„Wer rastet, der rostet„, so heißt doch das bekannte Sprichwort. Überall sieht man, dass man sich irgendwie immer wieder neu erfinden muss, dass man sich neu ausrichten muss, dass es zu einer Konsolidierung kommt. Ich war jahrelang in einem Call Center beschäftigt, das unter anderem den telefonischen Service für dieses und jenes IT-Unternehmen abgewickelt hat. Ich bin immer davon ausgegangen, dass IT-Buden cool und hip sind. Aber bei den Kundenfirmen des Call Centers handelte es sich um prüde, konservative Firmen. Das hatte mich dann schwer überrascht. Aber unterm Strich waren es alte Manager, die ihren überholten Ansichten durchgesetzt haben. Solche Firmen müssen sich wandeln, und das mit entschiedener Brutalität.
Es ist einige Jahre her, als es damals in dem Call Center hieß, dass der Auftraggeber vorbeischaut und die Frauen im Call Center sich doch bitte so anziehen möchten, dass nicht unbedingt der Tanga aus der Hose blitzt. Daran merkte man, dass es sich um einen ziemlich konservativen Haufen handelte, der da Auftraggeber war. Und das bei einem der größten IT-Konzerne der Welt. So von gestern waren damals auch Ansichten des Konzerns, denn bis wirklich Innovationen eingeführt wurden und dann auch gegriffen haben, konnte schon viel, viel Zeit ins Land gehen. Ich habe es aus den Augen verloren, ob sich das inzwischen geändert hat. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man in der gesamten Branche immer wieder umdenken muss.
Aber es ist ja nicht nur hier und da eine Bude, die über neue Wege nachdenken müsste. Es ist an sich die gesamte Branche. IBM hat vor Jahren einen solchen harten Umbruch hingelegt. Nein, es wurden nicht die Tangas verboten. Im Ernst, von einem der größten Hardware-Hersteller der Welt hat man sich gewandelt zum größten Anbieter von IT-Dienstleistungen und Software. Vielen ist sicherlich noch der Verkauf der PC-Sparte an den chinesischen Konzern ein Begriff. Und ich glaube, dass sich auch andere Hersteller neu erfinden müssen.
John Chambers, der charismatische Boss von Cisco, hat ins Orakel geschaut und erzählt, dass man eine brutale Konsolidierung der IT-Industrie erleben wird. Klar, das kann schon sein. Denn Software-Konzerne produzieren Software, Hardware-Konzerne produzieren Hardware. HP zum Beispiel baut Server, Notebooks, Speichersysteme und mal wieder Smartphones. SAP baut – naja – SAP. Oracle produziert auch Software.
Im Umbruch befindet sich aber zum Beispiel Microsoft. Der Gigant mit Windows, Office und etlichen Server-Produkten hat erst nur Software produziert. Mehr und mehr kommen aber Hardware-Komponenten dazu: Die XBox, das Surface und nicht zuletzt die Nokia Smartphone-Sparte. Auch in Sachen Dienstleistung hat man schwer zugelegt. Hier hat man dann also einiges begriffen.
Die Branche befindet sich also im Umbruch. Laut Chambers, der von der ComputerWoche wortreich zitiert wird, ist wohl das zentrale Thema das „Internet der Dinge“. Dieses Schlagwort beschreibt laut Wikipedia den Umstand, dass klassische Computer mehr und mehr verschwinden und durch so genannte Wearables ersetzt werden, die immer kleiner werden und in Kleidung eingearbeitet oder wie Smartwatches am Handgelenk getragen werden. Der Begriff an sich ist über 20 Jahre alt, aber erst jetzt schlägt die Industrie zu.
In dem Sinne könnte man davon sprechen, dass IT-Konzerne in Zukunft vielleicht mehr wie Versorger auftreten. So wie die Energiekonzerne, die den Strom zur Verfügung stellen, der aus der Steckdose kommt, stellen IT-Konzerne die IT-Infrastruktur zur Verfügung, die dann auf der Smartwatch in Form von Facebook und Co. dargestellt wird. Ich erinnere an „Raumschiff Enterprise“, wo in den Achtzigern bereits interaktive Knöpfe in die Kleidung eingearbeitet waren. Ich habe schon bei Verfolgen der Serie die Meinung vertreten, dass so etwas kommt. Nicht zu vergessen die Aktivierung der Interaktion mit dem Großrechner, als Captain Picard einfach „Computer“ sagte. Google ist da ganz nah dran mit „OK Google“.
Welches Unternehmen da nicht mitzieht, wird über kurz oder lang auf der Strecke bleiben. Und wenn man das so weiterspinnt, kann man schon sagen, dass dieser Wandel nicht nur die IT-Industrie betrifft. Es sind eigentlich alle Wirtschaftsbereiche, die von diesem Wandel betroffen sind. Aber getrieben wird das durch die evolutionierende Zivilisation, die Anforderungen an die IT-Industrie hat. So einfach ist das.
Ob man das gut findet oder nicht, muss jeder selbst wissen. Sicher kann man von „Die Geister, die ich rief…“ erzählen. Aber Science Fiction Universen wie „Star Trek“, „Star Wars“ oder „Babylon 5“ haben genau diese Möglichkeiten aufgezeigt. Und der gemeine Mensch hat sich gesagt: „Das will ich haben“ – Und Chambers und Co. wollen ganz vorn mit dabei sein. Deshalb wird sich die IT-Industrie in den Wandel begeben. Und ja, er wird brutal sein.
Es ist denke ich damit zu rechnen, dass aus der Industrie in den nächsten Jahren auch einige größere Fische auf der Strecke bleiben werden. Denn nicht jeder wird die von dir beschriebenen Anpassungen mitmachen können und wollen. Und Märkte kennen nun einmal keine Gnade…