Die Google Suchmaschine: Viele Jahre lang wurden Webseiten darauf hin optimiert, möglichst gut dort auffindbar zu sein. Alles total umsonst. Suchanfragen dürften immer weniger dazu führen, dass irgendwer eine Webseite aufruft. Auch wenn das für die Nutzer – und wir sind ja prinzipiell alle Internetnutzer – erstmal gut ist, für Webseiten-Betreiber ist das fatal. Schauen wir uns das mal an.
Google Suchmaschine: Du musst optimieren!!1!!elf!
Was wurde nicht alles erzählt! Explizit für die Google Suchmaschine soll man seine Webseite optimieren! Es gibt Fachbücher, Essays und alles mögliche zu dem Thema. Ganze Blogs haben nur das als Thema. Suchmaschinenoptimiert, natürlich. Da gibt es Abhandlungen und Fachvorträge. Und am Ende ist das Alles nichts wert?
Ich mache zwar auch ein wenig Suchmaschinenoptimierung. Aber ich habe mir immer zur Prämisse gemacht, es damit nicht zu übertreiben. Es gibt ja säckeweise Blogartikel, denen man anmerkt, dass die zu Tode optimiert wurden. Und das sollte mit meinen Texten nie passieren. Und außerdem wollte ich mich nie von einer Suchmaschine abhängig machen.
Am Ende ist es doch so, dass es ganz viele Anbieter gibt. Klar ist die Google Suchmaschine die, die am meisten verbreitet ist. Aber unterschiedliche Anbieter würde doch auch bedeuten, dass ich unter Umständen unterschiedlich optimieren müsste. Und ehrlich: Das wäre mir zu viel Hokuspokus gewesen. Da wollte ich nicht mitspielen.
Aber ich habe sehr wohl Hinweise bekommen, dass ich „dringend“ noch dieses und jenes machen solle, um „in den SERPs“ besser „ranken“ zu können. Sorry, dafür habe ich keine Zeit. Und wenn ich mich so umschaue, was ich an Suchergebnissen erziele, mache ich meine Larifari-Optimierung gar nicht so schlecht. Aber selbst die muss ich überdenken.
Google behält die Nutzer für sich
Google dominiert die eigene Suchmaschine verstärkt selbst.
Chris Erxleben bei BASICthinking
Bei einer Stichprobe wurde nun festgestellt, dass immer mehr Suchanfragen von der Google Suchmaschine selbst beantwortet werden. Somit haben die Nutzer immer weniger Grund, eine Webseite über ein Suchergebnis aufzusuchen. Bei dieser Stichprobe wurden 1 Milliarde Suchanfragen analysiert, von denen knapp 55% von Google selbst beantwortet wurden.
Etwa 80% aller Aufrufe meiner Webseite kommen über Suchmaschinen. Insgesamt 75% aller Aufrufe kommen von Google. Insofern ist das schon für mich relevant, was da heraus gefunden wurde. Würden die nun alle nicht mehr kommen, würde es ziemlich einsam hier im Blog sein. Noch mache ich mir da wenig Sorgen. Aber bezüglich der Optimierung muss man umdenken.
Am Ende liegt es vielleicht auch daran, dass der Anteil mobiler Geräte immer mehr zunimmt. Mittlerweile kommt hier fast jeder zweite Zugriff von einem mobilen Gerät zustande. 45,5% sind es. Und 46,2% aller Zugriffe werden mit dem Google Chrome durchgeführt. Und bei dem Browser ist standardmäßig die Google Suchmaschine aktiv.
Oben zitierter Chris Erxleben kommt in seinem Artikel zu dem Schluss, dass sich die Entwicklung noch verstärken wird, dass Nutzer der Google Suchmaschine eher dort bleiben. Diese Entwicklung ist gefährlich. Und sie birgt das Risiko, dass Google widerrechtlich Inhalte von Publizisten, Autoren, Journalisten kapert. Sie müssen verstehen, dass das so nicht in Ordnung ist.
Was können Publizisten dagegen tun?
Zunächst einmal müssen wir Publizisten zur Kenntnis nehmen, dass es diese Entwicklung gibt. Zudem muss jede SEO-Butze erkennen, dass Suchmaschinenoptimierung nicht das Allheilmittel sein kann. Und Internetnutzer dürfen ruhig anerkennen, dass es neben der Google Suchmaschine noch Alternativen gibt. Wir haben da diese zum Beispiel:
- Ecosia – Eine Suchmaschine aus Berlin, die Sponsoren für Suchergebnisse hat und mit den Einnahmen Bäume pflanzt
- DuckDuckGo – Ein US-Anbieter, der damit wirbt, keine persönlichen Daten zu sammeln. Die Suchmaschine bringt einen Werbeblocker mit.
- Qwant – Ein französisches Unternehmen mit strengen Datenschutzbestimmungen, das sich mit Werbeanzeigen finanziert.
- Fireball – Ein Unternehmen als München, das keine persönlichen Daten speichert.
- MetaGer – Suchmaschine, die gemeinsam mit der Leibniz-Universität Hannover betrieben wird und Ergebnisse vieler Suchmaschinen einbezieht.
- YaCy – dezentrale Suchmaschine, bei der alle Teilnehmer gleichwertige Geber und Nehmer sind.
Aber am Ende müssen wir Publizisten eben auch sagen: Vernetzung wird wohl wieder wichtiger. Kommentieren wir auf anderen Webseiten, bringen wir uns in Diskussionen ein, setzen wir weniger auf so etwas wie die Google Suchmaschine. Das würde uns allen gut tun.
Ich habe das Yoast Seo deaktiviert. Mir geht der Seo-Firlefanz auf den Sack. Ich merke auch gar keinen Unterschied, ob ich nun versuche, eine Optimierung hinzukriegen oder nicht. Oder ich wills mal so sagen: Mir ist das so egal, dass ich solche Vergleiche erst gar nicht wirklich angestellt habe. Also: raus mit dem Zeug. Ich nutze schon jahrelang duckduckgo. Aber nur parallel und ausnahmsweise. In der Hauptsache greife ich für die Recherchen auf Google zurück. Das mag verrückt und falsch sein. Aber wahrscheinlich machen sich die meisten nicht mal Gedanken darüber.
Dabei ist Google aus der Sicht eines Menschen, der etwas im Web finden möchte, schon seit längerer Zeit nicht mehr besonders gut. Wenn alle auf Google »optimieren«, dann ist halt auch eine Menge teils trickreicher Spam dabei, die teilweise von Google höher gerankt wird als das Gesuchte. So etwas gibt es in harmlos, aber dafür schrill und deutlich, so wie bei der eben verlinkten Geschichte einer Suche nach »Netzpolitik Spenden«, wo vermutlich jedem im Kontext klar wird, dass die ersten Treffer nicht das Gesuchte zeigen. Und so etwas gibt es auch in schlimm bis gefährlich, aber dafür still und kaum bemerkt, zum Beispiel, wenn Menschen naiv und vorkenntnisfrei nach medizinischen Informationen suchen und dann bei Quacksalbern aller Art landen. (Oder wenn sie vor ein paar Jahren, als man seine Themes noch nicht bequem aus WordPress installieren konnte, mit Google nach kostenlosen WordPress-Themes gesucht haben.
Die einseitigen SEO-»Optimierungen« für Google haben die Google-Suchmaschine längst in eine Spamhölle verwandelt, und die völlig intransparenten Algorithmen der Werbeschaltung und der »Individualisierung« der Suchergebnisse nach irgendwelchen durch Tracking ermittelten Metriken machen die Situation nicht besser, sondern ganz im Gegenteil.
Ich kann den Menschen, die finden möchten, was sie suchen, von Google als Suchmaschine nur abraten – dort findet man in erster Linie, was unappetitliche Spammer und halbseidene SEOs (für mich ein Geschmeiß aus der gleichen unappetitlichen Grube) einen finden lassen wollen.