Wie ihr wisst, mache ich in meiner Freizeit gern Musik. Das ist so eine Leidenschaft, und ich kann nichts dagegen tun. Hören könnt ihr sie dann über SoundCloud. Über die Weihnachtsfeiertage habe ich mich aber irgendwie verleiten lassen, etwas mehr in Richtung Schutz der eigenen Daten und all dem drum und dran zu denken. Und da bin ich doch tatsächlich damit konfrontiert worden, dass der Musik-Streamingdienst doch böse sei. Lasst uns einfach mal darüber nachdenken. Wirklich, es interessiert mich.
Was ist denn eigentlich SoundCloud?
Jaja, SoundCloud ist eine Online-Plattform. Und die sind allesamt böse. Wir stecken den Laden also in den gleichen Sack, in dem schon Facebook, Twitter, LinkedIn, Spotify und sonstwer stecken. Ist das aber gerechtfertigt? Ich weiß es nicht. Ehrlich. Im Gegensatz zu den anderen genannten ist SoundCloud aber kein US-Unternehmen, sondern eine GmbH und Co. KG aus Berlin. Gegründet von Sound-Designer Alexander Ljung und dem Musiker Eric Wahlforss.
Das Geld für die Gründung der Plattform stammt übrigens vom Berliner Musikproduzenten Chris Zippel, der unter anderem E Nomine, Ich+Ich, Kate Yanai, Schiller etc. produziert hatte. Es ging bei SoundCloud von der Idee her darum, einfach mal Stücke an andere Menschen im privaten Umfeld schicken zu können und sich über die Musik austauschen zu können. Ich kann Musik dort hören, in Playlists organisieren, teilen und eben auch auf Webseiten einbetten.
Ich könnte euch jetzt noch von irgendwelchen Abos erzählen oder von Werbespots zwischen Titeln und all dem. Aber die Mehrzahl der Nutzer wird die Werbespots mit Werbeblockern unterdrücken und sonst auch bloß nicht für die Musik bezahlen. So ist das halt. Aber dann stellt man sich noch hin und sagt, dass SoundCloud böse ist. Man soll das nicht nutzen. Ja, worüber sollen denn Musiker dann sonst ihre Musik bekannt machen? Und ich meine „bekannt“, nicht „hochladen“.
Jetzt ist aber auch mal gut
Ich mache gern Musik. Das mache ich mit BandLab. Du meine Güte, was ist das böse! Deshalb werdet ihr hier im Blog niemals einen Link zu einem Stück erhalten, den ich von dort habe. Ich könnte BandLab einbauen, aber ich mache es nicht. BandLab ist voller Tracker. Und wenn ich die Plattform teste, werde ich mit wilden Warnungen beworfen, die die Rechtmäßigkeit anzweifeln. Das mag ja sein. BandLab hockt in Singapur, SoundCloud in Berlin. Wer muss sich an die DSGVO halten? Eben.
Freunde, ich verstehe ja Datenschutz-Bedenken. Ehrlich. Ich will auch nicht, dass meine Daten sonstwo landen. Aber mal ganz ehrlich: Wie hoch ist die Verbreitung von Alternativen wie PeerTube oder Funkwhale? Und funktionieren sie ähnlich störungsfrei wie SoundCloud? Irgendwann ist dann aber auch mal gut. Hättet ihr denn das Lied anhören wollen, wenn es auf einer dieser Plattformen gelandet wäre?
Spenden, please!
Ich habe viel gelesen und mitbekommen, was diese Debatten betrifft. Man freut sich über Mastodon, weil es ohne Algorithmus und dergleichen auskommen will. Dafür soll man spenden. Man soll Passwörter nicht im Browser oder in einem Cloud-basierten Passwort-Manager speichern, dafür in einem lokal installierten Tool, für das man spenden soll. Wie ein Tool wie Funkwhale funktioniert, konnte ich nicht testen, weil sich das Tool einen Wolf lädt. Wahrscheinlich soll ich spenden.
Mal ehrlich: Wer spendet denn wirklich regelmäßig im Internet für Dienste? Hier im Blog habe ich seit vielen Jahren einen Button, der Datenschutz-konform ist und zu meinem PayPal-Account führt. Genutzt hat den bisher niemand. Das gleiche war passiert, als ich Flattr oder BuyMeACoffee eingesetzt habe. Dass niemand spendet, hat für mich zwei mögliche Ursachen: Wir nutzen lieber alles kostenlos. Oder meine Inhalte sind Mist. Sagt es mir: Was ist realistisch?
Funkwhale lädt nun seit zwei Stunden vor sich hin, es gibt nur einen drehenden Kreisel auf einer weißen Oberfläche. Ich weiß also nicht, was das Zeug macht. Bei SoundCloud habe ich in der Zeit unzählige Musikstücke gehört. Ach ja, bestimmt würde alles schneller gehen, wenn ich spenden würde. Aber wäre so eine Infrastruktur wie bei dem Berliner Unternehmen dann möglich? Ich bin nicht sicher.
Ja, mir ist auch klar, dass ich eine Audiodatei hier im Blog hochladen kann. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass das einen Haufen Speicherplatz frisst? Der ist irgendwann aufgebraucht, wenn ich das übertreibe. Und dann? Ja, ich könnte das nächst größere Paket bei meinem Hoster nehmen, das aber auch mehr kostet. Würdet ihr die Differenz spenden? Ich glaube nicht. Denn ich glaube nicht, dass im deutschsprachigen Raum irgendwer gern für einen popeligen Blog spendet.
Und was machen wir jetzt damit?
Datenschutz ist für mich nicht verhandelbar. Was den Blog hier betrifft, kann ich euch sagen, dass ich einzig den Zählpixel der VG-Wort habe. Über das DSGVO-Plugin „YouTube Lyte“ binde ich Videos von YouTube ein. Aber SoundCloud!!1!elf! Dann zeigt mir eine Alternative, die wenigstens lädt im Vergleich zu Funkwhale. Zumal das problematisch wegen Urheberrecht ist. Aber das ist ja eh vielen Menschen egal. Das mit dem Urheberrecht scheint dann doch nicht zu stimmen.
Mittlerweile hat die Startseite geladen. Oben habe ich die Seite auf Deutsch umgestellt, sie hat aber ausschließlich englischen Text. Ich soll dort meine Mediathek hochladen, meine Arbeit frei veröffentlichen und so weiter. Zeigt mir den Künstler, der nicht für seine Arbeit bezahlt werden will. Ganz ehrlich, es überzeugt mich nicht. In meinen Augen kann die Plattform einfach nicht mit SoundCloud mithalten. Aber das wissen die Wissenden bestimmt wieder besser. Bestimmt wird es mit einer Spende besser.
Was kommt aber bei den Musikern, den Komponisten etc. an? Die sollen ja „frei“ veröffentlichen. Man regt sich über Spotify und Co. auf. Aber was ist denn mit Funkwhale? Und wenn – soweit ich gelesen habe – auch bei SoundCloud kaum gespendet wird, wird wohl dort die Spendenbüchse voll? Ich bin skeptisch. Ebenso skeptisch übrigens wie bei so manchen anderen Sachen, die derzeit so unfassbar hochgejazzt werden. Das Einzige, das derzeit überzeugt, ist Mastodon.
Was machen wir also mit all dem Kram? OK, der Player von SoundCloud ist in manchen Augen böse und bäh. Aber eine echte Alternative gibt es nicht. Und ob die Plattform tatsächlich als so böse hingestellt werden muss, kann ich auch nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Gründer sind für die Bundesregierung jedenfalls Macher. Wären sie das, wenn sie eine Plattform geschaffen hätten, die so abgrundtief böse wäre, wie sie manche Person hinstellt?
Fazit
Ich halte es bei Online-Diensten wie mit allem anderen: Es muss praktikabel sein. So ist das auch mit meinem Blog. Im Moment bin ich mit WordPress noch einverstanden. Wenn das aber immer weiter aufgebläht wird, muss ich mir eine Alternative suchen. Das ist hier ein privates Projekt. Meinen Kühlschrank fülle ich mit „Lohnknechtschaft“. Und so ist das auch mit anderen Diensten.
Ich kann mich doch nicht wochenlang mit der Einrichtung eines Passwort-Managers beschäftigen, der dann noch dazu nur lokal und nicht synchronisiert arbeitet. Das ist nicht mehr zeitgemäß und bei verteilten Arbeitsplätzen auch nicht praktikabel. Das Speichern im Browser ist es, birgt aber enorme Sicherheitsrisiken. Also ist es für mich am praktischsten, einen Cloud-basierten Passwort-Manager zu nutzen. Und da spielt der Leumund eine Rolle. Weshalb einer nicht mehr in Frage kommt.
Naja, und SoundCloud? Das ist für mich praktikabel. Ich erreiche eine Menge Leute, also theoretisch. Es ist für Musiker und Musikfans einfach zu bedienen. Und darum geht es doch am Ende, oder? Anbieter (Musiker) und Nutzer (Musikfans) sollen zusammengebracht werden. Geht das auf so einfache Art und Weise noch woanders? Also mit einer Lösung aus Europa, besser noch: Aus Deutschland.
Mir geht es nicht darum, Werbung für die Plattform zu machen. Wenn es etwas besseres gibt, das ebenso einfach funktioniert, dann sagt es mir. Funkwhale hat mich nicht überzeugt. Das habe ich euch ja erzählt. Und kommt niemals irgendwem mit „Da machst du was falsch“. Wenn ich einen Dienst im Internet nutzen will, hat der einfach mal zu funktionieren. So lang dies nicht gewährleistet ist, wird es bei SoundCloud bleiben. Und jetzt verteufelt mich.
Nachtrag: Nachdem das Ganze jetzt fertig geladen hat, habe ich einen – Wie heißt das? – Pod gefunden, den ich mir zumindest mal näher anschaue. Ob Open.Audio etwas für mich ist, kann ich nicht sagen. Aber wenn, erzähle ich es euch. Und dann? Seid ihr dann alle bekehrt? Sorry, wenn das Alles irgendwie skeptisch klingt.
Noch’n Nachtrag: Das mit dem Urheberrecht scheint dann doch nicht so zu stimmen. Da habe ich wohl ein bisschen zu sehr aus der Hüfte geschossen.
Disclaimer: Ich bin aktiv im Funkwhale Kollektiv und daher hier sicherlich voreingenommen.
„Dann zeigt mir eine Alternative, die wenigstens lädt im Vergleich zu Funkwhale. Zumal das problematisch wegen Urheberrecht ist.“
Ich möchte hier mit aller Vehemenz widersprechen. Es gibt überhaupt keinen Anlass zu glauben, Funkwhale als Software sei in irgendeiner Weise problematisch aus Sicht des Urheberrechts. Das Urheberrecht sichert dem Schöpfer eines Werkes zeitlich begrenzt das exklusive Recht zu, über die Veröffentlichung des Werkes zu Entscheiden, die Urheberschaft zugestanden zu bekommen und sich gegen die Verwendung des Werkes zu Ungunsten des Urhebers zur Wehr setzen zu können. Nichts davon wird durch Funkwhale in prinzipieller Weise verletzt. Die meisten Titel, die im Netzwerk zur Verfügung stehen, sind nicht öffentlich. Diese Titel stehen den Nutzenden zum persönlichen Streaming der Musik, die ihnen gehört, zur Verfügung. Weiterhin ist Funkwhale in keiner Weise daran interessiert, die Urheberschaft anzuzweifeln. Authoren werden so oft wie möglich und sinnvoll in geeigneter Weise genannt. Weiterhin werden die Inhalte nicht in einer Art und Weise verwendet, die geeignet wäre den Author zu diffamieren.
Funkwhale bietet außerdem die Möglichkeit, Titel öffentlich zur Verfügung zu stellen. Auch hier wird der Urheber entsprechend angegeben. Je nach Lizenz kann es hier zur Verletzung anderer Rechte des Urhebers oder Dritter kommen. Das ist jedoch von Funkwhale technisch nicht vermeidbar und es obliegt dem Betreiber der Software, durch geeignete Maßnahmen den Schutz der Rechte zu gewährleisten. Auf der Instanz, die wir als Projekt betreiben, open.audio, moderieren wir aktiv um eine Verletzung der Nutzungsrechte Dritter zu vermeiden, die Benutzer*innen, die den Upload zu verantworten haben, werden von uns verwarnt und im Wiederholungsfall von der Nutzung des Dienstes ausgeschlossen. Für den Betrieb anderer Instanzen sind wir nicht verantwortlich.
Hallo Georg,
schön, dass du dich direkt hier als Kommentar positionierst. Das ist dir hoch anzurechnen. Und es ist doch gut, eine andere Perspektive zu bekommen.
Naja, teilweise lesen sich schon die Beschreibungen von Playern so, als ob man da einfach so urheberrechtlich geschütztes Material von CDs in MP3 umwandeln und herunterladen kann. Wie ich im Artikel geschrieben habe, bin ich auf SoundCloud aktiv. Dort kann ich einstellen, ob meine gesammelten Werke heruntergeladen werden können oder nicht. Leider war es mir bisher nicht möglich, Funkwhale zu testen, ob ich das dort auch machen kann. Denn entweder lädt irgendwas ewig, was zu Verzögerungen führt, oder der Account wird nicht freigeschalten.
Wie auch immer. Ich hatte es ja bereits über Mastodon anklingen lassen: Der Grundton meines Artikels ist nach wie vor: Wieso ist SoundCloud jetzt nochmal der böse Bube? Es geht ja nicht darum, Alternativen zu verteufeln. Aber wieso bitte soll SoundCloud schlimm sein, sodass ich eine Alternative haben soll? Trotz Nachfrage habe ich darauf keinerlei sinnvolle Antwort erhalten. Sonst wäre es ja gar nicht erst zu dem Artikel gekommen.
Wir können uns noch viele Stunden darüber austauschen, dass für dich Funkwhale super ist und ich das wegen all der Probleme im Moment nicht nachvollziehen kann. Es trifft einfach nicht den Kern. Und der ist nochmal: Was ist so schlimm an SoundCloud?
Ich kann mich zu soundcloud nicht äußern, kenne es nicht gut und es ist mir auch egal. Dass du hier im Blog allerdings in die Irre führende Kommentare über Funkwhale verbreitest, zwingt mich ja regelrecht, hier im Kommentar Stellung zu beziehen.
Das Umwandeln von CDs in MP3s und das Herunterladen dieser ist, wie oben bereits ausführlich erläutert, keine Verletzung des Urheberrechtes. Bitte unterlasse derartige Behauptungen. Das ist so, als würde jemand sagen, wordpress wäre Plagiatssoftware, weil man Texte aus anderen Quellen einfach rein kopieren kann. Ergibt ja offensichtlich keinen Sinn.
Dass du schlechte Erfahrungen mit Funkwhale gemacht hast, möchte und kann ich dir nicht absprechen. Das zu berichten ist valide. Daher finde ich es absolut nachvollziehbar, dass du weiter Soundcloud benutzt. Ich will dich nicht bekehren. Aber bitte verbreite keine Falschinformationen.
Hallo Georg, vermutlich bin ich da einem Missverständnis aufgesessen. Ich hab’s mal korrigiert.
Vielen Dank!