Elektromobilität – Der Fluch für die Anden

Alle Welt redet über Elektromobilität. Sie soll ein Segen sein. Für die Welt im Allgemeinen, aber eben für die Smart Cities im Speziellen. Ich sehe ja auch, dass es ein Zusammenspiel geben muss zwischen den E-Autos und den intelligenten Städten. Aber es gibt da ein gewaltiges Problem. Denn so umweltfreundlich ist das Alles gar nicht, wie man immer tut.

Saubere Städte dank Elektromobilität

Ich schreibe immer wieder über Smart Cities. Besonders stolz bin ich auf Artikel wie diesen. Und in der Tat: Diese schlauen Großstädte Mitteleuropas sind ein Segen, wenn sie mal aufgebaut sind. Und in ihnen kurven selbstfahrende Elektromobile herum und befördern in einer Art individuellem Öffentlichen Nahverkehr die Menschen von zuhause zur Arbeit und zu Tante Frieda an den Stadtrand.

Kein 30 Jahre alter, stinkender Mercedes-Diesel mehr. Die Stadt wird sauber. Großartig, was die Elektromobilität alles bereithält. Dumm nur, wenn a) die ländlichen Gebiete nichts davon haben und b) Regionen woanders auf der Welt darunter leiden. Wir erschleichen uns also ein abgasfreies Leipzig auf Kosten anderer Völker. Großartige Idee.

Ich habe mir letzte Jahr im Herbst ein neues Auto angeschafft. Mein Peugeot 2008 ersetzte den damals in die Jahre gekommenen Peugeot 207 SW. Er verbraucht weniger, ist mit neuestem Schnickschnack ausgerüstet, um sicherer und umweltfreundlicher unterwegs zu sein. Aber er ist nach wie vor ein Verbrenner. Ein Benziner.

Ja, ich, der immer so auf die Nachhaltigkeit Wert legt, habe „so einen Stinker“. Ist er zwar nicht, aber ich kann die Einwände verstehen. Allerdings hatte ich zum Kaufzeitpunkt Bauchschmerzen wegen der Elektromobilität. Mir kam das noch nicht ausgereift genug vor. Und dann war da noch was: Was ist denn mit den Akkus? Und ich hatte mich nicht getäuscht.

Akkus schaden der Umwelt

Der „Salar de Uyuni“ befindet sich im Südwesten Boliviens. Auf über 3,5 km Höhe handelt es sich um die größte Salzpfanne der Welt. Die Salzkruste hatte sich gebildet, als vor über 10000 Jahren ein riesiger See austrocknete. Der See verfügt über einen dicken Salzpanzer und darunter über eine Salzlösung – die Sole – mit einer Höhe von rund 100 m.

Die Salzpfanne – oder auch der Salzsee – enthält eine gigantische Salzmenge. Sie wird auf ca. 10 Milliarden Tonnen geschätzt, von denen etwa 25000 Tonnen pro Jahr abgebaut werden. Außerdem sind in dem Salz auch Kalium und Lithium gebunden. Um speziell für die Akkus das Lithium aus dem Salz zu lösen, werden große Mengen an Wasser benötigt.

Um nun also die als umweltfreundlich geltenden Elektrofahrzeuge bewegen zu können, müssen Lithium-Ionen-Akkus verbaut werden. Der Rohstoff dazu kommt aus den Anden und muss mit unzähligen Litern Süßwasser gewonnen werden, was den Völkern der Region dann fehlt, um die Felder zu bewirtschaften.

Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich halte das jetzt nicht für so wahnsinnig nachhaltig. Da mag die Elektromobilität noch so großartig und zukunftsweisend sein, umweltfreundlich ist sie bestimmt nicht. Und hier verweise ich gern auf einen interessanten Artikel zum Thema. Die Wunderwerke der Elektromobilität müssen anders betrieben werden, sonst ist das Alles doch kalter Kaffee, oder?

Steige ich irgendwann selbst um?

Mir ist klar, dass ich nicht ewig Autos mit Verbrennungsmotor fahren werde. Ich hoffe ja, dass mein jetziges das letzte ist und dann die alternativen Antriebe wirklich der Kinderstube entflogen sind und alltagstauglich sind. Derzeit kann man das einfach nicht behaupten, da nicht zuletzt die Lade-Infrastruktur zwar dichter, aber noch nicht lückenlos ist.

Ich würde mich auch freuen, wenn die Akkus wirklich umweltfreundlich hergestellt werden würden. Aber ich habe eine vage Angabe mitbekommen, dass für eine Akkuzelle 80 Liter Süßwasser in Bolivien verbraucht werden. Wenn das nachhaltiger erfolgen würde, wäre das ein echter Fortschritt.

Tja, und nicht zuletzt würde ich mich über einen zukunftsfähigen Öffentlichen Nahverkehr freuen. Auch hier tut sich immer wieder etwas. Aber eben nicht genug. Meine Vision ist halt, dass das individuell gekaufte Auto irgendwann komplett verschwindet. Aber das dauert eben noch gehörig lang.

Aber die Zeit sollte genutzt werden. Der katastrophal umweltschädliche Lithium-Abbau am Salar de Uyuni muss durch umweltfreundliche Techniken ersetzt werden. Erst dann kann ich anfangen, das Alles ernst zu nehmen. Tja, und dann kann ich auch darüber nachdenken, auf eine andere Antriebstechnologie umzusteigen. Vorher nicht.

2 Replies to “Elektromobilität – Der Fluch für die Anden”

  1. Lieber Henning,
    beim Stöbern in Deinem Blog bin ich über diesen Artikel gestolpert. Ich verstehe Deine Skepsis in Bezug auf Elektromobilität absolut. In den 3 Jahren seit Deinem Artikel hat sich aber einiges getan und ich beobachte mit Spannung die Entwicklungen. Leider fehlt es meiner Meinung nach in der BRD noch immer am politischen Willen eine Mobilitätswende herbeizuführen. Ich schreibe bewusst Mobilitätswende, weil hier nach meiner Überzeugung mehr dazu gehört, als nur die Antriebsart von Automobilen anzupassen.

    Elektromobilität ist sicherlich nicht DIE Lösung, aber ich bin davon überzeugt, dass es eine sehr gute Zwischenlösung ist. Man muss hier nämlich eine ganzheitliche Betrachtung bemühen. Ja, die Herstellung von Akkus für Elektroautos ist definitiv ein Thema, aber: die für die Herstellung verwendeten Elemente können bereits heute zu einem großen Teil wiederverwendet werden. Ich hätte in dem Zusammenhang auch noch einen Artikel anzubieten, der sich mit einigen Fakten beschäftigt: https://www.volksverpetzer.de/analyse/e-auto-lithium/

    Kommen wir noch zu einem wichtigen Punkt: Die Förderung von Erdöl ist leider nicht sehr gut, was den Wasserbedarf angeht: https://gruene-suew.de/kein-erdoel-gegen-wasser-kein-erdoel-aus-der-suedpfalz-offener-brief-an-die-sgd-sued/#:~:text=Bei%20einer%20F%C3%B6rderung%20von%20bis,180%20Millionen%20Liter%20pro%20Jahr.
    Das Problem bei Verbrennern ist, dass das so geförderte Erdöl verbrannt wird und somit unwiederbringlich weg ist. Dagegen wird beim Elektroauto im Idealfall aus PV Anlagen gewonnene Energie verbraucht.

    Unabhängig von der Antriebsart reden wir aber hier darüber, dass rund 1,7 Tonnen Stahl (Gewicht Deines Peugot 2008) oder mehr bewegt werden müssen, um im Durchschnitt 80 Kilogramm Mensch von A nach B zu bringen. Von 24 Stunden am Tag, stehen diese 1,7 Tonnen Stahl aber mehrheitlich nur rum und verbrauchen rund 10 m² Platz. Genau aus diesen Gründen brauchen wir eine Mobilitätswende, die dazu führt, dass man nicht mehr ein Auto besitzen muss, um mobil sein zu können.

    Liebe Grüße
    Roland

    1. Hallo Roland,

      Was für ein umfangreicher Kommentar zu diesem alten Artikel. Vielen Dank dafür.

      Ich stimme dir voll und ganz zu, dass es eben eine echte Mobilitätswende braucht. Wenn ich mir überlege, dass aufgrund von Corona mein Auto kaum gefahren ist (Wohin auch?), dann denke ich mir, dass das nicht im Sinne des Erfinders sein kann.

      Ja, es hat sich einiges getan, was Elektromobilität betrifft. Aber es reicht halt nicht. Vielleicht wird es ja besser durch Wasserstoff.

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