Nun ist es also amtlich, dass die Timeline auch in Deutschland eingeführt wurde. Wie ich bereits im September kurz anriß, soll dies so etwas wie „Die Geschichte meines Lebens“ werden. In meinem Artikel war ich sehr skeptisch. Obwohl ich die Timeline nicht aktiviert habe, frage ich einmal in die Runde: Ist große Skepsis angesagt?
Mit einem einzigen Klick auf „Hol dir die Chronik“ bzw. „Get timeline“ auf der Timeline-Seite aktiviert man die „Chronik“. Nach diesem Klick hat jeder Nutzer exakt 7 Tage Zeit, um die von Facebook angebotenen automatischen Befüllungen an sein Ermessen anzupassen. Danach geht die Seite online.
Den Kopf macht ein recht großes Bild aus. Das bestimmt der Benutzer selbst. Danach kommen so genannte Stories, die der Benutzer selbst auswählt und die das Leben beschreiben sollen. Das können Bilder, Status-Nachrichten, Veranstaltungen und anderes sein. Und am unteren Ende kommen dann Apps, die mit ihren eigenen Inhalten den Nutzer beschreiben sollen.
Damit hat das neue Facebook-Profil mit der bisherigen „Wall“ nicht mehr allzu viel zu tun. Timeline zeigt zwar aktuelle Einträge. Aber mit etwas Scrollen kommt man schnell dahin, was die Person in der Vergangenheit getrieben hat. Natürlich muss das die Person auch veröffentlicht haben.
Je weiter man in die Vergangenheit „reist“, desto mehr wird der Inhalt zusammengefasst. Für die Geburt z.B. gibt es ein Foto. Aber es geht nichts verloren.
Entgegen vieler Proteste und Unmutsbekundungen im Herbst verspricht Facebook, dass die Nutzer jederzeit die volle Kontrolle über alles haben werden, was auf der Timeline angezeigt wird. Für jedes einzelne Element kann wohl festgelegt werden, wer das sehen darf.
Man soll auch Hervorhebungen machen können, z.B. für Galerien oder Veranstaltungen. Genauso kann man für anderes vorgehen, indem man es zu einem grauen Punkt schrumpfen lässt. Der Inhalt wird dann erst verraten, wenn sich die Maus über dem Punkt befindet.
Da Timeline eine völlig neue Dimension von Facebook ist, werden auch völlig neue Apps kommen. Die könnten dann eigene Timeline-Zusammenfassungen erstellen etc. Somit sollen sie wesentlich mehr Daten bei Facebook auswerten, verknüpfen und dann letztendlich präsentieren können, als das bisher möglich war.
Um es klar zu verdeutlichen und damit mein eigenes Missverständnis auszuräumen: Timeline ist nicht datenschutzkritischer als Facebook selbst. Was ich bei Facebook nicht veröffentliche, kann auch nicht auf der Timeline erscheinen. Was ich bei Facebook nicht öffentlich zugänglich mache, wird von keiner App verwertet werden können. Wenn ich keine App aktiviere, kann auch keine App meine Daten auswerten. Und schlussendlich: Wenn ich Timeline nicht aktiviere, stellt sich diese Diskussion gar nicht erst.
Man sollte sich immer vor Augen halten: Facebook ist ein öffentliches Netzwerk. Wenn ich nicht will, dass Facebook irgendetwas bestimmtes nicht breittritt, dann veröffentliche ich es eben nicht bei Facebook. So sollte z.B. ein Partyfoto, das mich recht heruntergekommen und sturzbetrunken darstellt, von mir nicht zu Facebook geladen werden, wenn ich mich dafür schäme. Und mittels Gesichtserkennung kann ich auch feststellen, ob jemand aus meinem Freundeskreis ein solches Foto hochgeladen hat.
Es herrscht eben der Grundsatz: Ich bin selbst verantwortlich für die Informationen, die ich bei Facebook preigebe. Bin ich reinen Gewissens, dass nur das bei Facebook liegt, mit dem ich mich einverstanden erkläre und bei dem ich auch der Veröffentlichung zugestimmt habe, kann ich durchaus über Timeline nachdenken. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Jedenfalls scheint sich meine damalige Skepsis nicht unbedingt zu bestätigen. Und wenn Timeline irgendwann Usus ist, muss eh jeder Facebook-Nutzer mitmachen. Bis dahin heißt es: Profile bereinigen.
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