Was habe ich mich über das letzte Exchange Server Update gefreut. Und das kommt nicht häufig vor, das könnt ihr mir glauben. Also hier im Support zumindest. Denn Microsoft hat jetzt etwas geschafft, aus dem Weg zu räumen, was bei sehr vielen Leuten für Kopfschütteln gesorgt hat: Der Last Man Standing. Es war einfach über lange Zeit nicht möglich, dass ich aus einer gut oder schlecht laufenden Hybrid-Umgebung eine reine Cloud-Umgebung mache. Aber damit ist nun Schluss. Was für eine Geschichte!
Von welchem Exchange Server Update rede ich denn?
Also wir müssen erstmal eines klären: Es geht um das letzte bisher bekannte Exchange Server Update. Kein Security Update mit all seinen Schwierigkeiten, kein sonstwas. Ich meine das, was wir bisher als Cumulative Update kannten. Die nennen sich zwar in der aktuellen Ausgabe nach wie vor so. Aber ich habe die leise Ahnung, dass sich das ändern wird. Also unabhängig davon, ob der Exchange Server 2022 nun noch kommt oder nicht oder sonstwas.
Microsoft ist jedenfalls erstmal von relativ unregelmäßigen CU-Veröffentlichungen weggegangen. Sie kommen nun mit halbjährlichen Update-Paketen um die Ecke. So heißt das CU12 für Exchange Server 2019 oder das CU23 für Exchange Server 2016 nebenbei auch noch „2022 H1“ – für erstes Halbjahr. Das nächste kommt dann also im Herbst. Für Exchange Server 2013 habe ich das auf dieser Seite noch nicht entdeckt. Das muss aber nichts heißen.
Was ist denn nun die große Neuigkeit?
Im Zuge der Pandemie haben wir unheimlich viele Kundenfirmen erlebt, die mehr oder weniger „in die Cloud“ wollten. Am liebsten war es ihnen, wenn sie einen Teil Rechenzentrum behalten und dazu die Vorzüge der Cloud nutzen. Und wir haben eben auch mit kolossal vielen Kunden zu tun, die dann eben mit der Zeit das lokale Rechenzentrum doch ablösen wollen. Schön und gut. Aber ein Exchange Server musste auf Biegen und Brechen da bleiben. Der „Last Man Standing“, der letzte Überlebende.
Das allerdings wird sich mit dem aktuellen Exchange Server Update fundamental ändern. Denn jetzt wird es möglich, die Verwaltung der Hybrid-Verbindung auf irgendeinem System zu betreiben. Es muss nicht mehr zwangsläufig ein Exchange Server sein. Es reicht ein beliebiger Computer, der mit der Domäne verbunden ist. Wichtig ist künftig nur noch, dass die Management Tools darauf installiert sind. Das finde ich ziemlich großartig.
Exchange Management ohne Exchange Server?
Es handelt sich um die Verwaltung der Empfänger. Das war bislang ein großes Problem. Mit dem neuen Exchange Server Update ist es jetzt nicht mehr notwendig, einen Exchange Server vorzuhalten, um ausschließlich diese Dinge zu verwalten. Das können wir künftig via PowerShell von einem beliebigen Client aus machen. Alles andere – die Postfächer z.B. – können ja bislang auch schon komplett über Exchange Online verwaltet werden. Nur dieser verdammte letzte Exchange Server war noch notwendig.
Damit wird dann am Ende die Verwaltung einer Hybrid-Umgebung nochmal einfacher. Ich kann dann also wieder auf etwas Hardware verzichten. ABER – und das ist das Wichtigste dabei: Deinstalliert nicht den letzten Exchange Server, schaltet ihn nur aus. Die ganzen Exchange-Informationen im lokalen Active Directory müssen nach wie vor vorhanden bleiben. Werdet eure Hardware los, aber deinstalliert sie nicht.
Der Wermutstropfen
Es gibt übrigens noch einen weiteren Pferdefuß bei all der Lobhudelei rund um das letzte Exchange Server Update. Ich habe ja oben geschrieben, dass das Update bislang nicht für Exchange Server 2013 verfügbar ist. Der befindet sich im Extended Support. Wahrscheinlich will ihn Microsoft dann doch endlich loswerden. Aber – und das ist das Entscheidende – auch der Exchange Server 2016 befindet sich im Extended Support. Deshalb wird es dann entscheidende Änderungen geben.
Das Servicing Model von Microsoft ändert sich. Künftige CUs werden nur noch für den Exchange Server 2019 erstellt. Für die beiden anderen gibt es dann nur noch die Security Updates. Ach ja, und es wird Hotfixes geben, da der Zeitraum bis zum nächsten Exchange Server Update möglicherweise etwas lang sein wird. Alles in allem ist das dann doch etwas schwammig, sodass am Ende nur übrig bleibt: Wir können nach dem Exchange Server Update auf Hardware verzichten. Ist das nun gut oder nicht?