Na, nutzen Sie das Internet über die Maßen? Ich glaube, es gibt immer weniger Menschen, die sich frei davon entfalten können. Vor allem hier. Ich hatte meinen Sommerurlaub, der auch sehr schön war. Aber ich kann zweifelsohne festhalten, dass mich das Internet wieder hat. Ob das so eine gute Nachricht ist, entscheidet jeder selbst. Ich schildere nur eben meine Beobachtung.
Was bedeutet für mich das Internet?
Ich habe beruflich ein wechselvolles Leben gehabt. Erst in den letzten Jahren war es ruhiger. Nach der Schule erlernte ich von 1990 – 1994 den Industriemechaniker, schlug mich aber als „Allesmögliche“ durchs Leben. So war das eben in den Neunzigern im Osten. Aus gesundheitlichen Gründen schulte ich dann um und nenne mich seit 2005 „Fachinformatiker“.
Ja, während der Umschulung kam man schon hier und da mal mit diesem merkwürdigen Internet in Verbindung. Aber viel konnte ich ihm erst nicht abgewinnen. Erst zum Ende der Ausbildung wurde das Ganze interessanter. Ich registrierte diese Domain. Und ich fummelte eine Webseite zusammen. Und vor 10,5 Jahren baute ich das hier zum Blog um.
Ich war fortan an allem möglichen im Internet interessiert. Weniger irgendwelche Online-Games oder Porno-Geschichten. Aber sonst habe ich viel konsumiert. Es war ja alles da. Vor allem aber im Beruf und für den Blog wäre ich ohne die größte Erfindung der Menschheit aufgeschmissen. Das Internet bedeutet also schon sehr viel für mich.
Gleichwohl kann ich aber auch mal Handy und Computer beiseite legen. Ich bin nicht darauf angewiesen, ständig die sozialen Netzwerke und Messenger im Auge zu behalten. Allerdings habe ich mich dabei ertappt, lustlos durch die Gegend zu scrollen. Hauptsache, man tut irgendwas. Und da sage ich doch irgendwie: Stopp!
Scroll um dein Leben!
Wie ist das eigentlich gekommen? Man hockt vor seinem Gerät und scrollt einmal quer durchs Internet. Nur mal kurz Facebook checken. Was ist bei Twitter los? Wie sehen die Trends bei Pinterest aus? Gibt es neue Stories bei Instagram? Viele kennen das. Man will „nur mal kurz“ was gucken. Und plötzlich ist der halbe Tag rum.
Das muss man doch beenden können. Das digitale Leben macht ja krank. Wir wissen das. Und trotzdem handeln wir nicht. Denn: Warte mal, da gibt es eine neue Story. Nun gut, ich bin jetzt nicht so der Story-Freund und habe das auch nicht wirklich verstanden. Aber sonst passiert es so schnell, dass aus einem „Nur mal kurz“ ein „Huch, schon so spät“ wird.
Ich hatte eigentlich mal vor, mich größtenteils aus den sozialen Netzwerken heraus zu halten. Mein Gedanke war, dass ich die für mich interessanten Seiten in den RSS-Reader packe und dort auf dem Laufenden bleibe. Aber dann fehlt halt doch die Disziplin, komplett die sozialen Netzwerke zu meiden oder gar zu verlassen. Hängt man dann schon am Tropf von Facebook und Co.?
Scroll um dein Leben! Ich hatte mir mal gesagt, dass ich über Twitter am besten auf dem Laufenden bleiben kann. Aber das kostet alles einen Haufen Zeit. Vor allem, wenn man irgendwas in den sozialen Netzwerken gefunden hat, dem man nachgehen muss. Das muss man dann lesen und verifizieren und all das. Das Internet frisst die Zeit auf.
Welche Gefahr birgt das ständige Onlinesein?
Erstmal müssen wir schauen, woher wir unsere Informationen beziehen: Es sind meistens die sozialen Netzwerke. Die haben diesen blöden Mechanismus namens Algorithmus. Und sie meinen, bestimmen zu können, was uns gefällt. Stimmt’s? Die Folge ist, dass man sich in eine Echokammer zurückzieht. Empörungen und eigene Ansichten werden damit gestärkt.
Ich habe es so oft erlebt, dass mir Leute, die mich eigentlich besser kennen sollten, den Vorwurf der „Lügenpresse“ unter die Nase gerieben haben. Die sind eben in ihrer Blase gefangen. Und wenn sie irgendwas von außerhalb der Blase um die Ohren bekommen, kommt das einem schweren Angriff gleich. Das Stichwort ist Filterblase.
Und dann scrollen sie weiter. Und scrollen und stellen fest, dass sie gar keine Zeit haben, irgendwas zu lesen. Also werden Seiten aufgrund der Überschriften geteilt. Am Ende ist es so, dass die Empörungsspirale sich immer weiter dreht. Ich habe Leute erlebt, die dadurch ganz seltsame Ansichten hatten. Ach, und nebenbei: Die ganze Arbeit und das Privatleben – Alles bleibt auf der Strecke.
Was habe ich denn erlebt?
Wir wissen doch alle, wie das ist: Man redet sich ein, keine Zeit zu haben, nur damit man sich im Internet über irgendwas informieren kann. Und so kam es auch bei mir vor, dass ich irgendwelchen Menschen geglaubt habe und es danach bereuen konnte. Was wurde zum Beispiel nicht alles über den sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer erzählt!
Dieser Artikel war dann letztlich das Ergebnis. Was war ich durch die Filterblase getrieben! Nachdem ich aber selbst mal losgezogen bin, muss ich dahingehend meine Meinung revidieren. Mit anderen Worten: Wer sich selbst von irgendwas ein Bild macht, erfährt unter Umständen andere Aspekte als die, die die Timeline ausspuckt.
Auch was das Thema Flüchtlinge oder Umwelt betrifft, kann man schnell in die Falle der Unsinns-Empörung tappen. Wie bei so vielen anderen Beispielen. Bis man sich daraus befreit hat, kann wertvolle Zeit verloren gehen. Zeit, die wir für wichtigeres verwenden sollten. Aber es gibt da noch „diese eine Story auf Instagram“.
Mein Fazit
Ich halte das Internet nach wie vor für die beste Erfindung der Menschheit. Aber wie das eben mit allem so ist: Man darf auch gern mal ein Spielzeug beiseite legen. Verbringen wir Zeit mit dem Partner! Atmen wir frische Waldluft nach einem Regenschauer! Beobachten wir, wie die Vögel ziehen! Und nebenbei bemerkt: Die wichtigsten Fragen werden eh beim Kaffee gestellt.
Nein, das Scrollen durch Timelines und Ticker und all das muss nicht zur Tagesaufgabe werden. Da gibt es wichtigeres. Und mal ehrlich: Es schärft den Blick, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren. Webseiten kann man per RSS verfolgen, wie ich es hier erklärt habe. Und wenn das Internet mal wieder repariert ist, kann man es wieder richtig nutzen.
Ich ziehe mich jetzt nicht aus den sozialen Netzwerken zurück. Ich überlege mir aber noch viel mehr, was ich dort mache. In den letzten Monaten hatte ich fast doppelt so viele Zugriffe über RSS als aus sämtlichen sozialen Netzwerken zusammen. Wir müssen alle diese Facebooks und Co. besser einordnen. Dann müssen wir auch nicht mehr so viel scrollen.
Ich habe jedenfalls keine Lust mehr darauf, mir den Tag durch das Internet – und vor allem durch die sozialen Netzwerke – durcheinander bringen zu lassen. Ich hoffe, das ist irgendwie nachvollziehbar. Jetzt muss ich mich erstmal um meinen Feed Reader kümmern. Denn ich will ja weiterhin informiert bleiben. Sie auch?
Ein Segen, wenn Smartphone, Internet etc. mal fernbleiben. Mittlerweile meine ich, dass ich es sogar körperlich spüre, wenn das Netz eine Zeit lang ausbleibt bzw wieder an ist. Als ich am Wochenende auf Männerausflug in der Natur war und einer von Vieren im Wald ständig sein Handy in Betrieb hatte, hat mich das merklich in meiner Ruhe gestört. Also stören tut mich sowas eh, aber ich meine tatsächlich, dass ich es auch phyisch gemerkt habe.