optimieren. Und es entstanden Blogs, die hauptsächlich darin bestanden, mit Werbeanzeigen Geld zu verdienen. Durch geschicktes Marketing landeten die ganz oben in Suchergebnissen und verdienten so Geld.
Diejenigen, die da einfach nur vor sich hin bloggen wollten, wurden fast gar nicht mehr wahrgenommen. Und es kam der bis heute unfassbare Hype dazu, dass jeder, der etwas auf sich hielt, sich auf Facebook oder so produzierte. Zudem kam dann noch Youtube daher, und neuerdings sind es Snapchat, Periscope und wie sie nicht alle heißen. Aber muss das denn alles sein? Muss ein Blogger denn alle diese Gelegenheiten und Kanäle nutzen? Ich denke, das Ganze könnte anders laufen.
Blogger müssten einfach mal über ihren Schatten springen. Bisher brodeln ja viele nur allein vor sich hin. Niemand muss aber alles machen können. Dem einen sind Videos lieber als Texte, einem anderen vielleicht Grafiken und Fotos, der nächste macht gern Anleitungen, und wieder einer ist eher der Leitartikel. Warum also bildet man nicht einfach Netzwerke? Im Journalismus gibt es das doch auch.
Blogs können doch eigentlich dafür genutzt werden, dass man Dinge einfach mal ausprobiert. Es geht doch nicht darum, dass man schneller ist als die Medien. Niemand muss den Otto-Waalkesken Harry Hirsch nachahmen, wenn es darum geht, den Blog zu befüllen. Es geht vielmehr darum, dass Blogs da anfangen, wo die klassischen Medien immer öfter aufhören. Wo sich Medien mit „Exklusiv!“ und „Breaking News!“ und all dem überschlagen, tröten sie eh die Blogs in die hinteren Ränge. Aber dann ist das jeweilige Thema für die Medien erledigt, und Blogs können anfangen, das Alles durch Recherchen, Tests, Untersuchungen und Analysen aufzuarbeiten und ins rechte Licht zu rücken. Oder wie Robert Basic sagt:
Umgekehrt bedeutet das einen erschreckenden Mangel an Tiefenbohrungen, an ausführlicher und ausgewogener Betrachtung. Sie haben keine Zeit dafür. Selbst ihre sogenannten Dossiers sind erschreckend schwach an Informationstiefe und -qualität. Das ist eure zunehmende Chance, die Verlage exakt da zu schlagen, was sie selbst von sich behaupten: Die Hüter der Qualität zu sein!
Und das, liebe Mitblogger, geht nur gemeinsam. Wer hat denn schon in jedem Fall die Zeit, die Gelegenheit, das Wissen oder eben die Ausrüstung, das Alles allein zu machen? Wie ich oben skizziert habe, kann man die Kompetenzen anderer nutzen und ihnen auch mit eigener Kompetenz weiterhelfen. Oder wie der Alexander Liebrecht im August letzten Jahres zum Thema schrieb:
Was ich mir aber fest wünsche, dass die deutschen Blogger mehr zusammenarbeiten und zwar so, dass beide Seiten davon profitieren können. Man muss solche Kooperationen schätzen.
Und die Leser sollten auch davon profitieren können. Denn was sind denn Blogs ohne das entsprechende Publikum? Dann wären wir ja auch wieder bei den Gedanken-Müllhalden der Geeks, Freaks und Nerds. Es kommt doch keiner auf die Idee, sich unzählige Blogs zu abonnieren. Dann nämlich wird auch wieder nur unnützer Datenverkehr produziert. Das fand auch Jannis Kuchartz vor 2,5 Jahren:
So genial RSS ist, es ist einfach zu geeky. Eigentlich wäre es doch schön, wenn man einen zentralen Ort hätte, an dem man all die Blogs lesen kann, die man möchte. Neue, interessante Vorschläge bekommt etc.
Nein, es muss so werden, dass die Leser eine App an der Hand haben, die sie so befüllen können, wie sie möchten. Durch einen Artikel eines Blogs, den sie darüber abonniert haben, stoßen sie auf einen weiteren Blog, den sie so genial finden, dass sie ihn auch gleich mit abonnieren. Ohne Werbung, ohne RSS und all dem Firlefanz. Damit will sich doch der Leser gar nicht herumschlagen. Der will dann eher ganz einfach auf dem Smartphone oder dem Tablet irgendwas lesen, was er selbst als lesenswert eingestuft hat. Und diese Abonnements möchte der Leser vielleicht auch mit Lesezeichen oder solchen Dingen auf seinen Computer synchronisiert haben, sodass nicht mehr gesucht werden muss, was bereits gelesen wurde.
Aber dafür muss jeder Blogger erstmal über seinen Schatten springen. Man faselt immer wieder von Schwarmintelligenz und all dem Kram. Aber wirklich intelligent ist das nicht, wenn 30 Blogger das nachkauen, was 20 andere Blogger eine Stunde vorher in die Runde gehauen haben; und wenn all diese 50 Blogger mit „Like uns auf Facebook und abonniere unseren Newsletter“ um Leser und Aufmerksamkeit betteln. Leser, Kunden, Konsumenten werden mit derart vielen Eindrücken über den Tag verteilt bombardiert, die wollen sich dann einfach nicht mehr mit irgendwelchen Bannern und dem unnützen Unsinn herumschlagen. Die wollen es einfach und übersichtlich. Und dann wären die vielleicht auch dazu bereit, für diese Abonnements irgendeinen Betrag zu bezahlen, sodass kein Blogger mehr um „Schalte bitte deinen AdBlocker ab“ betteln muss.
Es wurde ja auch immer wieder behauptet, dass das Bloggen tot sei. Da wird immer wieder auf die Wichtigkeit von sozialen Netzwerken und Videoportalen hingewiesen, dass dieses dem Blog vorzuziehen sei. Aber ich bin davon überzeugt, dass der Blog immer lebendig sein wird, sofern sich die Blogger nicht zu schade sind, sich hin und wieder neu zu erfinden. Das gilt in meinen Augen auch für die PR-Branche. Nur auf einen Kanal zu setzen, ist doch irgendwie 2005. Insofern kann ich die Aussage von Dirk Ploss nicht ganz teilen:
Bloggen? Nice. Social Media? Jo, muss sein. YouTube? Pflicht! Pflicht! Pflicht!
Machen wir uns einfach frei von irgendwelchen festgetrampelten Wegen. Wie gesagt: Es gibt genügend Leute da draußen, die alle irgendwas spezielles können. Man kann sich doch einfach zusammentun. Ob es die verschiedenen Medien (Text, Bild, Video) sind oder das Teilen eines Publizierungskanals (eine große App für alle) – Blogger müssen einfach mal über ihren Schatten springen.
Erde an Zukunft – Wollen wir in Zukunft gehaltvoller informieren und informiert werden, müssen wir zusammenarbeiten. Nicht mehr Inhalt pro Person ist richtig, sondern mehr Gehalt pro Thema ist richtig. Die Zukunft des Bloggens könnte sehr rosig sein. Nicht nur, was Einnahmen für die Blogger betrifft. Auch, was den Mehrwert der Leser betrifft. Man müsste es eben nur in aller Konsequenz wollen.
Ob das Alles so richtig ist? Keine Ahnung. Niemand weiß, wie die Welt in 10, 20 Jahren aussieht. Aber wenn wir es nicht versuchen, werden wir unsere Zukunft niemals mitgestalten können. Und wollen wir das? Wollen wir, dass sich die Welt so verändert, dass wir diese Entwicklung nicht gut finden? Zu viel ist in dieser Art schon schief gegangen. Vielleicht können wir wenigstens in Sachen Blogs etwas positives beitragen. Wer weiß das schon?
Hallo Henning,
vielen Dank für den heutigen Tweet, durch welchen ich hierher kam. Also ich denke nach wie vor, dass Blogs alles überstehen werden. Es können von mir aus all die Social Media Kanäle verschwinden, in dem Falle tummeln wir uns mehr auf den Blogs und bloggen viel mehr, lesen auf fremden Blogs.
Social Media scheint bei vielen Pflichtprogramm zu sein und ich benutze es nur, weil meine Blogger-Freunde sich darin tummeln und weil ich so hoffe, ein paar neue Leser zu finden. Ansonsten trete ich schon hier und da etwas kürzer, aber ich habe dann wieder damit angefangen, meine Social Media Kanäle zu nutzen und am liebsten Google+, wo ich noch mein BloggerNetzwerk habe.
Ja, Blogger sollen noch mehr verlinken und da bin ich dafür. Noch mehr Blogparaden dürften laufen und wenn sie interessant genug sind und das Blog eine gewisse Reichweite hat, dann gibt es bestimmt Teilnehmer.
Wie die Zukunft in 15 Jahren blogtechnisch aussehen wird, wissen wir nicht. In der Zwischenzeit sind Blogs, die heute laufen zu einem geringen Teil wahrscheinlich inaktiv und neue Blogs werden geboren.
Was den RSS-Feed angeht, so schaue ich dort kaum noch rein, weil ich alle WordPress-Blogs, wo es sich anbietet, entweder per Newsletter oder per Mail abonniere. Ich will nur das lesen, was ich möchte und auf welchem Blog ich themenrelevante Inhalte vorgefunden hatte.
Youtube nutze ich extrem selten, aber einen Account mit zwei/drei Videos habe ich dort. Am liebsten teste ich CMS und berichte über meine Erfahrungen damit.
Es wird auch in Zukunft Blogs geben, da mache ich mir keinen Kopf drum. Kleine, große, neue, alte, gute und schlechte Blogs – die ganze Palette halt.
Vielleicht kommt aber auch in den nächsten Jahren eine Entwicklung, die wir jetzt alle noch nicht ahnen können und wirft das heute Konzept des Bloggens über den Haufen. Es gab in den letzten Jahren so viele neue, oft überraschende neue Dinge im Netz – da lege ich mich persönlich nicht mehr fest. Stand heute würde ich aber beim ersten Satz oben bleiben.
LG Thomas
Hallo ihr zwei,
ich denke auch, dass es auch in Zukunft Blogs geben wird. Vielleicht nicht mehr so wie jetzt. Man muss Blogs vielleicht irgendwann neu definieren. Aber im Großen und Ganzen werden sie bestehen bleiben.
Ich denke aber nach wie vor, dass vorhandene Synergien besser genutzt werden müssen. Das Einigeln, was da einige betreiben, führt doch zu nichts. Und ich glaube, hier müssen viele noch lernen. Das wird eine Herausforderung sein. Neben den neuen Dingen, die da immer mal wieder eingeführt werden.
Was mir auffällt, ist, daß viele viele Blogs, die jahrelang liebevoll bewirtschaftet wurden, plötzlich tot sind.
Offenbar verlieren viele Leute irgendwann die Lust am Bloggen.
Erstaunlicherweise beobachte ich, daß dies auch für sehr erfolgreiche Blogs gilt. Also Blogs mit vielen Lesern.
Teilweise ist zu beobachten, daß ehemalige Blogger sich nur noch auf Twitter und Co. projezieren.
Das würde ich persönlich nie machen, die eigene Unabhängigkeit so aufzugeben.
Denn wie schnell ist mal ein Twitter-Konto gesperrt oder ein FB-Konto? Und niemand weiß, ob es diese sozialen Medienplattformen alle noch in einigen Jahren so gibt wie heute.
Abgesehen davon, daß viele davon im Kleingedruckten haben, daß man alle Rechte an Bildern und Texten zur unbegrenzten Wiederverwertung an diese kommerziellen Dienste abtritt.
Hallo Remo, das stimmt, auf einmal werden Blogs nicht mehr weiter geschrieben. Warum, ist mir auch nicht klar. Es ist ist kein Muster zu erkennen, wieso so etwas ganz plötzlich passiert. Aber vielleicht klärt sich das irgendwann mal auf.
Ja, mit den sozialen Netzwerken tut sich kein Schreiberling einen Gefallen. Aber vermutlich kommen die auch noch dahinter.