Was ist denn bitteschön sozial fatal? Wir unterhalten uns mal wieder über soziale Netzwerke. Das ist ja wieder mal unfassbar, was ich da zu sehen bekommen kann. Nein, Leute, es ist geht nicht darum, dass ich dort irgendwelche grauenhaften Dinge wie abgeschnittene Köpfe oder Maden in vergammeltem Fleisch sehe. Es ist einfach ein großer Unfug, der dort passiert. Und das wird einem klar, wenn man nach einiger Zeit der Abstinenz mal wieder dort vorbeischaut. Es wird erst dann klar, wie unsinnig es ist, sich dort herumzutreiben.
Facebook anyone?
Ich glaube, am längsten hatte ich mich bei Facebook rausgehalten. Hauptsächlich vor dem Hintergrund, dass ich von dort kaum Zugriffe auf meine Blogartikel bekam. Aber auch so ging mir das eigentlich nur noch auf den Zeiger. Wie zum Geier kommt man denn bitteschön auf die Idee, den Laden als so etwas wie seinen Lebensinhalt anzusehen? Wenn man so einige Zeit weg ist, bekommt man erst einmal mit, wie nutzlos der ganze Kram eigentlich ist.
Jedenfalls bin ich seit kurzem wieder in dem Laden aktiv. Aber was ist denn mit meinem – wie heißt das noch? – Newsfeed passiert? Nutzlose Gruppenbeiträge, irgendwelche Beiträge von Seiten, Werbung, „Vorschläge für dich“. Aber was ist denn mit meinen Kontakten dort passiert? Kaum jemand postet dort noch irgendwas. Hallo, jemand da? Das ändert sich auch nicht, wenn ich von der Standard-Ansicht zu den neuesten Beiträgen wechsle.
Meine Theorie ist hier, dass auch andere den Laden als sozial fatal einschätzen. Die Wortgruppe hatte man lange Zeit im Zuge immer neuer Corona-Maßnahmen schon mal verwendet. Ich beschreibe das damit, dass das, was die größte Plattform als „sozial“ bezeichnet, das eben gar nicht sein kann und will. Jedenfalls bemerke ich, wie egal mir Facebook geworden ist, nachdem dort eh kaum etwas sinnvolles zu sehen ist. Was soll ich also dort?
Twitter ist ein Witz
Wo wir gerade bei sozial fatal sind, muss ich mal kurz ein paar Worte zu Twitter verlieren. Der Laden ist ja komplett indiskutabel. Die App ist großer Mist, die Webseite ist Blödsinn, und was so Trends und all das betrifft, brauchen wir erst recht nicht darüber zu reden. Was ist nur aus der Plattform geworden, die ich so viele Jahre extremst gern genutzt habe? Das bemerkst du wahrscheinlich nicht, wenn du tagtäglich dort bist. Aber du merkst es, wenn du nach langer Zeit dort wieder reinschaust.
Stellt euch mal vor, dass die Moderation zurückgefahren werden soll. Die ohnehin schon viel zu häufig vorkommende Hetze, der Hass, die Falschmeldungen, Lug und Trug: All dem werden noch mehr die Türen aufgemacht. Scheißegal, Hauptsache es klickt. Twitter verstößt damit gegen alle möglichen europäischen Regeln. Und die EU droht damit, Twitter in Europa abzuschalten. Macht es einfach weg, das ist komplett unbenutzbar geworden. Und relevant ist es eh nicht.
Nee, Twitter ist ein Witz, für den die Wortgruppe „sozial fatal“ geboren sein könnte. Ich kann auf den Laden verzichten, mir fehlt ja nichts. Ich habe es wirklich nochmal versucht. Aber ich kann und will Twitter nicht mehr benutzen. Wenn es eh keine Spielregeln gibt, braucht man auch niemanden, der auf deren Einhaltung pocht. Wenn man aber denkt, dass alle auf einer Plattform die gleichen Chancen haben will, dann ist man dort falsch. Also weg damit.
LinkedIN: WTF?
Ich habe es immer wieder auf LinkedIN von mir gegeben: Als ich mir dort einen Account gemacht habe, wollte ich mich in meinen Fachgebieten mit anderen austauschen. Und als ich auf dem Absprung war, wollte ich mich über berufliche Chancen informieren. Was macht man denn zum Geier sonst so auf einer Business-Plattform? Was wird mir stattdessen serviert? Promotion, Süßholz-Geraspel, Tschakka-Gelaber, alles möglichst oberflächlich mit Profilbild und tausenden Hashtags.
Austausch kann wundervoll sein. Wenn aber so eine ganze Plattform nur noch eine reine Werbebande ist, ist das nur eins: sozial fatal. Ich mache immer weniger auf LinkedIN. Mir ist dieses Anbiedern und das Umherwerfen von Worthülsen einfach nur zuwider. Ich kann doch aber nicht alle dort stummschalten. Was bleibt denn dann übrig? Uninteressante Werbung. Was soll ich denn nur damit anfangen? Ich bin da komplett ratlos.
Und sonst so?
Viele hielten ja Mastodon für den heiligen Gral. Für den Weißen Ritter. Aber ich bin ehrlich: Ich kann damit so gar nichts anfangen. Das mag alles wunderbar funktionieren. Aber das ist alles schon ziemlich schräg dort. Ich kann es gar nicht beschreiben. Und ich lasse mich auch auf keine Diskussion ein, weil ich Fragen dazu eh nicht beantworten kann. Klar ist aber, dass ich nicht weiß, was ich damit soll.
Tja, und YouTube? Irgendwann ist meine Startseite kaputt gegangen. Wie ihr wisst, mache ich Musik und informiere mich auch darüber. Dazu nutze ich YouTube. Musikredakteure, Produzenten, Musiker: Das hatte ich auf der Startseite, weil ich einigen von ihnen folge. Dazu noch ein paar Typen, die ich interessant finde. Aber seit einiger Zeit sehe ich dort Mädels in Leggings, die sich unnormal verrenken und das Alles Joga nennen. Also ist YouTube auch bloß unbenutzbar geworden.
Für die Klicks macht YouTube alles. Ganz speziell ist das in den „Shorts“ zu sehen. Ich weiß nicht, aber wenn sich Menschen zu irgendwas informieren wollen und aufgrund der eigenen finanziellen Situation keine zig Abonnements haben, weichen die auf solche Plattformen aus. Und dann werden die mit sowas zugekübelt. Das ist eben genau das: Sozial fatal. Keine Ahnung, wann das angefangen hat. Aber es ist keine gute Entwicklung.
Sozial fatal, aber als Boomerang
Ja, ich kann nichts zu TikTok und Co. sagen. Es ist aber auch egal. Grundsätzlich ist es doch aber so, dass immer weniger auf sozialen Netzwerken passiert. Die Plattform-Betreiber hatten irgendwann die 18 – 24-jährigen Nutzer als Zielgruppe auserkoren. Was aber, wenn die scharenweise die Plattformen lassen, weil ausnahmslos jede von denen sozial fatal agiert? Hierüber hat neulich der Stefan gesprochen.
Vielleicht ist ja meine Sichtweise gar nicht so weit hergeholt? Die Gründe, warum Menschen die Plattformen verlassen, sind zum großen Teil langweilige Inhalte, Sorgen um die Privatsphäre, Zeitverschwendung und Fake News. Das wurde durch eine Studie von Deloitte bekannt, auf die sich Heise stützt. Und viele Dinge kann ich durchaus nachvollziehen. Die Sorglosigkeit der Plattformbetreiber wird nun irgendwie langsam zum Boomerang.
Werde ich wieder still auf den Plattformen? Keine Ahnung. Ich werde wohl nur ausschließlich meine Beiträge dort teilen, aber sonst meine Klappe halten. Wobei: Seitdem ich das wieder mache, kann ich es eben auch wieder messen. 1,5% aller Zugriffe seit der Rückkehr entfallen auf alle sozialen Netzwerke. 105 innerhalb eines Monats. Bei über 7000 Zugriffen insgesamt. Was also soll das Alles? Diese Plattformen taugen doch irgendwie alle nichts. Oder was meint ihr?
Hallo Henning, danke für die Erwähnung. Gunnar Sohn hat bei meinem Blogbeitrag kommentiert, dass die Leute – ob jung oder alt – laut ARD/ZDF Online Studie nicht Social-Media-müde seien. Im Gegenteil. Die Nutzerzahlen würden steigen und sie würden die Apps (abhängig vom Alter) sogar auf eine einsame Insel mitnehmen.
Ich nehme es etwas anders wahr, aber in Punkto Facebook-Konzern oder Twitter sind Gunni und ich eh nicht einer Meinung …