Was war das für eine Ruhe! Stundenlang hieß es im Internet #facebookdown, #whatsappdown, #instadown. Der Plattform-Konzern aus Menlo Park in Kalifornien war tot. Weg. Es gab kein Facebook, kein WhatsApp, kein Instagram mehr. Zwischenzeitlich hatte gar ein Witzbold die Domain facebook.com zum Verkauf angeboten. Was für ein Spaß für das gesamte Internet. Und welche Ressourcen da auf einmal frei wurden! Bestimmt wurde das globale Bruttosozialprodukt gewaltig gesteigert. Aber was war da eigentlich passiert?
Und plötzlich hieß es #facebookdown
Ich weiß gar nicht, wann das Alles am 04. Oktober anfing. Es gibt Meldungen, in denen von so ungefähr 17 Uhr die Rede war. Jedenfalls machten recht schnell die Hashtags #facebookdown, #instagramdown / #instadown und #whatsappdown die Runde. Irgendwann am Abend hatte ich mich nochmal zu Twitter verirrt und sah die drei Hashtags in den Trends ganz oben. Der gesamte Facebook-Konzern war ausgefallen. Und das Stunden, nachdem eine ehemalige leitende Angestellte Facebook die Hosen ausgezogen hatte.
OK, beide Vorfälle können zusammenhängen, sie müssen es aber nicht. Jedenfalls war es so, dass nicht nur die drei Plattformen nicht erreichbar waren. #facebookdown bedeutete hier tatsächlich Totalausfall. Die Techniker, die den Ausfall beheben sollten, kamen von außen nicht in die Server. Und auch die Zugangskarten funktionierten nicht. Ebenso, wie Emails und alles andere nicht funktionierte. Und bei Twitter machte man sich lustig über diesen Zustand.
Es war ein gigantischer Blackout für das Unternehmen, vergleichbar mit so einem Vorfall. Offensichtlich wurde #facebookdown durch eine Fehlkonfiguration ausgelöst. Es wurden wohl eigene Änderungen an den Routingtabellen der Border Gateway Protocol Routen vorgenommen. Das BGP steuert den Datenverkehr im Internet. Nebenbei verwaltet Facebook seine eigenen DNS-Einträge. Und diese waren auf mysteriöse Weise verschwunden. Und ohne DNS keine Zustellung der Anfragen.
Das Problem war aber, dass durch diesen massiven Zwischenfall unzählige Geräte, die mit Facebook verbunden waren, plötzlich keine Zuordnung mehr hatten und das Internet belagerten mit den Anfragen, wo denn facebook.com abgeblieben sei. Es lag eine immense Last auf dem Internet, weil ja auch der weltweite DNS-Verkehr durch den Wegfall der DNS-Server von Facebook betroffen war. Ach, und Dienste, die man als Anwender selbst mit Facebook verknüpft hatte, waren ebenfalls nicht verfügbar.
Stundenlang keine Hassreden
Gestern wollte man ins Internet rufen „Enjoy the silence!“, also „Genieß die Stille“. Es ist ja bekannt, dass vor allem über Facebook immer die Hassrede verteilt wurde. Und das ist auch so. Nehmen wir irgendeine x-beliebige Nachricht von einem x-beliebigen News-Anbieter. Es dauert für gewöhnlich nur Augenblicke, bis das Posting auf der Plattform von Angreifern, Radikalen, Hetzern etc. okkupiert wird. Und das war zum Glück für rund 7 Stunden mal nicht möglich.
Die ehemalige Leiterin der Abteilung „Civic Integrity“ bei Facebook, Frances Haugen, wirft ja dem Konzern vor, zu lax mit Hass umzugehen. Und das stimmt ja auch. Der Konzern weiß von der Hass-Spirale. Der Konflikt von Facebook spielt sich zwischen öffentlicher Sicherheit und eigenem Profit ab. Und da ist dem Unternehmen der Gewinn wichtiger. Aber das spielte nun einmal keine Rolle. Diesmal waren fast 60.000 Mitarbeiter davon betroffen, nicht arbeiten zu können.
Das Wesen von Plattformen wie Facebook ist ja, dass diese die Nutzer möglichst zu einer langen Aufenthaltsdauer bewegen sollen. Deshalb kommen ja Hass und Hetze immer gut an. Dass #facebookdown das nun für eine Weile unterbrochen hatte, war zwar wohltuend, löst aber das grundsätzliche Problem nicht. Aber wenigstens waren für ein paar Stunden die Menschen nicht mehr stundenlang an die Plattformen gebunden und konnten stattdessen ihrer Arbeit nachgehen.
Was lernen wir daraus?
Natürlich arbeiten bei Facebook Menschen. Und Menschen machen Fehler. So ein Totalausfall kann immer passieren und ist jetzt auch nicht so ungewöhnlich. Während meiner Arbeit habe ich oft genug mitbekommen, dass Umgebungen komplett ausgefallen waren, weil sich Fehler eingeschlichen hatten. Aber Facebook hatte auch einen ziemlichen Ritt auf der Rasierklinge vollführt, nachdem der Riese alles selbst betrieben hat. Auch die Namensauflösung und was dazugehört.
Das hat sich nun gerächt. Der Eric hat in seinem Blog dazu kommentiert, dass es nie so eine gute Idee ist, sich auf einen Anbieter zu konzentrieren. In seinem Fall sind es eben Web-Aktivitäten. Und ich sage es ja auch immer wieder: Wenn Facebook auf euch keinen Bock mehr hat, schmeißen sie euch kommentarlos vor die Tür. Oder was ist, wenn man sich mit Mann und Maus auf eine Plattform verlässt und diese von jetzt auf gleich kaputt geht?
Das ist ja auch der Grund, wieso ich niemals meine Kommunikation aus der Hand gebe. Mein Sprachrohr ist mein Blog. Man könnte nun davon ausgehen, dass die sozialen Netzwerke so eine Art Verstärker wären, sind sie aber nicht. Deshalb habe ich wie der Eric kaum Auswirkungen bei den Zugriffszahlen mitbekommen. Es war nicht schlimm, dass es dieses #facebookdown gab. Und so lang auf Facebook die Hassrede dominiert, habe ich auch keine Lust, irgendeine Energie dort hinein zu stecken.
Nein, am Ende müssen wir sagen: Es war lustig über Stunden, aber das war’s auch schon. Das grundsätzliche Problem der sozialen Netzwerke im Allgemeinen und Facebook samt seiner Töchter im Speziellen ist dadurch aber kein Stück kleiner geworden. Das ist eine Nummer, die bedenklich ist. Ob die Dienste des Riesen nun funktionieren oder nicht. Es ist eine gesamtgesellschaftliche, wenn nicht sogar eine globale Aufgabe, den Hass zu bekämpfen. Oder eben die Plattformen zu marginalisieren.