Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis vor ein paar Tagen noch nichts von dem Blog heldenstadt.de wusste. Das lag u.a. daran, weil ich meinen Fokus in den letzten Monaten anders gelegt hatte.
Dieser Blog – oder vielmehr deren Betreiber – könnte vom Leistungsschutzrecht betroffen sein. Deshalb gab es harte Konsequenzen. Und daraus resultierte eine rege Diskussion. Ich muss da mal kurz Stellung dazu beziehen, weil ich es wichtig finde.
Das verabschiedete Leistungsschutzrecht für Presseverlage sorgt dafür, dass in der deutschen Bloggerszene derzeit Unmengen von Staub aufgewühlt werden. Reihenweise gehen die Blogs vom Netz. Bei heldenstadt.de hat man sich anders entschieden: Man hat nicht die Zeit, jeden einzelnen Link zu einem Erzeugnis eines Presseverlags zu suchen, zu untersuchen und ggf. zu löschen. Daher hat man kurzerhand alle bis vor kurzem erschienenen Artikel deaktiviert / vom Netz genommen / gelöscht.
Es ist schade, dass man sich so entschieden hat. Aber es war wohl unausweichlich. Schließlich herrscht in der deutschen Bloggerszene eine sehr große Unsicherheit ob des Leistungsschutzrechtes. Von Seiten der Befürworter – allen voran Christoph Keese vom Axel Springer Verlag – wird zwar immer behauptet, dass Blogs ja im rechtlichen Sinne auch Verleger seien und von daher vom Leistungsschutzrecht profitieren könnten. So richtig will das aber niemand glauben.
Es wird auch immer behauptet, dass Links nicht vom Leistungsschutzrecht erfasst seien. Und wie oft lese ich, dass Zitate ja auch nicht hineinfallen würden. Andererseits heißt es, dass nun „kleinste Teile“ geschützt seien. Ja, was denn nun? Daher verstehe ich die Macher von heldenstadt.de, dass sie genau diesen Weg gewählt haben und dies auch offen kommunizieren.
Das Witzige ist, dass nun fabuliert wird, dass die Webseite eingestellt ist. Leute, lest mal bitte richtig! Daniel Heinze und Guido Corleone haben schlicht eine Bereinigung vorgenommen. Und nun suchen sie nach neuen Wegen, ihren Blog befüllen und weiterlaufen lassen zu können. Von Einstellen ist nicht die Rede gewesen.
Juliane Streich vom „Kreuzer Leipzig“, der nicht im Verdacht steht, etwas positives dem frisch veröffentlichten Gesetz abgewinnen zu können, schreibt in einem lesenswerten Artikel, was genau die Problematik an eben diesem Gesetz ist: Es ist ungenau. Wie ich oben bereits schrieb, herrscht große Unsicherheit. Und das hat auch Frau Streich erkannt.
Das Problem ist eben am Leistungsschutzrecht, dass viele Floskeln im Gesetzestext Auslegungssache zu sein scheinen. Und das wird wahre Heerscharen von Rechtsanwälten beschäftigen. Auch meine Freunde aus Hamburg werden wieder ganz vorn mit dabei sein. Ich kann daher der Frau Streich nur dazu gratulieren, dass sie für einen Verlag schreibt, der weiterhin der freien Meinungsbildung keine Steine in den Weg legen wird. Sie schreibt auch über Stefan Niggemeier, der offen gegen das Leistungsschutzrecht kämpft. Daher sollten Sie unbedingt einmal den Artikel im Kreuzer lesen.
Jedenfalls sind bei Heinze und Corleone, also bei heldenstadt.de, keineswegs die Lichter ausgegangen. Und das ist auch gut so. Die beiden haben nachgelegt und noch einmal erklärt, dass der Blog nicht tot ist, sondern wollen ihm „nur“ eine neue Form geben. Ich nehme an, dass man genau sondieren wird, welche Quellen man für die zukünftige Berichterstattung heranziehen wird. Dabei ist eines klar: Wer aus dem Raum Leipzig berichtet, der kommt an den Leipziger Medien nicht vorbei. Und dort schaut man, wer sich wie zum Gesetz geäußert hat. Wie z.B. die Leipziger Internetzeitung:
In eigener Sache: Unsere Gesellschaft lebt vom Austausch nicht vom Burgenbauen
In dem verlinkten Statement ist klar zu lesen, dass die Leipziger Internetzeitung das Leistungsschutzrecht ablehnt. Und sie lädt weiterhin zum Teilen und Verlinken und Zitieren ein, so lang man auf das Original-Angebot der Online-Zeitung verweist.
So klar ist die größte Regionalzeitung des Leipziger Raums nicht positioniert. Und von daher muss man davon ausgehen, dass man bei dieser rechtliche Probleme bekommen könnte, wenn man ungefragt Leser durch Links zu denen schickt. Darum wird man das tunlichst lassen. Denn so absurd das klingt, weil man Leser zu dieser Zeitung schickt, soll man eine Lizenz kaufen, das ist mir zu dumm.
Jedenfalls wird es heldenstadt.de weiterhin geben. Das haben die beiden Betreiber in einem zweiten Artikel zum Thema klar gestellt. Und jetzt, da ich auf diesen Blog aufmerksam wurde, werde ich mir anschauen, was es so neues gibt. Wer weiß, was die beiden so interessantes ausgraben, was erzählt und weitergetragen werden muss. Denn der Blog ist nicht tot, sondern rein.