Mehrwert: Was soll das sein? Wer hat sich diesen Bullshit einfallen lassen? Wie kommen wir wieder auf die Spur, ohne den Quatsch zu schreiben? Ich habe viele, viele Blogartikel in meinem Leben gelesen, vor allem seit ich selbst blogge. Immer wieder ist von „Mehrwert“ die Rede. Aber was soll das sein? Für mich beginnt dabei immer der Blödsinn zu wuchern. Hören wir also auf.
Mehrwert ist, wenn es nicht skaliert
Haben Sie diesen blöden Satz „Das skaliert nicht“ auch schon mal gelesen? Was soll das? Warum kann man nicht sagen: „Das passt nicht“? Warum immer irgendein zurecht gedrechseltes Wort verwenden? Und das am besten „am ASAPsten“, also „schneller wie den Wind“, wie „Super Ritchie“ mal gesungen hatte.
Was genau soll denn Mehrwert sein? Irgendein Inhalt – neudeutsch heißt das ja „Content“ – hat immer einen Wert. Jedes Wort hat einen Wert. Wenn man also irgendwem empfiehlt, Mehrwert zu schaffen, bedeutet das doch, dass empfohlen wird: He, bisher waren da nur Nichtskönner, und du wirst der Checker!1!1!
Nein, Mehrwert ist doch etwas völlig anderes, wenn es ums Bloggen geht. Einerseits ist es so, dass prinzipiell alles schon gesagt wurde. Es geht darum, wie etwas gesagt wird. Und andererseits hat ja jeder eine andere Sicht auf irgendeine Sache. Oder wie es Benjamin Brückner beschreibt:
Sie können über den ältesten Hut der Welt schreiben. Entscheidend ist nicht der Hut, sondern wie Sie ihn aufsetzen.
Benjamin Brückner
Ich will weniger Bullshit lesen
„Kenne deine Zielgruppe!“ – Was habe ich diesen Ratschlag verflucht! Da lese ich Blogartikel über Blogartikel und erhalte keinen Mehrwert. Ach ja, den haben wir ja noch gar nicht ergründet. Oder doch? Ich will Ihnen aber mal beschreiben, was ich so meine.
„<Lösung XYZ> richtig nutzen“ heißen solche Blogartikel. Ein Theater! Kilometerlange Artikel, die an sich nur aneinander gereihte Worte sind. Erkenntnis? Kaum. Unterhaltungswert? Gering. Und dann öffnest du den nächsten Artikel „Die ultimative Empfehlung für <Lösung XYZ>“. Und bist überrascht: Der liest sich fast genau so.
Nichtssagende Wort-Wüsten ohne jeglichen Erkenntnisgewinn. Dafür aber mit unfassbarem Tschakka-Gerede (Ich schrieb darüber mal). Das meine ich mit Bullshit. Man muss ja nicht immer gleich den Stein der Weisen gefunden haben. Aber wenn ich schon schreibe, dann bitte mit eigenem Stil.
Die Wallander-Krimis von Henning Mankell sind nicht so berühmt geworden, weil der Wallander so ein toller Hecht war. Die sind berühmt geworden, weil der eben so auf eine kauzige Art daher kam. Und weil Mankell ein guter Beobachter mit ganz eigenem Schreibstil ist. Das zusammen machte die Wallander-Krimis zu Erfolgen.
Können wir also damit aufhören, so einen kolossalen Bullshit aneinander zu reihen? Ich meine, wenn ich über irgendwas beim Bloggen schreibe, haben das sicherlich viele andere auch erlebt und besprochen. Es ist also tatsächlich vieles schon gesagt. Also kommt es auf das Wie an. Und hören wir bitte auf mit Phrasen.
Scheiß auf die Keyword-Recherche
Entschuldigung, das musste sein. Wenn wir nämlich mal schauen, was so viele Blogger machen, wird klar, warum so viele Blogs uninteressant sind. Denn viele betreiben Keyword-Recherche. Die gehen auf die Suche, welche Keywords am besten „ranken“ (mit ä). Und die drechseln Artikel daher, die Suchmaschinen gefallen. Die aufgrund der Stromlinienförmigkeit möglichst viele erreichen.
Was glauben Sie denn, was dann passiert? Wir Internetnutzer sind satt. Und faul. Diese auf Keyword gefeilten Artikel fliegen an den Lesern vorbei. So, wie die gebratenen Tauben. Duften die Tauben aber, drehen wir uns schon mal zu ihnen um. Sprich: Haben unsere Texte etwas besonderes an sich, werden die auch gelesen. Und vielleicht wird dann einer davon eine echte Perle.
Es geht nun einmal darum, dass die beste Suchmaschinenoptimierung die ist, wenn sich Leser und Autoren mit dem Text wohlfühlen. Wenn das am Ende der Mehrwert ist, obwohl keine neue Erkenntnis geliefert wurde, dann ist das doch in Ordnung, finde ich. Deshalb können wir uns getrost zurücklehnen: Zerbrich dir nicht den Kopf über Mehrwert.
Oben verlinkter Artikel von Benjamin Brückner schildert sehr gut, wie denn mit so etwas wie „Mehrwert“ umzugehen sei. Er hat jetzt auch nicht so wahnsinnig viel neues erzählt. Aber die Art, wie er es erzählt hat, die macht es aus. So ist das eben mit dem Eisberg-Prinzip. Das gilt beim Bloggen genauso wie überall sonst. Und daran kann man sich doch orientieren, oder?