Ich lese und höre immer wieder, dass die Dudes in der IT-Dienstleistung eh allesamt keine Ahnung haben, weil die stur in ihrem Lichtkegel bleiben würden und so. Jetzt mal eben zur Überraschung: Ich mache das jetzt schon viele Jahre, und mir hat kaum mal jemand direkt vorgeworfen, dass ich ahnungslos wäre. Ich weiß gar nicht, wo das immer herkommt. Was wäre denn, wenn es Typen wie mich nicht gäbe? Eure fancy Rechenzentren und euer Cloud-Gedöns würde dann eben im Fehlerfall nicht mehr funktionieren. Na dann viel Spaß mit den Herstellern.
Was ist denn IT-Dienstleistung?
Ihr werdet es mir vielleicht nicht glauben, aber auch in der Informatik gibt es Dienstleistungen. Es wird eben eine Leistung erbracht, damit Kunden ihre Arbeit wieder oder besser oder schneller erledigen können. Man redet da auch gern davon, dass man da als Kunde einen „IT Service Provider“ hat. Es gibt da verschiedenste Konstellationen. Aber wenn man mich fragt, was alles zum Thema IT-Dienstleistung dazugehört, muss man schon ein wenig aufzählen.
Es geht um die Beratung, den Verkauf, den Aufbau, die Einrichtung, die Entstörung, Weiterentwicklung, Anpassung und so weiter und so fort. Ich zum Beispiel mache nach meiner krankheitsbedingten beruflichen Neuorientierung seit 17 Jahren Support. Wir haben es da immer mal gehört: Orr, das ist aber teuer. Ja, was denken sich denn da Leute? Wir halten Ressourcen vor, schulen uns, betreiben eine ziemlich große Testumgebung und so weiter und so fort. Es ist ja nicht nur „Deine Lampe ist wieder grün“.
Es darf ja nie irgendwas kosten. Da frage ich mich allerdings, wie die größten Unternehmen mit IT-Dienstleistung zig Milliarden Euro Umsatz erzielen. Bei uns ist es nicht ganz so viel. Aber IT-Dienstleistung ist dazu da, dass euer Laden auch morgen noch existiert und seinem Geschäft nachgehen kann. Es gibt nicht wenige, die Anbieter wie meine Firma durchaus auch als recht systemrelevant einstufen. Ist ja klar, unter Umständen würde durch unser Fehlen ein Kraftwerk nicht weiterlaufen können.
Du drückst dir doch bloß den Hintern breit
Im Scherz habe ich immer mal, wenn ich nach meiner Tätigkeitsbeschreibung gefragt wurde, etwas von „Präsenzkompetenz“ erzählt. Das führte dazu, dass Leute, die IT-Dienstleistung eh für überbewertet gehalten haben, gern mal davon geschwafelt hatten, dass ich nur Geld verbrauchen und ein Sesselfurzer sein würde. Ich erinnere aber mal an das Kraftwerk oben. So einfach würde ich mir das niemals machen. Aber was mache ich denn nun überhaupt? Ich hatte das ja schon mal erzählt.
Das reine „Mach mal die Fehlermeldung weg“ ist ja lange vorbei. Es sind eigentlich immer komplexe Umgebungen mit tausend Seiteneinflüssen und gewachsenen Strukturen und all das. Und deshalb muss man immer bewerten und sich in Situationen hinein denken und all das. Viele unserer Kunden wollen sich vermutlich nur austauschen und erwarten gar nicht, dass wir die 1a-Lösung aus der Buchse ziehen. Aber ohne uns würden viele Firmen nicht mehr so funktionieren wie vor einem Störfall.
Wir haben ja auch immer mit Herstellern zu tun, allen voran Microsoft. Die musst du immer wieder auf Spur bringen und ein paar vor den Latz hauen, wenn es mal so aussieht, als würden die einfach nicht dergleichen tun und das Kundenproblem lösen. Manchmal musst du auch in Umgebungen dir einen Überblick verschaffen und vielleicht den einen fehlenden Haken finden, um irgendeine Störung zu beheben. Stellt euch das nicht so vor, als wären wir einfach nur teuer. Euer Ausfall wäre für euch teurer.
Am allerschönsten ist es dann aber, wenn uns Kunden auch noch fehlende Kompetenz unterstellen. Gut, diese Kunden sind wir zum Glück schon ewig los. Aber da kommst du dir schon verarscht vor. Was meint ihr, warum in den letzten Wochen so wenig hier los war? Also neben meiner Musik habe ich eben auch kolossal viel zu tun gehabt, weil Kunden einfach mal unsere Art der IT-Dienstleistung schätzen. Da stehen wir dann drüber, wenn irgendwann früher mal jemand „Keine Ahnung“ gebellt hat.
Das ist das übliche Gedankenbild der Leute. Wie oft ich Leuten den hingerichteten PC wieder ans laufen gebracht habe (was meistens schneller gegangen wäre, hätten die Leute nicht gelogen bei der Frage: was hast Du letztens damit gemacht?)
Aber wenn man auf verseuchten Porno-Seiten surft, dann kann man sich mal einen Virus einfangen. Sollte man selbst als DAU wissen.
Wenn dann am Ende nur übrig bleibt das System komplett neu aufzusetzen um das kompromittierte System wirklich sauber zu bekommen, kamen dann immer Diskussionen weil man „ja nur eine CD eingelegt hat und ein paarmal Enter gedrückt“ hat, und man das auch selber gekonnt hätte.
Ja, Klotzkopf dann geh halt nicht auf Pornoseiten, habe wenigstens ein Backup, eine Installations-CD und eine gültige Lizenz bevor Du mir einen halben Tag meines Lebens kostest. Denn die lasse ich mir bezahlen!
Natürlich sieht der PC hinterher genauso aus wie vorher – man ist ja kein Fliesenleger, der dein hässliches Plattenbau-Bad auf schick macht. Man muss keine Hilti stemmen, Speiss anrühren – man macht sich nichtmal die Hände schmutzig.
Was der Kunde immer vergisst: wir werden für das bezahlt was wir im Kopf haben – nicht für dicke Oberarme.
Und dass es in der IT immer komplexer und damit auch komplizierter wird, macht eine Fehlereingrenzung immer schwieriger..
Bei uns ist die Azure Cloud die nächste Herausforderung die auf uns wartet.
Tja, die Deutschen können halt nur meckern und jammern.
Lorenzo