Blog-Experten: Alles schlechte Ratgeber?

Ich würde niemals auf die Idee kommen, mich zu einem Blog-Experten zu erklären. Aber mir fallen immer wieder solche auf. Oder Menschen, die sich dafür halten. Und als solche muss man immer mit irgendwelchem Kram aufwarten. Ob der den jeweiligen Bloggern weiterhilft oder nicht, ist dabei einerlei. So, wie es auch vollkommen egal ist, weshalb jemand diese Artikel überhaupt aufgerufen hat. Ich mache das mit meinem Blog jetzt so lang, dass ich sagen kann, dass es meistens andere Gründe als die vermeintlichen sind.

Man lernt nie aus

Wie ihr vielleicht wisst, gibt es meinen Blog schon ein paar Tage. Der erste Artikel ging am 17. April 2009 in die Spur. Gelesen hat den Kram am Anfang niemand. Das dauerte auch irgendwie ewig. Mittlerweile bin ich ganz froh über eine gewisse Stammleserschaft. Und ich weiß, dass viele Besucher auf der Suche nach Antworten zu mir kommen. Wie sonst würden Besuche zustande kommen, die ausschließlich über Suchanfragen zustande kommen?

Dennoch ist es mir enorm wichtig, dass ich immer wieder schaue, wo ich etwas verbessern kann. Der Mensch lernt eben niemals aus. Und so macht man sich auf die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Kann ich an der Formulierung irgendwas ändern? Wie machen das andere Blogger? Was ist von diesem und jenem zu halten? Ich glaube, die Zeiten, in denen man einfach so vor sich hin gebloggt hat, sind vorbei. Ich kann das eben nicht ignorieren, dass es gewisse Dinge gibt, die auch ich beachten sollte.

Ich recherchiere also dazu in den Suchmaschinen meiner Wahl. Dazu gehört auch Pinterest, wie ihr unter Umständen mitbekommen habt. Und dort fällt mir immer wieder auf, dass es da Menschen gibt, die sich zu Blog-Experten erklären, aber dennoch nicht so richtig das Bloggen an sich erfassen. Ich frage mich dann immer, wozu sie das machen. Mir fiel aber eine Gemeinsamkeit auf: Diese angeblichen Blog-Experten wollen Email-Adressen für ihre Newsletter haben und kostenpflichtige Kurse anbieten.

Was sind das denn für Blog-Experten?

Da liest du „Erfolgreich bloggen mit XYZ“. Wow, da hat sich ja jemand Gedanken gemacht, oder? Und dann fällt dir auf: „Mit kostenlosem Arbeitsbuch“ oder „+Cheatsheet“ oder „Gratis Download“ oder sonstwas. Auf der Webseite findest du dann irgendeinen X-beliebigen Kurs oder so etwas in der Art, in dem nacherzählt wird, was Dutzende andere auch schon erzählt haben. Mit „Starte hier“ wirst du aufgefordert, deine Daten zu hinterlegen. Und du bekommst einen Zugang, den du bezahlen sollst.

Auch habe ich gesehen, dass dir in einem Online-Kurs beigebracht wird, wie du einen Online-Kurs verkaufst. Wo sind wir denn hier? Bei einer Art Schneeball-System? Dir wird also nicht weitergeholfen, wenn dich irgendwelche Probleme beim Bloggen beschäftigen. Sondern dir wird erzählt, wie du einen Online-Kurs besuchst, in dem du erfährst, wie andere deinen Online-Kurs besuchen. Das sind keine Blog-Experten. Wirklich nicht.

Wir dürfen alle nicht erwarten, wenn uns mal so ein Blog unterkommt, dass wir dabei irgendeine Erhellung erfahren, wie wir besser bloggen. Wir erfahren etwas über irgendwelche Unternehmen. Manchmal ist es gar so, dass da jemand die schnelle Mark machen will und einfach Texte von irgendwelchen anderen Online-Kurs-Verkaufsblogs zusammen kopiert. Ich weiß nicht: Haben wir denn wirklich so eine Zeit? Müssen wir Leute, die auf der Suche nach Antworten sind, immer nur verschaukeln?

Wonach soll man sich denn dann richten?

Jetzt habe ich genug über die geschrieben, die meiner Meinung nach nicht als Blog-Experten durchgehen. Aber gibt es solche Leute überhaupt? Wonach soll man sich denn richten? Ich nehme ja viel wahr, was das Bloggen betrifft. Aber bestimmte Handgriffe fallen mir auch nach über 11 Jahren schwer. Ich will möglichst viel richtig machen, ohne wie ein Verkaufsblog um die Ecke zu kommen. Und da bin ich ehrlich: Es ist schwierig, gute Informationen zu bekommen.

Aber da gibt es den „Blog-Helfer“. Der Thomas macht eigentlich einen auf Reise- und Fotoblogger. Aber es gibt vielleicht Menschen, die Hilfe bei der Technik rund um den Blog brauchen. Klar kostet das was. Aber hier gibt es eben auch Wissen dazu. Und detailliert ist das Ganze auch. Schaut mal, was er zum Beispiel über Plugins alles erzählt. Das ist viel mehr wert als das Geschwafel rund um „Gratis Cheatsheet“. Wer soll denn etwas damit anfangen können?

Wichtig ist, dass sich niemand für DEN Blog-Experten hält. Das gibt es nämlich alles nicht. Wir können alle nur dokumentieren, was gut bei uns funktioniert und womit wir gegen die Wand gefahren sind. Das erwarte ich mir eigentlich auch von denen, die irgendwelche Ratgeber-Blogs schreiben. Dennoch muss das Ganze bei anderen nicht zutreffen. Ich halte viel davon, dass man sich dann austauscht. Und da sehe ich bei den selbst ernannten Blog-Experten ehrlich gesagt schwarz.

Fazit

Niemand sollte jemals behaupten, dass man zum Blog-Experten wurde. Und niemand sollte jemals behaupten, man wüsste über alles Bescheid und könnte in Online-Kursen über Online-Kurse fabulieren und „Arbeitsbücher“ gegen Geld und Email-Adresse andrehen. Wenn aber jemand Hilfe sucht und eine bestimmte Frage hat, kann man sich auch mit dem jeweiligen Problem als Blogger auseinandersetzen. Das macht noch niemanden zum Blog-Experten, hilft aber vielleicht weiter.

In der Welt der Blogs kam es immer darauf an, dass man sich austauscht. Irgendwann muss irgendwas passiert sein, dass das nicht mehr zählt. Wieso das so gekommen ist, kann ich nicht sagen. Jetzt kommen viele angebliche Blog-Experten auf die Idee, entweder einen auf Starte-noch-heute-deinen-Blog-mit-Erfolg-Erzähler oder einen auf Online-Kurs-Verkäufer zu machen. Das ist schade und schadet eigentlich der gesamten Szene.

Nichts gegen eine Professionalisierung von Blogs. Aber ich würde mir wünschen, wenn die ursprünglichen Gedanken (Informieren, ausprobieren, austauschen, helfen etc.) wieder mehr Bestand hätten. Das kann auch mit weniger Ich-helfe-dir-dein-Online-Unternehmen-zu-starten-Geschwafel geschehen. Aber vielleicht ist da meine Haltung einfach nur zu sehr angestaubt. Das kann natürlich sein.

6 Replies to “Blog-Experten: Alles schlechte Ratgeber?”

  1. Wenn sich jemand selbst als Experte bezeichnet, rümpfe ich sofort die Nase. Da passt die eigene Wahrnehmung nicht zu meiner. Und darum mache ich meist einen Bogen um diese Menschen. Blogger oder nicht, spielt dabei übrigens keine Rolle.

    1. Hi Eddy, es gibt schon richtige Experten, die haben aber meistens studiert oder jahrelange Erfahrung in irgendwas und sind wirklich qualifiziert (…und bezeichnen sich selbst übrigens niemals als „Experten“ – ich denke, das hast Du auch gemeint).

      Aber was diese „Selfmade-Experten“ angeht, da bin ich auch immer sehr skeptisch. Oftmals ist da viel heiße Luft hinter und es geht nur um „Make Money Fast“ – selbstverständlich generieren sie auf diese Art erstmal einen ganzen Haufen Money für sich selbst, indem sie unerfahrene Menschen ködern und ausnutzen. Zum Glück erkennt man das recht schnell und macht einen großen Bogen um solche „Blogs“, die keine sind.

      Wie Henning geschrieben hat, ist in der Blogosphäre wirklich irgendwann mal irgendwas passiert, ich sehe es ja selbst: es wurde plötzlich aufgehört, Blogs zu lesen und zu kommentieren. Ich führe das auf den Aufstieg von Facebook, Snapchat und Instagram zurück. Da bekommt jedermann eine vorkonfektionierte Lösung, um sofort Content in die Welt blasen zu können – egal ob Bullshit oder nicht, Hauptsache mal was rausgehauen. Seitdem interessiert sich niemand mehr für Blogs, glaube ich. Und das ist verdammt schade. Selbst wenn man in manchen Blogs kommentiert, kommen oft keine Kommentare zurück! Hey, ich zumindest bin froh, wenn ein Dialog stattfindet! Aber manche Blogbetreiber scheint das nicht zu interessieren. Dann sollen sie halt die Kommentarfunktion abschalten und sich mit ihren Artikeln nur noch selbst beweihräuchern.

      1. Hallo Eddy, hallo Martin,

        da ist viel richtiges dabei. Und ja, ich denke auch, dass genau das der Eddy gemeint hat mit den qualifizierten Menschen, die mit ihrer Qualifikation niemals hausieren gehen.

        Will sagen, dass es bei diesen Selfmade-Experten immer angebracht ist, eine gesunde Skepsis an den Tag zu legen. Vor allem, wenn der Anteil des Reißerischen vom Gefühl her viel zu hoch ist.

        Aber irgendwie habe ich die Hoffnung, dass die Nummer mit den Blogs eben doch noch nicht durch ist. Die Leute haben durch die Skandale der letzten Zeit mitbekommen, dass soziale Netzwerke eben doch nicht das Gelbe vom Ei sind. Deshalb kann es schon sein, dass irgendwie doch wieder mehr in den Blogs passiert. Vorausgesetzt natürlich, dass weniger Bullshit verbreitet wird.

        Mit den Kommentaren hast du natürlich Recht. Ich muss mich da auch angesprochen fühlen. Dabei sind wir doch froh, wenn ein Dialog stattfindet. Noch krasser ist es natürlich, was mir passiert ist. Ich hatte irgendwo kommentiert, und zwar einen ziemlich langen Kommentar. Der wurde nicht freigeschaltet. Stattdessen erhielt ich eine Email, in der die Autorin des Artikels auf meinen Kommentar geantwortet hatte. Auf meine lange Antwort wiederum erhielt ich dann allerdings keine Reaktion mehr.

        Ich glaube, bei diesen Sternenstaub-Experten mit den „+Gratis Worksheets“ oder so geht es gar nicht darum, dass da irgendein Austausch stattfindet. Das sehe ich an den nicht vorhandenen Kommentarbereichen oder – wenn Kommentare möglich – an ausschließlich vorhandenen Lobhudeleien des Autors / der Autorin gegenüber. Und sorry, so funktioniert das Bloggen doch nicht.

        1. „Aber irgendwie habe ich die Hoffnung, dass die Nummer mit den Blogs eben doch noch nicht durch ist. Die Leute haben durch die Skandale der letzten Zeit mitbekommen, dass soziale Netzwerke eben doch nicht das Gelbe vom Ei sind.“

          Anfang/Mitte der 2010er waren Blogs natürlich der heiße Scheiß, da waren Facebook & Co. noch klein oder noch gar nicht vorhanden. Als die dann aber die Oberhand gewonnen haben, sind Viele auf soziale Netzwerke umgestiegen. Jetzt, wo ein Herr Trump sein Lieblingsmedium reglementieren will, weil es „böse“ zu ihm war – aber auch nach Facebook-Skandalen und der totalen Übersättigung durch soziale Netzwerke – könnte ich mir vorstellen, dass die Blogs wieder an Fahrt gewinnen.

          Wobei ich mit Grausen daran denke, dass dann auch massenweise VT-Blogs entstehen werden, die die Meinungsbildung teilweise in die vollkommen verkehrte Richtung lenken werden. Aber es wird auch Gegengewichte dazu geben.

          Soziale Netzwerke und Blogs sind mittlerweile ziemlich politisiert, einfach, weil die Gesellschaft polarisiert ist und nur noch rechts/links kennt. Nur noch wenige Menschen kennen Grauschattierungen im Denken, das Meiste läuft nach dem Motto „Wenn du nicht mein Freund bist, bist du mein Feind!“. Ich werde auch in Zukunft immer mal wieder einen politischen Artikel ‚raushauen, einfach, weil man den Schrott der vielen Meinungsverdreher nicht unkommentiert stehenlassen kann.

          Aber ich schweife gerade ab…

          Was Du in Deinem Artikel beschreibst, sind auch häufig Clickbait- und Gelddruck-Seiten. Mit Null Informationsgehalt, aber vielen kostenpflichtigen Angeboten und natürlich ganz viel Verarsche. Sowas sollte man nicht unterstützen. Aber ich kann die Motivation der Betreiber solcher Seiten schon verstehen; die denken sich: „na, dann schauen wir doch mal, wie viele Doofe heute wieder aufstehen und auf unsere dämlichen Seiten gehen!“. Das sind für mich auch keine Blogs, das ist einfach der Bodensatz des Internet.

          Amen.

          1. Diese VT-Blogs gibt’s ja schon. Das Blöde ist, dass die aus sicherer Entfernung bloggen. Ich bin da über Blogs gefallen, die aus Paraguay oder sonstwo „funken“ und wild vor sich hin schwurbeln.

            Diese politisch angehauchten Texte verkneife ich mir zurzeit, da ich mich viel zu sehr aufgerieben habe. Ich versuche jetzt, das erstmal auszublenden. Vielleicht ändert sich das mal wieder.

            Ja, diese Clickbait-Seiten sind richtige Fliegenfischer. Irgendwer wird das schon lesen und den Kurs buchen. Als Leser muss man unfassbar vorsichtig dabei sein.

  2. Lieber Henning Uhle,

    vielen Dank für den erfrischenden Artikel über die angeblichen Blog-Experten und die kritische Auseinandersetzung mit deren Praktiken. Ihre Perspektive auf die Authentizität und den Mehrwert echter Blogging-Erfahrungen im Gegensatz zu selbsternannten Experten, die oft nur schnellen Gewinn suchen, hat mir sehr gefallen. Es ist ermutigend zu sehen, wie Sie die Bedeutung des echten Austauschs und der kontinuierlichen Verbesserung betonen.

    Beste Grüße,
    Stephan

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