Ich erzähle ja bisweilen davon, dass die Medien sich irgendwie umbauen müssen. So, wie sie jahrzehntelang ihre Tätigkeit verrichtet haben, funktioniert das eben nicht mehr. Vieles ist für die Medien eben nicht mehr lukrativ, vor allem für Lokalzeitungen. Und ganz plötzlich kommen Blogs ins Spiel.
Nein, ich würde mich nicht als lokalen Blogger in Leipzig bezeichnen. Dazu behandle ich habe ich einfach zu wenige lokale Themen. Andere Blogs sind da lokaler orientiert. So zum Beispiel der von mir hin und wieder zitierte Blog „Heldenstadt„. Fast ein Blog, aber eher eine News-Seite ist in meinen Augen die Leipziger Internetzeitung. Und eher als Feuilleton angelegt, sehe ich dann auch das Weltnest in der Reihe.
Warum erzähle ich Ihnen das? Schließlich hält sich ja einhellig die Meinung, dass die Leipziger Volkszeitung einfach nicht mehr die Zeitung ist, die sie mal war. Es gibt hier hervorragende Einschätzungen von Medienexperten und Journalisten, die man überall frei nachlesen kann.
Es gibt in der Region Leipzig exakt zwei Tageszeitungen, die irgendwie oder zumindest zum Teil aus Leipzig kommen. Das ist zum Einen die genannte Leipziger Volkszeitung und zum Anderen die unsägliche BILD Leipzig. Man hat den Markt unter sich aufgeteilt und muss daher keine Dinge tun, um Leser von der Konkurrenz wieder zu bekommen.
Es gab früher mal das Sächsische Tageblatt als Konkurrenz. Aber nun? Das ist für eine so wichtige Medienstadt wie Leipzig einfach nur armselig. Der Zeitungsmarkt in Leipzig sieht so aus: Die Einen (LVZ) müssen nicht, die anderen (BILD) können nicht. So erlebt man immer wieder großen Verdruß in der Leserschaft. Das Abonnement der LVZ ist bei meiner Mutter nur ein Relikt aus vergangener Zeit, wirklich aus Interesse liest sie die Zeitung nicht.
Parallel dazu hat sich aber eine Online-Konkurrenz entwickelt: Blogs und News-Seiten wie oben, dazu noch einige weitere Blogs, die ich zum Teil hier im Blog schon mal verlinkt hatte. Die haben sich einfach entwickelt, weil es große Defizite in den beiden Tageszeitungen gibt.
Über vieles berichten beide gar nicht. Der Doppelmord in Peißen, südwestlich von Leipzig, hatte damals die Leipziger Internetzeitung als großes Thema, nicht die LVZ. Klar, wer fährt denn auch mit Redakteuren, Fotografen etc. in ein Kaff wegen einer Pillepalle-Angelegenheit?
Bei der LVZ geht es ums Große und Ganze. Da geht es um herrenlose Häuser, um den Wasserwerke-Skandal, aber der Floßgraben durch den Auewald findet man nur bedingt bei ihnen. Oder berichtet die LVZ etwa aus allen Kiezen der Stadt? Das kann sie gar nicht, da einfach das Personal nicht verfügbar oder nicht bezahlbar ist. Das ist demnach alles kein Vorwurf an die Zeitung, es ist nur eine Bestandsaufnahme.
Und da kommen wir zu einer steilen These von Wolfgang Michal beim Blog Carta.info. Denn es ist zu beobachten, dass verschiedene Zeitungen einfach mal ihre Lücken schließen wollen, indem sie auf lokaler Ebene einfach mit Blogs zusammenarbeiten. Ich kann mir sogar vorstellen, dass die LVZ auch so handeln würde. Aber wahrscheinlich kann der teils lockere Ton in den Leipziger Blogs das biedere Gestelze der Zeitung nicht auflockern. Darum lässt man es vielleicht.
Obwohl, es gibt eine nette Liste von Leipziger Blogs in – genau – der Leipziger Volkszeitung. Sie müssen eben einfach auch mal Themen aus den Blogs aufgreifen und auch artig, wie es sich gehört, auf diese verlinken. Und auch wenn der Zacken in der Krone vielleicht wackelt, so schlimm ist das nicht.
Wolfgang Michal geht davon aus, dass sich allmählich die Blogs professionalisieren. Er meint, dass es wie im Falle der Leipziger Volkszeitung bei „Ein-Kreis-Zeitungen“ an journalistischer Konkurrenz fehlen würde und diese Zeitungen deshalb oft auch ihr Publikum unterschätzen.
Ja, dem kann ich zustimmen. Bei Google+ und Twitter folge ich der Zeitung. Aber außer ihre Artikel breitzutreten und irgendeinen Spruch des Tages zu bringen, passiert nicht viel. Oft reagiert die Zeitung auch gar nicht auf Anmerkungen in den sozialen Netzwerken. Man steht einfach über den Dingen. Die Zeitung gibt auch keine Leseempfehlungen auf „Fremdmaterial“. Die Leipziger Internetzeitung hingegen tritt in direkten Dialog mit dem Leser und tritt auch mal Material auf anderen Webseiten breit.
Die LVZ ist zwar nach wie vor die Nummer 1 in Leipzig. Das Maß aller Dinge ist sie aber nicht mehr. Nun sollte sie umdenken. Man nehme sich ein Beispiel daran, was Wolfgang Michal alles aufgeführt hat. Es gibt die positiven Beispiele. Warum nicht auch die LVZ? Und wer weiß, andere Zeitungen finden diese Idee vielleicht auch gut?
Noch einmal: Ich sehe mich nicht als Lokalblogger. Wenn ich aber mal ein lokales Thema habe, dann ist das völlig in Ordnung. Wenn lokale Medien sich darauf beziehen möchten, können sie dies gern tun. Die Lizenzbedingungen sind ja bekannt.
Denn die Medienbranche ändert sich. Und es würde mich nicht verwundern, wenn Quasi-Monopolisten dann das Nachsehen hätten. Ich finde den Weg daher ziemlich gut, dass man als Zeitung dann mit Bloggern zusammenarbeitet. So haben alle etwas davon: Die Zeitung mit abwechslungsreichem Inhalt, der Blogger durch mehr Reichweite, der Leser mit guter Unterhaltung. Oder was meinen Sie?
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