Wie mich mancher denglische Schabernack nervt! Neuerdings kommt alle Welt mit dem Begriff „Mindset Shift“ um die Ecke. Und ich kann das schon nicht mehr hören. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mich dazu äußere. Also zum übermäßigen Gebrauch von Fremdwörtern. Mir kommt es hier nur allzu oft so vor, als würde man sich hinter solchen Begriffen verstecken, um Schwächen zu verbergen. Nein, das ist ja nicht mal der Fall. Aber wozu verwendet man dann solche Wortungetüme?
Wozu dient denn so etwas wie „Mindset Shift“?
Ja, „Mindset Shift“ wird gern für irgendwas hergenommen. Den Begriff hatte ich auch schon mal am Wickel. Auch zum Zeitpunkt, als ich den ersten Artikel schrieb, war ich nicht sonderlich angetan von der Tatsache, dass deutschsprachige Menschen solche Begriffe hernehmen. Nein, das hat nichts nationalistisches an sich. Nur falls jemand auf so eine Idee kommt. Ich denke mir halt nur, dass es doch dafür auch wunderbare deutsche Begriffe geben müsste.
In meinem Artikel ist dann auch finden, wie man „Mindset Shift“ übersetzen kann oder wofür es steht. Hier seht ihr, dass das kein Blödsinn ist. Und wenn man dann auf die Idee kommt und mit dem Begriff eine Suchmaschine seiner Wahl füttert, kommt man zu echtem Bullshit, wenn man Pech hat. Am Ende ist da sehr wenig Substanz dahinter. Dabei ist es doch ganz einfach: Wer einen Mindset Shift mitmacht, erfindet sich und seine Denkweise neu. Punkt.
Da muss niemand mit Salbereien um sich werfen wie „Komme vom Fragen zum Tun“. Was soll das bedeuten? Ach ja, sowas braucht man, um „endlich“ sein Traumleben zu leben. Und nein, das heißt am Ende nicht gleich, dass wir alle dann „radikal erfolgreich“ sind. Ihr merkt schon, wo das hinführt. Aus diesem Grund habe ich das nicht verlinkt. Genauso wenig übrigens, wie ich einen so genannten „Mindset Shift Turbo Boost“ verlinkt habe. Was zum Teufel?!
Unwort ist zu milde
Ich bin auf irgendeiner Plattform in eine Diskussion gerutscht, in der es um so etwas geht. Das Mindset ist wohl am besten als Unwort des Jahres zu gebrauchen. Alles andere taugt wohl nichts. Vor allem nicht, wenn man irgendwelche Lebens-Gurus liest, die einem sonstwas erzählen. Glauben die das wenigstens selbst, was die da zum Teil um sich werfen? Und dabei ist mir klar, dass nicht alle so sind. Aber dann eine Frage: Wie groß ist deren Anteil?
Warum nehmen wir nicht für das Unwort „Mindset“ das schöne Wort „Mentalität“ als Alternative? Und für „Shift“ können wir doch problemlos die „Verlagerung“ oder die „Verschiebung“ hernehmen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass „Mindset Shift“ ein Bullshit-Begriff ist. Und nebenbei können wir problemlos hergehen und „Mindset Shift“ übersetzen. Es ist ein neuer Denkansatz, eine neue Denkweise. So etwas in der Art. Oder halt: „You name it“.
Wenn Sprache unverständlich ist
Begriffe wie „Mindset Shift“ sind ein ideales Beispiel für diesen sprachlichen Unsinn, der derzeit so läuft. Ich bin kein Sprachwissenschaftler. Aber war es denn so schlecht, als man anhand der Sprache erkannte, wo jemand herkam? Das hat nichts mit Ausgrenzung zu tun. So sagen Briten zum Bürgersteig eben „Pavement“, die Amerikaner halt „Sidewalk“. Und da ist es eine Sprache. Es bringt dann auch mit sich, dass kulturelle Gepflogenheiten vielleicht auch eine Rolle spielen.
Jedenfalls nervt es mich kolossal, wenn Blogger vom „Mindset Shift“ erzählen, wie dieser zu einem besseren „Elevator Pitch“ (Eine kurze Präsentation wie im Fahrstuhl) führte. Wenn wir alle so weitermachen, dann versteht uns kein Mensch mehr. Denn wir klauben uns die Begriffe aus allen möglichen Sprachen zusammen. Damit verlieren wir an Identität. Gerade beim Bloggen ist aber genau das elementar wichtig. Aber da kann es sein, dass ich mich unheimlich irre.
Wenn wir mit unseren Blogs seit langem eh um unsere Identität bangen und uns die angeblich so sozialen Netzwerke das Wasser abgraben, dann können wir mit klaren Texten doch ein wenig gegensteuern. Das mag altmodisch klingen. Aber was wäre so schlimm daran? Vielleicht wäre das für manche auch ein echter neuer „Mindset Shift“. Was meint ihr?
Hi Henning,
Du sprichst mir ja aus der Seele. Auch bin nicht besonders nationalistisch veranlagt, aber bei solchen Begriffen kann ich auch nur mit dem Kopf schütteln.
Als ich in meiner früheren Firma angefangen habe, habe ich mich total gefreut, als ich hörte, dass die Abteilung, die sich mit Computern befasst, ganz „oldschool“ als „EDV-Abteilung“ bezeichnet wurde. Nicht „IT“, wie das in den meisten Firmen so heißt.
Ich bin auch letztens über den Begriff „Cancel Culture“ gestolpert, der mittlerweile wie die Sau durch’s Dorf getrieben wird. Ich würde das jetzt mal ganz cool übersetzen mit „Absageritis“. Das „Mindset Shift“ könnte man auch – ganz altmodisch und für jeden verständlich – mit „Perspektivwechsel“ übersetzen. Kapiert jeder, klingt aber wahrscheinlich nicht wichtig genug.
Ich habe auch das Gefühl, dass alle diese aufgeblähten Begriffe oftmals nur Banalitäten oder gar Bullshit kaschieren wollen. Und ich halte mich beispielsweise auch von Firmen fern, die nur so mit diesem Blödsinn um sich werfen. Gut, dass ich nicht in der Finanzbranche arbeite, da ist das eher mal Usus.
Vor Jahren habe ich mal im Radio gehört, wie jemand telefonisch in der Zentrale einer Firma gefragt hat, ob der „Senior Account Consultant Trainee“ (oder so ähnlich, es war jedenfalls ein konstruierter Bullshit-Begriff, den es überhaupt nicht gibt) zu sprechen sei. Nach kurzer Pause sagte die Dame am anderen Ende: „Tut mir leid, der ist heute nicht im Haus.“ Tja….
Shit, da fällt mir ein, dass ich jetzt noch ein Kick-Off-Meeting mit unserem CEO habe! Es geht darum, dass unser Senior Facility Manager letzte Woche retired ist und wie wir einen Workaround finden – CU!