Wir müssen alle Acht auf unsere KRITIS geben. Was ist das denn? Das ist die kritische Infrastruktur. Die letzten Tage haben gezeigt, wie gefährdet diese ist. Ja, ich weiß schon, dass das jetzt wieder alle Welt irgendwie abtun könnte mit „Naja, jetzt sieh das nicht immer so eng“. Aber ganz ehrlich: Das müssen wir eng sehen und eben auch verdammt ernst nehmen. Denn was da derzeit passiert, ist nicht so trivial, wie es vielleicht scheint. Da könnte einiges auf uns noch zukommen. Und darüber müssen wir reden.
Was gehört denn überhaupt zu KRITIS?
Ich werde im Folgenden nur noch von KRITIS erzählen, da der Begriff „kritische Infrastruktur“ doch etwas lang ist. Jedenfalls hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im Jahr 2021 die Liste der KRITIS aktualisiert. Derzeit zählen für das BBK folgende Sektoren dazu:
- Energie
- Ernährung
- Finanz- und Versicherungswesen
- Gesundheit
- Informationstechnik und Telekommunikation
- Siedlungsabfallentsorgung
- Medien und Kultur
- Staat und Verwaltung
- Transport und Verkehr
- Wasser
Wenn wir uns die Liste so ansehen, dann fallen sofort ein paar Dinge auf: Derzeit haben wir eine formidable Energiekrise, seit Jahren tobt ein Krieg im Internet, Verkehrswege werden in Null-Komma-Nix beschädigt, durch andere Krisen könnte das Finanzwesen vor dem Kollaps stehen, Corona hat den Gesundheitssektor ausgemergelt und so weiter und so fort. Ach, und was ist mit der Müllabfuhr, der Kultur und allem anderen?
Denkt ihr immernoch, dass wir das nicht so ernst nehmen müssen? Belest euch einfach mal bei dem, was ich euch da oben verlinkt habe. Das ist alles andere als ein Pappenstiel. Was wäre denn, wenn der Strom weg wäre? Wie gut würde die Gesellschaft ohne Internet funktionieren? Ohne Geld, ohne öffentliche Verwaltung? All diese Branchen sind essentiell, damit der Laden hier läuft und die Party weitergeht.
Wenn die Bahn ausfällt…
Am Samstag blieb in Nord- und Westdeutschland die Bahn einfach mal stehen. Es war nur kurz, hatte aber immense Auswirkungen. Wir erinnern uns: Der Verkehrssektor gehört zu den KRITIS. Es wurden Kabel zerschnitten. Irgendwie zeitgleich in Berlin und Herne. Es muss ein koordiniertes Vorgehen gewesen sein, wie man so liest. Sabotage war es, ja. War es aber vielleicht sogar mehr? Das versucht man seit Samstag zu klären.
Wie schwierig das ist mit der Klärung, sieht man ja auch daran, dass man bisher nur Mutmaßungen zu den Vorfällen an den Nordstream-Pipelines hat. Die Aktion mit den Kabeln beschädigte das GSM-R Netz, was für den digitalen Zugfunk steht. Damit war es für die Bahn aus Sicherheitsgründen unmöglich, Züge fahren zu lassen. Nein, liebe AFD, die Bahn hatte nicht wegen eurer Versammlung in Berlin die Züge nicht fahren lassen, es ging technisch nicht.
Ich bin jetzt nicht so der große Bahnfahrer. Aber man muss da kein Experte sein, um festzustellen, dass diese Nummer enorme Auswirkungen hat und die Bahn hochkritisch ist. Der Vorfall zeigte, wie schwach unsere KRITIS geschützt sind. Und dabei ging es nicht nur darum, am Wochenende ins Grüne zu fahren, es geht auch immer um den riesigen Warenverkehr auf der Schiene. Der war gefährdet. Und deshalb ist das Alles ein Angriff auf unsere Gesellschaft.
IT ist kritisch?
Ich habe vor Jahren mal von einem IT-Blackout erzählt. Dabei hatte die Universitätsklinik Leipzig den Ernstfall geprobt, was wohl wäre, wenn die IT ausfällt. Ja, Leute, es gibt kein Krankenhaus ohne IT. Was ist denn, wenn die ausfällt? Was passiert, wenn das Internet ausfällt? Natürlich gehört IT und Telekommunikation zu KRITIS dazu, was denn sonst? Deshalb gibt es ja diese Gefahren. Und was ist mit den Lieferketten? Ohne IT geht da gar nichts mehr. Also gilt es, diese auch zu schützen.
Nee, Freunde, es geht nicht darum, dass ihr eure Fotos immer und jederzeit zu Instagram werfen könnt. Das könnt ihr machen, wenn alles kritische abgewickelt ist. Und genau so müssen wir das Internet auch sehen. Es geht nicht um die Belustigung, sondern schlicht um den weltweiten Warenverkehr. Ach, und da haben wir noch gar nicht über Finanzsysteme und dergleichen erzählt. Ihr merkt also, dass dieses Thema unerschöpflich ist.
Und dann kommt noch Geheimnisverrat dazu?
Das BSI ist mal wieder in den Schlagzeilen. Der Laden sieht sich ja als eine Art Systemhaus für die Bundesbehörden. Man kümmert sich dort um die IT-Sicherheit und Digitalisierung. Und nun kam Satiriker Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ damit um die Ecke, dass der Chef des BSI dubiose Verbindungen nach Russland unterhält. Es heißt mittlerweile, dass eben jener Arne Schönbohm abberufen werden soll.
Der Laden überwacht die IT-Sicherheit in den KRITIS, damit die Infrastruktur nicht so angreifbar ist. Warum das so wichtig ist, habe ich oben beschrieben. Und nach allem, was man dem Mann im Kreml so vorwirft, kann es einfach mal nicht sein, dass es vom BSI-Chef her Verbindungen dahin gibt. Ganz egal, ob diese ausgenutzt wurden oder nicht. Das wirft ein ganz komisches Bild auf die gesamte Behörde.
Ja, wir können jetzt viel zusammenspinnen, was das BSI betrifft. Aber die obersten Wächter über die KRITIS sollten keinerlei offenen Fragen hinterlassen. All diese Dinge sind höchst kritisch einzustufen. Und deshalb ist es jetzt ganz enorm wichtig, dass sich alle möglichen Experten aus den einzelnen Sektoren der KRITIS zusammensetzen und festlegen, wie die Infrastrukturen abgesichert werden können. Wir können uns etwas anderes in diesen irren Zeiten einfach nicht erlauben.
Ja, Henning, so ist es!
Lorenz Mayer
Moin,
die Russland-Connection ist das eine, schlimm und potentiell gefährlich genug. Ob mit der Abberufung des #cyberclowns auch die personellen und technischen Connections etc. aufgedröselt werden (Nutzung von Protelion/Infotecs-Software…)? Der Wahnsinn hat doch System, ein Brauner als Verfassungsschutz-Chef, jetzt das – was noch?
Spätestens seit Anfang 2020 glaube ich eh keiner Ansage „Deutschland ist gut vorbereitet mehr“, da lagen ja auch Pläne in der Schublade… Und wenn jetzt so offensichtlich wird, dass Deutschland alles andere als vorbereitet ist: man muss sich Sorgen machen.
LG Linni