Nein, ich bin kein Blogger, der irgendwie schwer erziehbar oder so ist. Ein Bloggen mit Dopamin kommt deshalb für mich keineswegs in Frage. Ich will mich nicht der Erregungsmaschinerie unterwerfen. Wozu auch? Das machen andere schon erregt genug. Ich bin auf diesen Trichter gekommen, nachdem ich mich mal wieder durch die Bloggerwelt gewühlt habe. Freunde, die hat sich irgendwie gewaltig verändert. Und das ist ein gutes Zeichen. Denn diese zusammengedrechselten Blogs werden immer seltener. Mir gefällt’s.
Keine Aufregungsspirale, bitte
Machst du es so, dass du das Bloggen mit Dopamin verfolgst, heizt du die Welt immer weiter an. Ich habe mal in dem einen oder anderen Blogger-Netzwerk herumgeschaut. Und da ist mir aufgefallen: Wer sich immer aufregt und eine Empörungswelle nach der anderen ins Rollen bringt, ist meistens ein ganz übler Scharlatan. Das sind so Leute, die vom extremen Rand aus irgendwas über den Zaun schmeißen und aus sicherer Distanz gucken, wie sich andere darüber zerfleischen.
Das ist wie das Stück Fleisch, das du ins Piranha-Becken wirfst. Wo hat denn das noch irgendwas damit zu tun, dass du als Blogger deine Geschichten erzählst, also was dich wirklich bewegt? Mir kann niemand erklären, dass man beim Bloggen mit Dopamin sein Herz ausschüttet. Guckt mal hier im Blog rum. Das sind alles irgendwie persönliche Geschichten und subjektive Sichtweisen. Und jetzt überlegt: Würde ich irgendwas anstacheln wollen? Diese Typen da vom Rand, die wollen das schon.
Wir leben in extremst fragilen Zeiten. Wir brauchen keine Aufregungsspirale, die künstlich herbeigeführt wurde. Wenn ich mich über irgendein Thema aufrege, dann deshalb, weil mich das sehr beschäftigt. Diese Leute da am Rand, die verfolgen irgendeinen Plan, indem sie einfach mal so anstacheln. Wollen die irgendwelche minderguten Bücher verkaufen, für die sie in den Seitenleisten Werbung machen? Echte Inhalte jedenfalls haben sie nicht. Und das ist extrem gefährlich.
Sie sind aber in der Minderheit. Zum Glück. Ob diese so genannten „echten Nachrichten, kritisch hinterfragt“ tatsächlich von irgendwem gelesen werden oder ob die sich nur in irgendeiner schrägen Blase bewegen, kann ich natürlich nicht sagen. Und am Ende ist es auch egal. Andere Blogs sind wichtiger, weil sie mit Herz und Seele geschrieben werden. Und das ist doch, was am Ende zählt.
Was ist denn nun das Bloggen mit Dopamin?
Wenn ich über das Bloggen mit Dopamin daher schwafle, muss ich ja auch erzählen, was Dopamin an sich ist. Jetzt bin ich kein Nervenarzt, aber es handelt sich dabei um eine organische Verbindung, die überwiegend erregend wirkt. Man spricht umgangssprachlich vom „Glückshormon“. Man kann sogar davon abhängig werden. Also süchtig nach Glückseligkeit und sowas? Echt jetzt? Abhilfe bringt wohl Digital Detox, also sowas wie das von mir beschriebene JOMO.
Jedenfalls ging es im „9vor9“ von Stefan Pfeiffer, was er immer mit Lars Basche abhält, genau um dieses Bloggen mit Dopamin. Die beiden hatten Thomas Gigold zu Gast, der die Meinung vertritt, man solle doch mal wieder durchatmen und auf ein normales Level an Dopamin kommen. In diesen irren Zeiten brauchen wir nun einmal die Rückzugsorte, in denen man gesittet diskutieren kann. Das kann Social Media niemals liefern. Blogs aber schon.
Wenn man kein Bloggen mit Dopamin will, denke ich, sollte jeder Mensch mit einem Blog immer erstmal durchatmen, bevor man mit dem Schreiben anfängt. Das ist auf den US-Plattformen ja gar nicht vorgesehen. Daher kann es dort immer nur heiß hergehen. Ich habe so viele gute Bekannte dort erlebt, die gedanklich irgendwie wohin abgebogen sind, wo man sie niemals vermutet hätte. Und das kommt meiner Meinung nach nur durch solche Aufregungsspiralen.
Da wird doch jeden Tag ein neuer Bock durchs Dorf gejagt. Und wenn es mal eine Weile lang keinen Aufreger gab, muss irgendeiner künstlich zum Aufreger hochgejazzt werden. Aufregung klickt halt gut. Aber soll ich euch Erregungshanseln mal was flüstern? Seitdem ich stinknormal blogge und mich nicht mehr an irgendwelchen Trends, Aufregern, Algorithmen und all dieser Scharlatanerie beteilige, steigen kontinuierlich meine Zugriffe. Komisch, was?
Bäm und Amen.
Diese Dopamin-Nummer brauch ich auch nicht. Das habe ich lange genug auf diversen „Social“ Medias mitgemacht. Lieber schreibe ich über die schönen Dinge auf der Welt oder mal einen persönlichen Rant, wenn in der Saune irgendwelche Knöpfe nicht funktionieren. Das muss reichen.
Den Podcast habe ich auch gehört und schon überlegt, meinen Senf auch noch zu schreiben. Mal schauen… :-)
Da geht’s mir doch ähnlich. Habe gestern Abend auch nur kurz einen persönlichen kleinen Aufreger bezüglich ÖPNV in Frankfurt geschrieben. Es war mir gerade so danach. Aber an den „großen“ Aufregerthemen beteilige ich mich zur Zeit eher nicht. Ich bin kein Journalist und muss auch sonst nicht zu allem meine Meinung kundtun. Auch dann nicht, wenn ich dezidierte Meinungen zu vielen Themen habe.
Ich entscheide das in der Regel spontan. Wenn in meinem Kopf zu einem aktuell virulenten Thema sich sozusagen ein Blogartikel zu formen beginnt, dann schreibe ich ihn eben. Sonst eher nicht.
Ich sitze nicht da und denke: Mannomann, das ist ja so katastrophal, da MUSS ich jetzt aber was zu schreiben, denn ich MUSS meine Aufregung und Empörung kundtun und meinen Frust loswerden.
Ich hab mir das Ganze ja abgewöhnt, weil es mir gesundheitlich nicht gut tat. So sind es eben die Themen, die MICH aufregen. Niemanden sonst muss das interessieren.
Ich kannte mal jemanden, der hatte nichts besseres zu tun, als immer nur zu triggern. Irgendwo ploppte mal ein Thema auf und er sprang sofort auf den Zug auf, schaffte es sogar das Thema noch mehr aufzubauschen und eine regelrechte Hetzjagd daraus zu machen. So viel Negativität und Aufscheuchen. Schrecklich.
Übrigens auch einer der Gründe, warum es mich irgendwann nicht mehr zu Twitter zog, weil zumindest in meiner Timeline nur Menschen waren, die ständig über alles und jeden was Schlechtes zu sagen hatten…
Ich habe heute erst eine Filmszene gesehen… ich muss dringend mal rausfinden, wie der Film heißt. Da ging es darum die Menschen immer auf einem gewissen Level von Unsicherheit und Stress zu halten, in dem man im Internet rumtrollt und für ausreichend Negativ-Presse sorgt, damit die Menschen auch den Blick auf das Gute verlieren, gar nicht mehr in der Lage sind das überhaupt zu erkennen…
Ja, ich weiß, was du meinst. Das ist auch der Grund, warum ich einen riesigen Bogen um Twitter mache.
Hach, ist diese Abgeklärtheit erhaben. Und so typisch für Blogger.
Was meinst du, o Herr, damit?