Das ist mal eine Entscheidung mit Rückgrat. Statt dass ein Email-Anbieter aufgrund des PATRIOT-Acts mit der NSA zusammenarbeitet, stellt der Betreiber lieber seinen Dienst ein. Das erregt schon gewaltiges Aufsehen. Sogar die großen Medien berichten ganz plötzlich darüber. Und das hat schon einiges an Charme.
Lavabit ist – oder vielmehr war – ein Email-Anbieter aus den USA. Wie alle anderen Anbieter – also die AOLs, die Microsofts, die Googles und so weiter – war auch Lavabit dazu verpflichtet, die Daten seiner Nutzer herauszugeben. Bei Lavabit war das aber ein wenig anders. Bei Lavabit wurden Emails und Zugänge verschlüsselt und der Besitzer des Dienstes, Ladar Levison, konnte sich lange Zeit gegen seine Verpflichtung gegenüber den Behörden wehren.
Nun muss aber irgendetwas passiert sein, denn Levison hat nun verkündet, dass er vor der schwierigen Entscheidung stand, entweder die Kundendaten herauszugeben (seine Aussage: „mitschuldig an Verbrechen gegen das amerikanische Volk“) oder sein Geschäft Lavabit zu schließen.
Es geht das Gerücht im Internet umher, dass auch Edward Snowden für seine Kommunikation Lavabit nutzte. Lavabit ist nun einmal ein verschlüsselter Email-Dienst. Im Gegensatz zu Outlook.com oder GMail war Lavabit eben auch für die Behörden uneinsehbar.
Levison hat von den Behörden einen Maulkorb verhängt bekommen. Er darf nicht über die Geschehnisse der letzten Wochen diskutieren. Aber es muss so gewesen sein, dass die NSA in das System von Lavabit eingedrungen ist. Denn die Tagesschau hat einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass „… die US-Behörden möglicherweise Zugang zur E-Mail-Korrespondenz von Snowden…“ erlangen wollten.
Nun hat Lavabit geschlossen. Die Verschlüsselungstechnik bei dem Anbieter wollte dieser eben nicht aushebeln, nur um den US-Behörden entgegen zu kommen. Und gerade deshalb hat wohl Snowden den Dienst benutzt. Da ist es nachvollziehbar, dass bei so viel vertraulichen Dingen der Dienst eher geschlossen wird, als dass die NSA unbefugten Zutritt erlangen.
Kannten Sie Lavabit? Finden Sie diese Entscheidung nachvollziehbar? Was meinen Sie, worüber werden nun in den USA sensible Daten ausgetauscht? Denn Levison hat empfohlen, keine privaten oder sensiblen Daten „einem Unternehmen anzuvertrauen, dass direkte Beziehungen zu den Vereinigten Staaten habe“.
Damit sollte nun also die nächste Runde im so genannten „NSA-Gate“ eingeläutet zu sein. Ich erwarte, dass bald wieder Informationen von Snowden zu lesen sind.