Der Facebook-Algorithmus ist seit langer Zeit problematisch. Nun dachte sich der Netzwerk-Gigant, dass man ihn aktualisieren muss. Wird alles auf einmal besser? Ich bin ehrlich, ich nutze Facebook so gut wie gar nicht mehr. Der Blödsinn ist einfach für mich nicht mehr handhabbar. Und einen wirklichen Nutzen sehe ich auch bloß nicht mehr darin. Aber schauen wir mal, ob sich das perspektivisch wieder ändern könnte. Es könnte ja sein.
Was ist denn der Facebook-Algorithmus?
Zunächst müssen wir uns einmal kurz darüber unterhalten, was denn der Facebook-Algorithmus eigentlich ist. Unter einem Algorithmus versteht man im Allgemeinen eine eindeutige Handlungsvorschrift, um ein Problem oder eine ganze Reihe oder Klasse von Problemen zu lösen. Das geht ganz grob in die Richtung „Wenn-Dann-Sonst“. Es gibt sogar direkte Aspekte, die beachtet werden müssen.
So wird etwas Algorithmus genannt, wenn der Text, der das Alles beschreibt, auch ein Ende hat. Jeder einzelne Schritt des beschriebenen Verfahrens muss ausführbar sein. Zu keinem Zeitpunkt darf das Verfahren einen unendlichen Speicherplatz verbrauchen. Und das Alles darf nicht unendlich komplex sein. Das ist eigentlich schon alles. Und das soll auch für den Facebook-Algorithmus zutreffen.
Beim Facebook-Algorithmus gibt es eine ganze Ladung an Aspekten, die eine Rolle spielen. Bei der neuesten Version geht es offenbar darum, dass Inhalte mit hoher Qualität eine hohe Gewichtung im Newsfeed erhalten. Das Netzwerk will künftig mehr auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen und mehr Inhalte präsentieren und zusammenfassen, die ebenfalls von Interesse sein könnten. Also anhand des Nutzerverhaltens.
Ich sehe es schon vor mir, wie dann Inhaltsanbieter versuchen werden, mit irgendwelchen Häppchen-Artikeln durch den Feed zu turnen. Denn es wird ja ernsthaft behauptet, dass die Zugriffe aus dem Netzwerk auf Inhalte wieder ansteigen. Diese Meinung gilt allerdings nicht generell, wie ich selbst weiß. Und das ist völlig unabhängig von Anpassungen im Facebook-Algorithmus.
Ist der Newsfeed jetzt etwa nicht mehr kaputt?
Ob nun mit oder ohne Anpassungen im Facebook-Algorithmus, der Newsfeed auf der Plattform ist seit langer Zeit kaputt. Denn es war und ist nun einmal so, dass Falschmeldungen wie in einer Echokammer eine große Resonanz hervor riefen. Immer wieder stand Facebook in der Kritik, weil sie FDP-artig („Das soll der Markt richten“) auf die Selbstkorrektur der Nutzer setzten. Offenbar ist das nun vorbei. Oder?
Hintergrund sind aber wohl nicht die Ankündigungen verschiedener Werbe-Großkunden, bis auf weiteres keine Werbung mehr im Newsfeed zu schalten. Ach wo, glaubt bloß nicht daran. Der Facebook-Algorithmus wird angepasst, um die Nutzer besser zu informieren. Das heilige Facebook als selbstloser Samariter, quasi. Der Gigant verkündete, im Newsfeed mehr hochqualitative Primärquellen und Augenzeugenberichte zu zeigen.
Dazu werden Nachrichten gruppiert und Autorenangaben geprüft, heißt es. Nachdem ich den Newsfeed bei Facebook für eine mittelschwere Katastrophe halte, wäre es gut, wenn das stimmen würde. Aber hören dann die unfassbar vielen Falschmeldungen auf? Ist der Newsfeed dann nicht mehr kaputt? Für viele ist dieser eben immernoch die Informationsquelle Nr. 1, egal was man ihnen sagt. Und Facebook hat hier Verantwortung.
Nur heiße Luft
Ich gehe davon aus, dass der Facebook-Algorithmus nur aus einem einzigen Grund angepasst wird: Wenn Coca Cola, Unilever et cetera pp. nicht mehr im Newsfeed werben, wie sie es angekündigt haben, entgehen dem Netzwerk gigantische Einnahmen. Nur deshalb wird das Alles angepasst. Nur deshalb geht man nun gegen Hate Speech und Falschmeldungen vor. Das sehe ich übrigens nicht allein so.
Letztlich ist es aber so, dass der Facebook-Algorithmus immer so handeln wird, wie Nutzer mit Beiträgen im Newsfeed umgehen. Wenn ich z.B. den Boston Herald nicht lese, werde ich auch zukünftig deren Beiträge nicht teilen und mit einem „Like“ versehen. Wer will mich dazu zwingen? Es ist aber so, dass den Nutzern durch diese Anpassung vielleicht aufgezeigt werden kann, was richtiger ist als mutmaßliche Falschmeldungen.
So ist es vielleicht am Ende doch nicht ganz nutzlos oder ein Lippenbekenntnis, dass Facebook eine Neuausrichtung im Newsfeed durch einen veränderten Facebook-Algorithmus vornimmt. Es liegt auch an den Nutzern selbst. Darum habe ich ja immer wieder erzählt: Prüft eure Quellen auf Richtigkeit und werft nicht einfach mit Unsinn um euch. Und das ist nach wie vor meiner Meinung nach der beste Weg, Falschmeldungen beizukommen.
Ich sehe es grundsätzlich als Problem an, wenn zu viel per Algorithmus entschieden wird. Es wird entschieden, was wir sehen sollen, was präsentiert wird. Das mag ich nicht, aber viele mögen es anscheinend: es wird vorselektiert, was da an Informationshäppchen bei den Leuten ankommt. Natürlich kommt ein großer Teil auch niemals an, Stichwort „Filterblase“.
Das Problem ist, dass Viele denken, dass das, was man ihnen da vorsetzt, die Realität abbildet. Klar, die Realität abzubilden ist verdammt schwierig, wahrscheinlich unmöglich. Aber so mancher User ist damit zufrieden, was er serviert bekommt. Wenn es sich um Fun- und Freizeit-Dinge handeln würde, wäre das ja wurscht. Aber leider sind es auch viele ernste Themen, die die Wahlen in Ländern beeinflussen können, oder es geht um andere, ernste Themen, die vernünftig abgebildet werden müssen, z.B. Fakten zu Klimawandel, Umweltverschmutzung, Wissenschaft. Und da hört der Spaß definitiv auf, wenn man mit fragwürdigen „News“ versorgt wird.
Abgesehen davon wäre es eine tolle Sache, wenn man in Facebook angeben könnte, dass man seine Timeline auch gerne ungefiltert und ohne Aufbereitung seitens Facebbok sehen möchte, quasi „Plain“. Aber eher friert die Hölle zu…
Hallo Martin,
das ist doch das Entscheidende: Ich will doch selbst bestimmen, was ich zu sehen bekomme. Das ist so eine Geschichte, die mir das Nutzungserlebnis der Plattformen gewaltig vergällen.
Genau aus dem Grund, weil es eben immer wieder zu solchen Blasenbildungen kommt. Und den Betreibern der Plattformen ist es doch egal, wenn sich die User untereinander mit Falschmeldungen bewerfen oder die Köpfe einhauen, so lang sie dabei auf den Plattformen bleiben.
Das mit der ungefilterten Timeline wird ein frommer Wunsch bleiben. Es ist eigentlich sinnlos, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.