Kennen Sie die Browser-Erweiterung Ghostery? Für den Firefox-Browser gilt der (ehemalige) Werbeblocker als empfohlene Erweiterung. Ist das gerechtfertigt? Denn egal, wie man es dreht und wendet: Ghostery ist selbst eine Werbe-Plattform. So wie AdBlock Plus. Es ist einfach das Hinterletzte, was da passiert. Und so kann ich zu Ghostery das Gleiche empfehlen wie zu AdBlock Plus: Wenn keine Werbung gewollt ist, dann Finger weg!
Was genau ist Ghostery?
Eigentlich ist Ghostery eine sehr praktische Entwicklung. Die Erweiterung weist den Anwender darauf hin, wenn versteckt Daten übermittelt werden, und sie fungiert auch als Werbeblocker. So war das bisher. Über allem stand immer das Vorhaben, die Anonymität der Anwender zu schützen. Ghostery lässt die Anwender entscheiden, was sie blockieren wollen, und informiert sie über Urheber und Datenschutz.
Aber irgendwas muss mit Ghostery passiert sein. Fachmagazine rieten schon vom Gebrauch der Erweiterung ab, weil Ghostery seine Datenbank der Werbewirtschaft zur Verfügung stellte. Und dann kam der Februar 2017, und der Anbieter Cliqz schlug zu. Hierbei handelt es sich um einen Browser-Aufsatz mit integrierter Suchmaschine, woran Hubert Burda Media und Mozilla beteiligt sind. Und plötzlich schließt sich der Kreis der Firefox-Empfehlung für Ghostery.
Cliqz wird allenthalben als Gegenangriff zu Google im Zuge des Leistungsschutzrechts für Presseverlage gesehen. Und hier ist Ghostery nun Teil davon. Immernoch Browser-Erweiterung für alle gängigen Browser, aber prinzipiell Teil eines Angriffs auf Google. Das mag komisch klingen, aber es wird hoffentlich gleich noch etwas klarer, wenn ich weiter aushole.
Ghostery, das Werbenetzwerk
Ich habe selbst lange Zeit Ghostery ganz gern verwendet, nicht zuletzt wegen der Entscheidungsgewalt und die Informationen, die dem Anwender geboten werden. Allerdings disqualifiziert sich die Browser-Erweiterung gerade selbst und macht sich komplett unbrauchbar. Denn neuerdings zeigt Ghostery „Rewards“ an. Statt der Werbung, mit der sich Webseiten finanzieren, werden Umsätze auf die eigene Rechnung generiert.
Nur zur Klarstellung: Es wird also nicht weniger Werbung angezeigt. Es wird nur unter Umständen keine Werbung von Google mehr angezeigt, sondern stattdessen ein Rabatt-Programm für Cyberport. Der Hintergrund dabei ist, dass Ghostery, Cliqz und Cyberport allesamt zu Hubert Burda Media gehören, einer der größten Gegner von Google und deren Werbung. Und die ziehen nun selbst ein heftig perfides Werbenetzwerk in die Höhe. Applaus, Applaus!
Wie das momentan aussieht, hat der Denny hier eindrucksvoll dargestellt. Angeblich wird die Werbung lokal auf den Rechnern der Anwender geparkt und dann erst mit entsprechenden Treffern ausgelöst. Aber will ich das? Und wer sich durch die Einstellungen hangelt, soll das wohl auch ausschalten können. Und ganz unter uns: Ist das Alles so privat, wie man sich so erzählt?
Geschäftemacher und Datenschutz
Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich lange Zeit auf die Verwendung von Werbeblockern geschimpft habe, bis ich selbst auf eine Werbung herein gefallen bin und mir damit einen Virus an Land gezogen habe. Spätestens seit diesem Zeitpunkt empfehle ich ich die Verwendung dieser Erweiterungen. Ich empfehle aber, genau zu schauen, was man sich damit ins Haus holt. Daher rate ich dazu, von AdBlock Plus / AdBlock die Finger zu lassen. Nun also auch Ghostery.
Werbung verletzt oftmals den Datenschutz der Webseiten-Besucher. Dennoch muss sich eine Webseite meistens noch damit finanzieren. Werbeblocker verhindern dies. Und noch dazu gibt es immer mehr Werbeblocker, die stattdessen unlauter ihre eigene Werbung anzeigen. Diese Geschäftemacher muss man sich nicht ins Haus holen. Denn damit wahrt man auch bloß nicht den Datenschutz für sich selbst. Er wird durch das Werkzeug ausgehebelt, der ihn eigentlich sicherstellen soll.
Ich weiß, dass der Microsoft Edge Browser einen „eingebauten“ Schutz vor trackender Werbung hat. Das ist der „InPrivate“-Modus. Google Chrome hat selbst einen rudimentären Werbeblocker. Und wer sich einen installieren will, sollte vielleicht nach uBlock Origin schauen: Microsoft Edge /// Mozilla Firefox /// Google Chrome. Ganz frei von Zweifeln ist der auch nicht. Aber wenigstens gibt es da noch keine Werbung statt der Werbung, mit der Webseiten finanziert werden.
Wie geht es denn nun weiter mit der Werbung?
Wir wissen alle, dass das Thema Werbung im Internet so gut wie zu Ende erzählt ist. Hier im Blog gibt es neben dem fast Einnahme-losen Banner für meinen Webhoster und ein paar Tantiemen von der VG-Wort nur hier und da mal einen Artikel, für den etwas Geld fließt. Das sieht man aber auch alles, ich kennzeichne das ja. Aber andere sind auf Werbung angewiesen, so lang nichts besseres in Sicht ist.
Es geht mir nicht darum, auf jemanden zu schimpfen, der Werbeblocker einsetzt. Es geht mir darum, wie schmutzig manches dieser Tools ist und dass der Anwender praktisch kaum etwas davon hat, aber die Webseiten schädigt. Man sollte sich wirklich etwas sinnvolles einfallen lassen. Dazu müssen aber auch die Werbe-Buden Lust haben. Und hier sehe ich schwarz. Und so lang das so ist, wird es solche Auswüchse wie mit Ghostery geben.
Ghostery, AdBlock Plus und Co. machen komplett den Werbemarkt (der ja seine Berechtigung hat) und den unabhängigen Journalismus kaputt. Fragen wir uns also bei der weiteren Verwendung solcher Tools lieber nicht, wieso es sich immer mehr Webseiten viel zu einfach mit ihren Inhalten machen. Andernfalls müssen wir von solchen Tools halt die Finger nehmen.