„Die weißen Tauben sind müde“, sang Hans Hartz in den Achtzigern. Sie fliegen lange schon nicht mehr, wie ihr wisst. Und was macht da jetzt der blaue Vogel? Ich sehe mit großer Bestürzung, was bei Twitter los ist. Vielmehr ist es so, dass mir etliche Beobachtungen über den Niedergang der Plattform über den Zaun geworfen werden und ich diese dann nachprüfe. Das macht man ja so. Elon Musk hat seinem Spielzeug allmählich den letzten Schluck Wein eingeschenkt, da diese Plattform so langsam stirbt. Schade eigentlich.
Elon, Alter, wieso drehst du so frei?
Ich weiß ja nicht im Einzelnen, was so schief läuft beim blauen Vogel. Aber es muss sehr viel sein. Ich könnte alles aufzählen, was mir so alles erzählt wird. Aber das würde den Rahmen eines Blogartikels sprengen. Nur so viel: Seit Elon Musk die Plattform gekauft hat, geht es rapide abwärts. Die Nutzerverteilung liegt schief, weil so viele Nutzer abgehauen sind. Dadurch spuckt einem der Algorithmus in die Suppe, Hass und Hetze nehmen zu, die freie Rede im Gegenzug dazu ab.
Es ist ein Trauerspiel. Der blaue Vogel ist an der Hauswand hängengeblieben. Mit gebrochenem Schnabel. Das hat zur Folge, dass sich große Konzerne zurückziehen und dort nicht mehr werben. Vorläufiger Höhepunkt ist nun, dass Konten von Journalisten und Medien gesperrt wurden, weil sie Musk kritisieren. Ach, und Konkurrenz darf auch nicht sein, weshalb nun Mastodon und Links dorthin gesperrt sind.
Man fragt sich ernsthaft, wieso Elon Musk derart frei dreht. Aber ist es nicht etwa so, dass so etwas gern mal als Todeskampf bezeichnet wird? Und dabei hätte es so schön sein können. Aber am Ende ist es dann doch besser so, dass der kleine Vogel abgestürzt ist. So mit all der Hetze, dem Algorithmus, dem ganzen Wuttwitter. Es gibt nicht viel, was einem an positivem einfällt, wenn es um die Plattform geht. Aber das war mal anders.
Als ich den Vogel entdeckte
Als ich damals den blauen Vogel für mich entdeckte, war das Alles eine einzige große Party. Man tauschte sich aus, probierte aus, diskutierte, fand Informationen, Spaß, Kontakte. Das war alles ein riesiger Kindergeburtstag. Ich hatte da als Anzeigenamen „Herr U. aus L.“ stehen. Ich tauschte mich mit wildfremden Leuten über irgendwas aus. Und da Menschen, die nicht der deutschen Sprache mächtig sind, nix verstehen, bedankte man sich gern mal mit „Thanks, Herr“.
Im Laufe der Jahre komplimentierte ich den einen oder anderen selbst zum blauen Vogel. Wie gesagt, ich war gern dort. Aber schon 2011 hatte ich die Befürchtung, dass das Alles zu viel sein könnte. Da ich lange Zeit dachte, man müsse unbedingt zum Bloggen soziale Netzwerke nutzen, blieb ich eben auch bei Twitter. Und das, obwohl ich bereits 2015 den Gedanken hatte, das Alles bleiben zu lassen. Mal ehrlich, man macht es dann doch nicht.
Aber Twitter hat sich nun mal verändert. Und zwar so sehr, dass ich es nicht mehr mit mir vereinbaren kann, dort noch aktiv zu sein. Wenn man sich auf die virtuelle Zunge beißen muss, um sich keinen Shitstorm einzuhandeln, ist einfach mal die freie Rede dahin. Und wenn es nur noch lautes Getöse gibt und ansonsten mehr oder weniger Werbung, dann kann der Laden einfach nicht mehr meine Plattform sein. Es ist schade, aber so ist es nun mal.
Flieg, kleiner Vogel, flieg!
„Jedoch die Falken fliegen weiter, sie sind so stark wie nie vorher“, singt Hans Hartz weiter. Das heißt dann ja wohl für den kleinen blauen Vogel: Macht mal weiter ohne mich, spielt gern mit all diesen Spinnern, mit der Manipulation, mit dem Hass und der Hetze, ich bin raus. Und du, Twitter, flieg der Sonne entgegen, aber pass auf, was der Elon mit dir macht. Ein Zurück wird es wohl nicht mehr geben. Schade eigentlich.
Ich bin seit Juli 2009 auf der Plattform zu Gange. Dreizehneinhalb Jahre, scheiße, was für eine lange Zeit. Länger bin ich nur mit meinem Blog unterwegs. Und der wird auch bleiben. Da kommt keine einzige Plattform mit. Ich denke auch, dass Mastodon da nicht wird mithalten können. Viele haben nun Schiss, dass sie keine „digitale Heimat“ mehr haben. Aber das stimmt ja gar nicht. Man muss sich halt nur nicht mehr mit dem Vogel herumschlagen. Und man hat viel mehr Zeit.