Das Hauptmerkmal von Twitter sind Nachrichten mit maximal 140 Zeichen. Deshalb ja auch Kurznachrichtendienst. Das wird sich wohl bald ändern. Denn der Gründer des sozialen Netzwerks, Jack Dorsey warb jetzt dafür, längere Nachrichten zuzulassen und kündigte die Ausweitung von Tweets auf 10000 Zeichen an. Eine Frage: Warum bitteschön macht sich Twitter so beliebig? Das sind so Dinge, die man nicht verstehen muss. Aber ich schreibe trotzdem mal ein paar Worte dazu auf.
Ich mag Twitter, so wie es ist. Es geht rasend schnell, dass sich der Nutzer über aktuelle Dinge informieren kann. Das liegt unter anderem daran, dass sich jeder Nutzer kurz fassen muss. Mehr als 140 Zeichen gibt es halt nicht. Daran muss sich jeder halten. Nun aber plötzlich nicht mehr, denn Nutzer wollten angeblich längere Texte bei Twitter veröffentlichen. Wollen Sie das denn wirklich? Unter den knapp 200 Leuten, denen ich bei Twitter folge, und all den „Retweets“ und dergleichen fand ich keinen Nutzer, der dem zustimmen würde.
Ich las Dinge wie „Wir sind doch hier nicht bei Facebook“ und so etwas. Schnell denkt man daran, dass sich der Kurznachrichtendienst noch mehr am blauen Riesen von Mark Zuckerberg orientieren will. Aber Jack Dorsey opfert dafür halt die Eigenständigkeit und das Alleinstellungsmerkmal seines eigenen Dienstes. Und glaubt er denn wirklich, dass er damit neue Nutzer für Twitter begeistern kann? Was soll denn irgendwen dazu animieren, statt Facebook oder zusätzlich dazu noch Twitter zu nutzen? In dieser Zeit der festgefahrenen Social-Media-Wege?
Will Jack Dorsey bei Twitter etwa dann auch so etwas einführen, was Mark Zuckerberg bei Facebook „Instant Articles“ nennt? Oder sollen „Communities“ wie bei Google+ eingeführt werden? Nein, das funktioniert doch nicht. Twitter war immer anders. Und das hätte auch durchaus so bleiben können. Damit hätte Twitter weiter arbeiten sollen. Aber es müssen nicht einfach Hauptmerkmale aufgebohrt werden, weil man keine neuen Nutzerschichten zu erschließen in der Lage ist. Und wie soll das funktionieren?
Die Tweets selbst sollen allerdings weiterhin nur 140 Zeichen enthalten, wer dann die komplette Nachricht eines längeren Tweets lesen möchte, der muss eine Aktion ausführen. Vermutlich auf den Tweet klicken.
Das ist aber nur eine Vermutung. Würde das so kommen, würde man zumindest damit leben können. Dann muss man nur jeden Nutzer davon überzeugen, dass der Informationsgehalt trotzdem in den ersten 140 Zeichen beinhaltet ist. Denn sonst müssen ja Tweets trotzdem auf die volle Länge geöffnet werden. Und damit würde – ich schrieb es schon – der Charakter von Twitter abhanden kommen.
Twitter muss sich vor einer „Facebookisierung“ in Acht nehmen. Twitter macht sich bei einer solchen Entwicklung beliebig. Und wenn sie das wirklich durchziehen, werden sie dabei kaputt gehen. Dann soll der Kurznachrichtendienst lieber klein und fein bleiben, wie man ihn kennengelernt hat. Nur so, wie Twitter bisher funktioniert hat, hat es ein Alleinstellungsmerkmal. Bei all den sozialen Netzwerken, die viel ein Wohl-oder-Übel sind und doch eher beliebig und verwechselbar, wäre das ein wichtiges Signal. Aber das wird Twitter erst noch lernen müssen.