Kommentare: Lieber im Blog

Jeder Blogger sucht irgendwie etwas Aufmerksamkeit. Man soll mir ja nicht erzählen, dass es anders ist. Und die Aufmerksamkeit kommt durch die Kommentare. Das ist bei mir nicht anders als bei anderen Bloggern. Und ganz ehrlich: Da passiert zu wenig. Ich habe zwar ein paar Artikel mit recht vielen Kommentaren. Aber insgesamt halt könnte mehr passieren. Und darüber möchte ich mich mal eben im Abwasch der Woche auslassen.

7000 zu 5000

Ich habe derzeit knapp 5000 Artikel hier im Blog. Dazu wurden etwas mehr als 7000 Kommentare hinterlassen. Klingt nicht schlecht, oder? Das Ganze bekommt einen Pferdefuß, wenn wir dabei in Betracht ziehen, dass darunter auch Pingbacks sind, also die automatischen Beitragsbenachrichtigungen von WordPress. Und einige sind von mir. Seit ich die Pingbacks abgeschaltet habe, zählen die ja nicht mehr. Ohne die Pingbacks wurden 5000 Kommentare abgegeben.

Mit anderen Worten: Im Schnitt pro Artikel ein Kommentar. Darunter sind über 1500 Antworten von mir auf Kommentare. Und es gibt Artikel, die 40, 50, 60 und mehr Kommentare erhalten haben. Solche Statistiken mal zu sehen, ist schon interessant. Es zeigt aber auch, dass es jede Menge Artikel ohne jegliche Leser-Reaktion gibt. Die wurden nicht etwa nicht gelesen, sondern die Reaktionen gibt es dann in den sozialen Netzwerken. Warum ist das so?

Kommentare sind ein leidiges Thema

Ich halte das Thema für sinnvoll und nützlich. Auch ungeachtet der Tatsache, dass Blogger immer mehr die Möglichkeit des Kommentierens deaktivieren. Nun könnte man auch hergehen und behaupten, dass das Ganze mit der Datenschutz-Grundverordnung zusammenhängt. Aber irgendwie will ich das nicht so richtig glauben. Vielleicht ist es aber tatsächlich so, dass man lieber in den sozialen Netzwerken kommentiert. Aber warum eigentlich?

Ich meine, wenn jemand irgendwas kommentiert, muss man das schon vorher gelesen haben. Und im Falle von Blog-Artikeln befindet man sich doch dann eh im Blog. Dann kann man doch auch gleich unter dem Artikel seine Meinung dazu schreiben. Wieso dann erst wieder zurück in die sozialen Netzwerke? Zum Weiterverteilen ist das ja sinnvoll. Aber eine Diskussion zu einem Thema im Artikel bekommt man doch eher im Blog hin.

Jedenfalls sind Kommentare immer ein leidiges Thema. Und wir sollten einfach mal bedenken, welche Kraft Kommentare haben. In sozialen Netzwerken unterliegen sie der Willkür der Betreiber, die einfach nur wirtschaftliche Interessen verfolgen. Können wir diese Macht etwas mindern, indem wir unsere Diskussionen direkt in die Kommentar-Spalten von Blogs und anderen Webseiten verlegen? Warum versuchen wir das nicht einfach mal?

Mehr in die Blogs

Vielleicht sollten wir wirklich alle ein paar Minuten darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn jemand eher auf Facebook und Co. kommentiert, statt seine Meinung zu dem eben gelesenen Beitrag dort zu hinterlassen, wo man ihn gelesen hat. Was machen denn die sozialen Netzwerke mit unseren Kommentaren dort? Sie verwerten sie. Das Zahnrad im Algorithmus dreht sich wieder eine Zacke weiter. Facebook hat wieder Erkenntnisse gesammelt.

Das mag alles nichts sein, was man sofort mitbekommt. Es geschieht eher unbemerkt. Am Ende ist es aber aus Sicht des Datenschutzes bedenklich, überhaupt irgendwas in den sozialen Netzwerken zu kommentieren. Denn das wird alles ausgewertet, gewichtet, vermarktet. Und die Autoren in den Blogs? Die haben nicht mal etwas davon. Denn wer weiß, vielleicht machen es andere genauso wie ich und verfolgen längst nicht alles bei Facebook.

Außer die, die Geld verdienen wollen, wollen Blogger doch einfach nur, dass man über die Artikel spricht. Dass man sich austauscht. Wenn Sie dem Koch im Restaurant über den Weg laufen, freut der sich über ein „Dankeschön, das war lecker“. So ist das auch bei Bloggern. Die freuen sich auch über Kommentare. Nein, nicht immer Lobhudelei, vor allem, wenn sie nicht angebracht ist. Aber Feedback ist da das beste Trinkgeld für Blogger.

Kommentieren wir also wieder mehr in den Blogs? So wie früher? Oder werfen wir weiterhin den sozialen Kraken unsere Daten in den Rachen, ohne dass Autoren irgendeine Rückmeldung erhalten? Kommentare in Blogs bleiben nämlich bestehen, sodass die späteren Besucher auch etwas davon haben. Insofern wäre das Ganze sogar nachhaltig. Versuchen wir es doch einfach mal.

16 Replies to “Kommentare: Lieber im Blog”

  1. Moin Henning,

    da stimme ich Dir zu 100% zu. Ich wünsche mir so oft, dass die Kommentare oder auch aufkommende Diskussionen unter einem Blogartikel stehen würden und nicht bei Facebook, wo sie nach ein paar Tagen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

    Dabei bieten gerade Diskussionen doch einen tollen Mehrwert für die Artikel und dann sind diese nicht dort zu finden.

    Leider neigen die meisten Leser dazu, schnell und einfach bei Facebook zu kommentieren. Die Einhabe von Name und Mailadresse scheint viele abzuschrecken oder zu überfordern. Dass sie am Ende bei einem Kommentar bei Facebook viel mehr über sich Preis geben, scheinen nur die wenigsten zu verstehen. Daher sind bei mir die meisten Kommentatoren auch Web- oder Blogbetreiber. Die gehen deutlich entspannter mit der Technik um.

    Ich überlege gerade ob ich es hin bekomme, dass bei einem Kommentar nur noch ein Name eingeben werden muss. Das würde es für viele vielleicht einfacher machen oder die Hemmschwelle senken.

    LG Thomas

    1. Hi Thomas,
      das geht. Du musst aus dem Code für das Kommentarfeld den Begriff „required“ beim Eingabefeld für die Mailadresse entfernen, dann reicht der Name. In meinem Digital Diary (siehe Namenslink) hab ich das so, auch versehen mit einer kleinen Erläuterung.
      Man könnte natürlich das Eingabefeld für Email (und evtl. Webseite, aber das würden viele vermissen!) auch ganz löschen. Dann wäre da nur noch ein Name anzugeben.

    2. Hallo,

      In diese Richtung habe ich auch überlegt. Gibt es dazu schon Erfahrungen/Messungen? Bringt das etwas?

      Mein Überlegung war, komplett alles entfernen. Also wirklich Hardcore nur das Kommentarfeld um die Hürde max. zu senken. Daten kann/könnte man dann ja ins Kommentarfeld schreiben.

      Aber dann funktioniert das Mail-Benachrichtigung bei neuen Kommentaren nicht mehr?!

      Ein reines „Not required“ strahlt meiner Meinung nicht die nötige Einfachheit aus. Der „Vorteil“ von sozialen Netzwerk ist ja, dass man einfach losschreiben kann.

      Beste Grüße

      1. Hallo Ralf,

        das ist schwer zu sagen, ob es wirklich etwas bringt. Genau das, was du als Vorteil nennst, erhalte ich immer mal als Ausrede, wieso man nicht bei mir kommentiert. Ich nehme an, dass nur der stete Tropfen da wirklich etwas aushöhlt. Also immer wieder darauf hinweisen: Das könnte vielleicht etwas bringen.

  2. Ja, ja, du hast ja so recht! Aber leider scheint das wenig auszurichten gegen diesen fatalen Trend, kaum mehr in Blogs zu kommentieren.
    Neben anderen Gründen liegt es m.E. auch an der Technik bzw. der verschiedenartigen Ausgestaltung der Kommentarfunktion in den vielen Blogs. Auf FB und Twitter ist alles einfach und direkt – der Kommentar erscheint sofort, immer!

    Ich kommentiere recht gerne, doch ist es mittlerweile ziemlich mühsam.

    Es fängt damit an, dass die Theme-Designer offenbar auf Systemmeldungen gar nicht achten: In zig Blogs „verschwindet“ ein Kommentar ganz einfach und ich weiß nicht: ist er in Moderation? Ist er im SPAM gelandet? Ist er gar nicht angekommen? Oft frage ich dann über Twitter beim Blogger nach, was denn damit ist…. nervig!

    Fehlfunktionen nerven ebenfalls, z.B. wenn nach Absenden das System irgendwas bemängelt und man zurück zum Kommentar will – aber der Text dann schon verschwunden ist. Das demotiviert bzw. erzieht dazu, den eigenen Text vor dem Absenden immer erst zu kopieren, sicherheitshalber.

    Ärgerlich auch, dass Blogs auf Blogger.com Kommentare nur zulassen, wenn im Browser „Cookies auch von Drittanbietern“ frei geschaltet sind. Darauf muss man erstmal kommen, denn es gibt keinerlei Hinweise, warum Kommentare bei anderer Einstellung einfach verschwinden.
    Dass man oft erstmal ein Captcha durcharbeiten und Straßenschilder, Busse und KFZs kennzeichnen muss (=Mitarbeit an Googles Bemühungen, fahrerloses Fahren zu entwickeln) motiviert auch nicht unbedingt zum häufigeren Kommentieren.

    ALS WER man kommentieren darf, wird von Bloggern auch sehr unterschiedlich bestimmt. Manchmal gibt es ausschließlich Logins über Google oder andere SM-Profile – Nichtmitglieder und alle, die ihre Kommentare nicht bei den Giganten versammelt sehen wollen, sind ausgeschlossen. Auch das Verwenden-Müssen von Disqus ist eine Zumutung! Und wenn die Möglichkeit, eine eigene Seite zu verlinken fehlt, finde ich das auch nicht nett.
    Zu guter Letzt hat sich auch das Verhalten mancher Blogger verändert. Es gibt nicht wenige, die nur frei schalten, was ihrer Meinung entspricht. Oder die bei einer etwas abweichenden Meinung die vertiefende Diskussion verweigern, nichts mehr frei schalten und bei Nachfragen über Twitter sogar blocken, wie mir kürzlich passiert ist.

    Ach ja, fast vergessen: Will man einen Link im Kommentar setzen (wie eben im letzten Absatz), ist völlig unklar, wie das jeweilige Blog das handhabt. Mal funktionieren HTML-Links,. mal werden nur URLS automatisch umgewandelt, mal geht gar nichts.

    Ein weiterer Fallstrick ist die Mailadresse. Ich gebe mittlerweile nur noch Fantasie-Adressen an, denn meine normalen Mail.Adressen sind offenbar per AKISMET etc. „verbrannt“. Dabei trolle ich nie, bin nie unhöflich – was aber wohl manchen nicht hindert, meine Kommentare als „Spam“ zu kennzeichnen. Mit der Folge, dass die Mailadresse nicht mehr funktioniert bzw. Kommentare mit dieser Mail immer im Spam landen. Ich hatte da auch schon Dialoge mit dem Support von Akismet, die angeblich meine Adressen wieder aus der DB genommen haben – aber das hat nicht lange geholfen.

    Wie du siehst, ist Kommentieren in Blogs nicht ganz einfach und bietet viele Fallstricke, die in den sozialen Medien nicht existieren. Traurig, aber wahr!

  3. Hallo Henning,

    ein wirklich interessantes Thema! Allerdings habe ich dazu gleich eine große Kritik dazu, denn der von dir verlinkte Blog von Manuela Seubert verwendet für die eigenen Kommentare „Disqus“ und das paßt ja mal ganz und gar nicht! Ich melde mich garantiert nicht bei einem fremden (noch dazu bei einem amerikanischen!) Dienst an, damit ich auf einem deutschen Blog kommentieren kann! Dazu auch noch bei einem Artikel über das Kommentieren auf dem Blog, wie bescheuert ist das denn? Das klingt irgendwie nach einem Veganer, welcher sein Steak vom Grill gerne blutig hätte!

    Viele Grüße aus Augsburg

    Mike, TmoWizard

  4. Was mir an disqus gefällt, ist das Gefühl, mehr die Hoheit über meinen Kommentar zu behalten, wenn beispielsweise eine Zeitung ihn nicht veröffentlicht, so ist er nicht weg.
    Auch habe ich einen Überblick darüber, wo ich kommentiert habe.

    Diese Freiheit möchte ich gerne meinen Lesenden bieten – natürlich ohne die gravierenden Nachteile einer kommerziellen, zentralen Plattform.
    Daher veröffentliche ich Artikel inzwischen meist auf einem thematisch passenden Kanal bei Hubzilla.
    Wer irgendwo in der Fediverse Mitglied ist (z.B. bei Mastodon oder Friendica) kann also sehr bequem Kommentare abgeben.

  5. Hallo Henning,

    vielen Dank, dass du meinen Blogartikel bei dir verlinkt hast und die Diskussion zu mehr Blogkommentaren aufgenommen hast. Kommentatoren liefern häufig sinnvolle Ergänzungen, die ein Thema nochmals abrunden. So ist das auch hier geschehen, z. B. durch Claudia und ihre detaillierte Auflistung an technischen Hürden.

    Spannend fand ich deine Kommentarstatistik. Und: Hut ab – 5000 Artikel, da habe ich noch einen weiten Weg vor mir ;-).

    Zu den Pingbacks: Als „Gern-Kommentar-Leserin“ bin ich immer sehr dankbar, wenn Blogger diese Pingbacks abschalten, damit ich schneller zu den wirklich lesenswerten Kommentaren komme und nicht diese Verlinkungen in andere Blogs ausblenden bzw. drüber scrollen muss.

    Besten Gruß
    Manuela

  6. Das Thema bleibt wohl immer aktuell („evergreen content“) und ich danke Dir, dass Du mich per Twitter auf diesen Artikel aufmerksam gemacht hast!

    Meine Hoffnung ist, dass Facebook und Co. gegenwärtig ihren Reiz immer mehr einbüßen und die Nutzer dort weniger Zeit verbringen. Zeit, die man wieder mit dem Kommentieren von wunderbaren Blogposts verbringen kann!

    1. Ja, der Artikel war ja mal als Aufruf gedacht, lieber direkt im Blog zu kommentieren. Allerdings hat es die Facebook-Nutzer nie interessiert, was ich schon einigermaßen seltsam finde.

      Die sozialen Netzwerke an sich haben sich bei mir sowieso erübrigt. Alle sozialen Netzwerke zusammen brachten im September nur etwa 50% der Zugriffe, die mir der RSS-Feed bringt. Dann stellt man sich schon die Frage, wie viel Energie man für die Verbreiten in den einzelnen Kanälen aufwendet.

      1. Die Dinge ändern sich ja auch im Laufe der Zeit. Vor einigen Jahren hat mir Facebook doch recht ordentlich Besucher auf meinen Blog „gespült“. Heute eignet sich der Kanal bestenfalls noch als Klospülung… *höhö*

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