LinkedIn: Was ist mit der Business-Kasper-Plattform?

Ich weiß nicht, wie oft ich hier im Blog LinkedIn als Keyword hinterlegt habe. Aber man muss immer wieder über die Plattform diskutieren. Was macht denn jetzt eigentlich der Laden voller Business-Kasper? Sind die jetzt in einer Art Schleim gefangen und kommen da nicht mehr raus? Warum ich das frage? Ich bin ja immernoch dabei, mich in meinem Beruf, den ich immernoch sehr schätze, thematisch neu aufzustellen. Und mir fehlt da der fachliche Austausch. Wenn es den jemals im Internet gab, dann eben nur auf LinkedIn. Deshalb auch der Artikel.

Brauchen wir denn irgendwelche Schwafler?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade im fachlichen Austausch das typische Gehabe eines Business-Kaspers eher unangebracht ist. Da will man eben schnell und direkt zu den Fakten kommen und sieht dabei dann auch mal über rhetorische oder sprachliche Hürden hinweg. Aber man will eben keine Phrasen gedroschen bekommen. Dafür haben wir ja den Doppelpass auf Sport1. Deshalb die Frage, ob wir denn Business-Kasper brauchen.

Ich meine, ich will mich austauschen. Am besten wäre es, wenn ich irgendwas über irgendeinen Zaun werfen könnte und darauf eine möglichst fachlich fundierte Antwort bekäme und wenn das umgekehrt auch so stattfände. Dafür trägt man sich doch in einem Business-Netzwerk ein, oder? Die Nadelstreifen-Schlips-Teppichboden-Fraktion kann da ja eh nichts beitragen. Also brauche ich die dabei auch nicht. Aber ganz ehrlich: Dann wäre LinkedIn leer.

Neben der Tatsache, dass LinkedIn seit einer knappen Dekade zu Microsoft gehört oder dass auch mal komisches Zeug mit Daten passiert, war einer der Hauptgründe, warum ich mein Profil dort zum Schweigen gebracht habe, die unzähligen Worthülsen der laufenden Kleiderständer. Wie oft habe ich den fehlenden fachlichen Austausch bemängelt? Dafür ist der Laden halt auch nicht gemacht, scheint es mir. Aber ich kann mir das gar nicht vorstellen.

Was wird nun mit LinkedIn?

Die Liste der Kritikpunkte gegen die Plattform ist lang. Man stellt sich unweigerlich die Frage, was nun eigentlich aus dem Laden werden soll. Auch weil sie zu Microsoft gehören und es Gerüchte gab, dass mit den User-Profilen „die KI“ (als ob es nur eine gäbe) gefüttert wurde. Ich meine, wie bei X und Facebook schweigt nur mein Account bei LinkedIn, er ist aber noch vorhanden, und ich könnte sofort wieder anfangen. Aber will ich das? Und wozu?

Ich wurde unzählige Male eingeladen, an irgendeiner Publikation mitzuwirken, weil ich ja sowas von ein riesiger Experte sei. Liest man dann die Texte der Kampagne oder was das auch immer ist, merkt man schnell, dass da nicht viel Substanz dahinter ist und es nicht sehr weit über Bullshit-Bingo hinausgeht. Ich meine, ja, ich glaube schon, dass ich mich hier und da ganz gut auskenne und auch was beitragen könnte. Deshalb habe ich aber noch lange nicht zu allem etwas beizutragen.

Und das ist eben all das, was mich relativ unschlüssig zurücklässt. Auf der einen Seite all die Fragezeichen rund um LinkedIn. Auf der anderen Seite fachlische Expertise, die es halt im Fediverse nicht zu meinen Themen gibt, weil es halt „notwendig“ ist, gegen Exchange Server / Online, Compliance Center, Failover Cluster, Outlook und dergleichen zu sein. Dich zu solchen Themen bei Mastodon zu äußern, kann schon dazu führen, dass du dir komische Kommentare einhandelst. Das passiert bei LinkedIn nicht.

Will ich aber deshalb wieder zurück in ein kommerzielles Netzwerk? Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Das Gute an meiner Konstellation ist ja, dass ich mir alles in Ruhe angucken kann und dann auf der jeweils anderen Plattform mich darüber lustig machen kann. Denn meine Homebase bleibt mein Blog. Ich werde mal ein bisschen auf LinkedIn wieder mitlesen, was die Nadelstreifen manchmal so zu erzählen haben. Dann sehen wir weiter. Und wie macht ihr das mit LinkedIn?

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7 Gedanken zu „LinkedIn: Was ist mit der Business-Kasper-Plattform?“

    • Ich will mich ja auch nicht verändern, aber meinen Horizont erweitern. Ich meine, im Herbst wirde der Exchange Server offiziell begraben, da ich niemanden kenne, der den im Abo betreiben wird. Damit fällt die Hälfte meines Betätigungsfeldes weg. Das muss ich ja mit irgendwas füllen, was auch zu unserem Geschäft passt. Und daher der Austausch. Und den suche ich. Das ist gar nicht so einfach.

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  1. Hallo Henning,
    ach ja LinkedIn. Ich habe meine Aktivitäten darauf eingeschränkt, meine Blog-Beiträge zu publizieren. Wenn ich mich ehrlich mache, bringt das aber nicht viel. Offensichtlich treffe ich den Nerv nicht. Das tun andere wie beispielsweise ein Sascha Pallenberg, der mit Infotainment Likes und Klicks einsammelt. Da scheint mein Content zu schwer und ungenießbar zu sein. Zumindest für viele Business Kasper.

    Vor einigen Jahren habe ich mal eine Content-Strategie ausgearbeitet und partiell umgesetzt, in der wir unsere Firma und Experten wirklich mit Inhalten positionieren wollten. Das wurde auch am Anfang vom Management unterstützt, aber dann kam die weltweite Anweisung, nur noch offiziöse Beiträge auf dem offiziellen weltweiten FirmenAccount zu publizieren. Das war es dann.

    Mittlerweile werden halt von Kolleginnen und Kollegen die üblichen „wir sind auf einer Messe und die tollsten“- oder „wir haben ein Klasse-Event bei uns in der Firma gemacht und sogar ein Kunde war da“-Posts abgesetzt, die gefühlt auch nur von Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Haus geliked und kommentiert werden. So, wie es halt alle machen. Ich halte so etwas – vorsichtig ausgedrückt – für beschränkt sinnvoll, aber große, teuer bezahlte Social Media-Experten meist amerikanischer Prägung geben das vor und wer bin ich, da zu widersprechen. Die Beraterschar macht halt auch ihr Business durch eben solche Beratung (wobei es natürlich auch kompetente Ausnahmen wie den Klaus Eck gibt).

    Von da aus, lasse ich es halt sein. Wie hat mein Ex-Chef Matthias Hartmann noch geschrieben. Lasst die Politik weg und uns wieder Business machen. Wenn Business allerdings Hurra-Messages von Kasperinnen und Kaspern ist, dann weiß ich es nicht.

    Ach ja, Die Aufforderungen, doch als CoAutor irgendwo mitzuschreiben, habe ich geflissentlich ignoriert.

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  2. Was wird aus LinkedIn? Es ist vor allem eine Geldmaschine… die bleibt. Ich arbeite in einem 1000-Menschen-Unternehmen und wir geben jährlich 6-stellige Summen für LinkedIn aus. Vor allem, was Recruiting und Marketing angeht, kommst du an denen im Moment nicht vorbei. XING ist dagegen auch in Deutschland inzwischen ein Zwerg.

    Ich frage mich aber, wie sie das Thema Content und Moderation in den Griff bekommen wollen. Inzwischen ist auch LinkedIn komplett „verfacebookt“ – Leute heulen über ihre Erste-Welt-Probleme, schimpfen auf „die Politiker“ oder kommen mit Verschwörungstheorien um die Ecke. Das kann für eine gewollte Business-Community nicht gut sein, aber es treibt das Engagement in die Höhe. Hier bin ich gespannt, ob LinkedIn bereit ist, für Qualität auf Quantität zu verzichten. Ich bezweifle es.

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