Haben Leipziger schon mal vom Referat Digitale Stadt gehört? Nicht so richtig, oder? Dieses Referat befindet sich in Gründung und soll bald arbeiten können. Zusammen mit dem Smart Infrastructure Hub und dem Spin Lab Accelerator soll es dann gelingen, dass Leipzig smart wird. Aber kann der Plan am Ende aufgehen? Schauen wir mal.
Das kleine Referat Digitale Stadt
Man könnte ja meinen, dass das Thema „Smart City“ für Leipzig eine herausragende Rolle spielt. Vor allem nach dem, was ich Ende letzten Jahres erlebte. Damals wurde das Referat Digitale Stadt vorgestellt. Anfang Dezember dann stellte Oberbürgermeister Burkhard Jung mitsamt Dezernatsleiter Scimansky vom Dezernat Wirtschaft und Arbeit die Pläne dafür vor.
Der große Plan: Das Referat Digitale Stadt soll Innovationsprojekte in der Stadt stärken. Dafür stehen diesen Jahr 300000 Euro zur Verfügung, eine halbe Million dann im nächsten Jahr. Zusammen mit der Leipziger Gruppe und dem kommunalen IT-Dienstleister LeCoS sollen auf Basis einer intensiven Zusammenarbeit Projekte generiert und Fördermittel erworben werden.
Immer wieder ist dabei die Rede von einer „urbanen Datenplattform“. Auf dieser können die Stadt und ihre Dezernate und die Beteiligungsunternehmen der Leipziger Gruppe Geo-Daten der Stadt zur Verfügung stellen. Zukünftig will man darüber mit Unternehmen, Hochschulen und Zivilgesellschaft in Sachen Innovation und Digitalisierung zusammenarbeiten. Credo des Ganzen:
Wir gestalten die Digitalisierung, nicht die Digitalisierung uns. Moderne Technologien bieten die Chance, kommunale Aufgaben besser zu erfüllen und tragen dazu bei, die Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Leipzig 2030 umzusetzen. Mit einer zentralen Anlaufstelle stärken wir den Wirtschaftsstandort Leipzig und können der Digitalwirtschaft passgenaue Lösungen bieten. Wichtig für uns als kommunale Verwaltung ist auch zu prüfen, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Chancen und Risiken in Digitalisierungsvorhaben stecken und wie sie beeinflusst werden können.
Oberbürgermeister Burkhard Jung wird in der Leipziger Internetzeitung zitiert
Am Ende sollen brachenübergreifend Lösungen entwickelt werden, mit denen man die Prozesse und die Infrastrukturen zur Gesundheitsversorgung, Energiewirtschaft und zur Smart City vernetzen und digitalisieren kann. Und das wird ein langwieriger Prozess. Und er soll nachhaltig erfolgen.
Wie soll die Zukunft aussehen?
Wie wenig sich die Menschen mit dem Thema Smart Cities auseinandersetzen, zeigt sich auch an vielen kleinen Dingen. Mein oben verlinkter Artikel zur „Ideenkonferenz Smart Cities“ der Verbraucherzentrale Sachsen hat nun keine großen Besucher-Scharen zu mir gebracht. Laut der Google Search Console wurde der Artikel seit Mitte November ganze 5 Mal aufgerufen.
Das Ding ist eben, dass man denkt, dass das Alles irgendwann in ferner Zukunft passieren wird und – wenn überhaupt – nur „IT-Freaks“ beschäftigen wird. Auf der Ideenkonferenz allerdings waren Besucher aus augenscheinlich allen Gruppen der Leipziger Bürgerschaft. Und die fragen sich zurecht: Wie soll die Zukunft aussehen?
Man denkt sich, dass das Alles andere Menschen betrifft, aber nicht mich. Aber Ministerpräsident Michael Kretschmer meinte im November nicht umsonst, dass man irgendwann mal alles digital machen muss, aber eben auch keine Angst davor haben müsse. Wer sich damit auseinandersetzt, muss eben nicht den Kopf in den Sand stecken.
Die Frage ist nach wie vor: Will ich mitgestalten, wie Leipzig zum Beispiel im Jahr 2030 aussieht, oder überlasse ich das Alles amerikanischen Großkonzernen? In Leipzig ist eine große Innovationskraft ausgebrochen, die vom Smart Infrastructure Hub in der Weißenfelser Straße in Plagwitz ausgeht. Man muss sich also entscheiden, ob man seine Ideen mit einbringen möchte.
Das reicht alles nicht aus
Leipzig muss sich der Frage stellen, wie ernst gemeint das Referat Digitale Stadt ist. Mit 300000 Euro kann man schon einiges anfangen, das ist richtig. Aber es reicht eben nicht aus. Es ist bestenfalls ein Anfang. Leipzig als einer der Dreh- und Angelpunkte in den Sektoren Dienstleistung und Forschung in Europa muss da eigentlich mehr bieten und sich trauen.
Aber es ist wenigstens ein Anfang gemacht. Und das Referat Digitale Stadt kann die Arbeit aufnehmen. Das wird am 01. April passieren, aber kein Aprilscherz sein. Die Ambitionen sind hoch. Schließlich will die Stadt Innovationsmotor sein. Deshalb haben sie auch beim Smart Infrastructure Hub und bei SpinLab etliche Unterstützung.
Ob es Mentoren und Business Angels sind, Berater und andere kluge Köpfe. Dort trauen sie sich was. Man muss den Mut aufbringen, die Stadt zu modernisieren. Die 300000 Euro sind ein Anfang. Aber eben auch nicht mehr. Vorhaben und Baustellen gibt es viele. Es wird spannend sein, inwieweit das Referat Digitale Stadt diese angehen wird und kann. Das wird die Zukunft zeigen. Und die wird nun einmal smart.