Henning Uhle

Das Exchange Server Ende naht nun. Für viele wird eine Welt zu Ende gehen, für andere ist es eine Erleichterung. Die Diva kommt zur Ruhe. Wann immer ich mit meinen Kunden über dieses Serverprodukt von Microsoft rede, kommen wir überein, dass sich der Exchange Server immer extrem zickig hat. Ja, man tut förmlich so, als wäre ein Stück Serversoftware etwas ähnliches wie ein Mensch. Ich finde das immer witzig. Und nun – exakt 1 Jahr, bevor der bisherige Exchange Server eingestampft wird – frage ich mich, worüber man künftig frotzeln wird.

Cloud statt Server?

Während man das Exchange Server Ende einläutet, wird Microsoft nicht müde zu empfehlen, doch lieber nach Exchange Online / Microsoft 365 zu migrieren. Ich glaube, das ist am Ende ohnehin der Grund, warum die Serversoftware nicht weiterentwickelt wird. Und so wird es dazu kommen, dass Microsoft am 14. Oktober 2025 den Support für Exchange Server 2016 und 2019 ersatzlos einstellen wird. Es wird weder Service noch Updates noch sonstwas für eins der erfolgreichsten Produkte des Konzerns mehr geben.

Sie glauben ganz fest daran, dass es doch eh die beste Idee für alle Kunden ist, in die Cloud zu migrieren. Sie können gar nicht blumig genug beschreiben. „Wenn Sie in die Microsoft Cloud migrieren, machen Sie nur einen einzigen Hop weg vom Rechenzentrum und profitieren von neuen Funktionen und Technologien, unter anderem KI…“ – Na klar, KI ist das Totschlagargument. Die sollen mal den Landkreis oder das Klinikum fragen, die ich betreue, was die davon halten.

Klar, wir im Support sind schnell dabei, das Exchange Server Ende mit „Gottseidank“ zu bejubeln. Denn die Software war nie einfach, sie hat uns oft genug vor schier unlösbare Probleme gestellt. Es war auch überhaupt nicht einzusehen, warum die Installation von Exchange immer ein halbes Rechenzentrum aufgefressen hatte. Insofern ist das schon eine Erleichterung, dass das wegfällt. Gleichwohl ist das längst nicht für alle Organisationen erfreulich.

Aber ist es wirklich das Exchange Server Ende?

Ich schrieb es bereits vor ein paar Monaten: Es wird einen „Exchange Server SE“ geben. Tolle Idee. Die „Subscription Edition“ wird genau so ein durchschlagener Erfolg werden wie diese „Extended Security Updates“ (ESU): Da läuft ein Produkt aus dem Support, aber da wird noch was gehen, wenn die Kunden Geld einwerfen. So wird das auch mit dem Exchange Server. Jedenfalls wird das die Option sein, um das Exchange Server Ende herauszuzögern.

Seit wie vielen Monaten erzählt jetzt Microsoft irgendwas davon, dass es ein CU15 für Exchange Server 2019 geben soll? Es ist immer die Rede vom zweiten Halbjahr 2024. Und das soll Voraussetzung für Exchange Server SE sein. Leute, das 2. Halbjahr ist halb rum. Wo ist denn jetzt euer tolles Update? Mir scheint, als ob sie das einfach nicht hinbekommen. Wie soll denn so ein Unternehmen planen können, das auf Software von Microsoft angewiesen ist?

Jedenfalls halten sie felsenfest daran fest, dass am 14.10.2025 das Exchange Server Ende kommt. Und was ist mit SE? Was ist mit irgendwas? Das wirkt mir alles irgendwie unrund. Und ich kann mir vorstellen, dass das bei unzähligen Unternehmen genau der Fall ist. Und wer weiß, vielleicht schauen sich dann doch einige um, welche anderen Produkte so am Markt vorhanden sind. Wer weiß, vielleicht schlägt ja wirklich die Stunde für Nextcloud / Owncloud oder MDaemon oder, oder, oder?

Dieses Hin-und-her bei Microsoft stört jedenfalls immens. So kann sich doch kein Unternehmen auf irgendwas verlassen. Und in den heutigen Zeiten, in denen man sich auf so wenig verlassen kann, ist das ein extrem schlechtes Zeichen. Kein Mensch weiß mit Sicherheit, ob der Exchange Server SE irgendeine sinnvolle Fortführung ist. Und so bleibe ich dabei: In einem Jahr haben wir das Exchange Server Ende. Und was zieht ihr dazu so an?