Haben Sie schon mal von dem Begriff „Internet-Gemeinde“ gehört? Lange Zeit dachte man, dass diejenigen, die diesen Begriff nutzen, von armen Irren reden. „Wir sind doch eine große Familie“, hört und liest man immer wieder. Aber das stimmt nicht. Meiner Ansicht nach muss man schon aufpassen, wen man wie im Internet anspricht. Und ich halte das recht konsequent. Und das sollten meine Kontakte auch merken.
Im Internet kommuniziert man. Direkt über private Nachrichten (oder wie sie auch immer genannt werden), über einen ausgewählten Kontakte-Kreis oder für jedermann lesbar. Meine Profile in den sozialen Netzwerken sind so eingestellt, dass meine Absonderungen nur meine Kontakte erreichen. Meine Artikel hier im Blog können stattdessen jeden erreichen. Das ist ein kleiner, feiner Unterschied, der sich direkt auf die Ansprache auswirkt. Zumindest halte ich das konsequent so.
Bei „Mobile Things“ wird aktuell danach gefragt, wie man es denn mit der Ansprache im Internet hält? Duzt man da eher oder siezt man? Ja, es ist eine Blogparade. Und Blogparaden haben manchmal den Charme einer Selbsthilfegruppe. Aber nachdem der Mirko Müller mit seinem persönlichen Blog „smarrt“ mitgemacht hat, konnte ich nicht anders und musste hier mal mitmachen.
Tja, Blogger stehen ja immer wieder im Verdacht, eher flapsig daher zu kommen. Man hält es eher locker und duzt seine Leserschaft. Man will wahrscheinlich mit dem eher lockeren „Du“ wenig elitär daher kommen. Man will sich in das gleiche Boot wie der Leser setzen. Schön und gut. Kann man so machen.
Ich sehe das etwas anders. Natürlich könnte ich bei bestimmten Themen auch ganz einfach mit dem lockeren „Du“ daher kommen. Das würde wahrscheinlich vielen meiner Leser überhaupt nichts ausmachen. Aber weiß ich das mit Sicherheit? Ich fühle mich nicht elitär, wenn ich hier in meinen Artikeln konsequent beim „Sie“ bleibe. Das hat in meinen Augen auch ziemlich viel mit Respekt zu tun. Wenn ich dann Kommentare erhalte und die dann meistens von Stammlesern kommen, ist man automatisch beim „Du“. Aber bei meinen Themen hier kann ich nicht davon ausgehen, dass jedem Leser automatisch das lockere „Du“ ins Kontor passen würde.
Ich schreibe ja auch eine eher unregelmäßige Kolumne im Technik-Blog Mobilenote. Dort im Blog ist das „Du“ dominant. Das ist eine Situation, mit der ich klarkommen muss. Sie ahnen wahrscheinlich nicht, wie schwierig das für einen Autor sein kann, die Ansprache zu wechseln. Nun ja, ich versuche eben, die direkte Ansprache der Leser weitgehend zu vermeiden. Ich weiß, das klingt seltsam, aber ich fühle mich mit einem „Sie“ bei Blogartikeln einfach wohler.
In sozialen Netzwerken ist das irgendwie etwas völlig anderes. Mit den meisten Kontakten dort habe ich schon länger zu tun. Man hat irgendwie eine „bilaterale Beziehung“ aufgebaut. Und dort bietet sich automatisch das „Du“ an. Zumal bei den Einstellungen, wie ich meine Absonderungen in den Netzwerken herauspuste. Ich denke, die Einstellung, dass die Ausdünstungen in den sozialen Netzwerken nicht jeder per se einsehen kann, ist gar nicht so falsch. Und deshalb bleibe ich dort konsequent beim Duzen.
Wie halten Sie das eigentlich mit der Ansprache im Internet? Sehen Sie, da ist wieder das „Sie“. Aber es kann ja sein, dass ich mir da irgendwas einrede, was gar nicht so gesehen werden kann. Wer weiß das schon?
Hallo, wenn auf einem Blog speziell darauf hingewiesen wird, oder klar ersichtlich ist, dass das „Sie“ erwünscht wird, dann ist das auch OK. Man neigt eben schneller zum duzen, weil es die Mehrheit so tut, und es sich quasi eingefahren hat. HG Hans Reuer