Kennt irgendwer da draußen die Plattform Patreon? Die wurde mal zum Heilsbringer zur Finanzierung aller möglicher Inhalte von den Wissenden überall auserkoren. Ich bin dort auch registriert. Lange Zeit hatte ich dort einen „Patron“, der mir bereitwillig jeden Monat 2 US-Dollar gegeben hat. Seit Juni ist das nun nicht mehr der Fall. Habe ich es mitbekommen? Nein. Stört es mich? Im Zweifelsfall auch nein. Also: Warum tue ich mir Patreon überhaupt noch an? Darüber muss ich mal eben nachdenken. Ihr könnt ja mitmachen, wenn ihr wollt.
Patreon: Was zur Hölle?
Ich verfolge, was ein Musikproduzent auf YouTube immer wieder von sich gibt. Manches davon ist eher so eine Art „Laber Rhabarber“. Aber dann wieder ein Video dabei, in dem er sich damit auseinandersetzt, wie der lydische Modus bei Musik wirkt oder was ein großartiges Lied auszeichnet oder so. Er finanziert sich in Corona-Zeiten durch Buchverkäufe, Spenden und Abos. Ich würde behaupten, dass er auch ganz erfolgreich auf Patreon Unterstützer gesammelt hat.
Es wird behauptet, dass der Social Payment Dienstleister aus San Francisco sich zunehmender Beliebtheit unter Musikern, Podcastern und eben auch Bloggern erfreut. Eigentlich läuft das ganz entspannt und müsste als Einnahmemodell taugen. Wenn ich mich aber so umschaue, was andere so über Patreon erzählen, dann kann ich getrost sagen: Nein, tut es nicht. Bei ein paar herausragenden Personen vielleicht schon. Aber im Großen und Ganzen ist das nicht tauglich.
Ich hatte mal mit Patreon angefangen. Mehr als einen Patron – also Förderer – hatte ich nie. Der zahlte pro Monat 2 US-Dollar. Von denen kam Eins-Fünfundfuffzig bei mir an. Seit Juni ist er kein Patron mehr bei mir. Jetzt frage ich mich schon, was ich dort noch soll. Ich konzentriere ja eh meine Aktivitäten hier auf den Blog. Und bei Patreon ist es so, dass ich auch dort Inhalte hinwerfen müsste.
Mein Patron hat mir 2 Jahre lang die 2 US-Dollar gezahlt, von denen etwas weniger bei mir überhaupt ankam. 37 Euro müssten es insgesamt gewesen sein. Und wie sich die Plattform aufplustert, dass sie die einzigen seien, die unabhängige Publizisten fördern. Ich habe eigentlich nur das Jahr 2018 zum Testen nutzen wollen. Tja, dann hatte ich leider den Absprung verpasst. Und jetzt frage ich mich ernsthaft: Patreon, was zur Hölle?
Was andere zur Plattform meinen
Also wir müssen einfach mal festhalten, dass irgendwelche freiwilligen Zahlungen in Deutschland einfach nicht funktionieren. Woanders auf der Welt sieht das anders aus. Ich hatte mal gefragt, ob Leser für Inhalte hier im Blog zahlen würden. Das Resultat war, dass man mir virtuell einen Vogel gezeigt hat. Nicht umsonst hatte Saturn ewige Jahre lang großen Erfolg mit dem Werbespruch „Geiz ist geil“. Zahlen, wenn man woanders ähnliches kostenlos bekommt? Wo kommen wir denn da hin?
Aber ihr bezahlt mich ja doch, wenn auch nur gering. Wenn ihr euch einen Drucker, Kopierer, Scanner etc. kauft, finanziert ihr die VG-Wort. Dort bin ich als Autor registriert. Jahr für Jahr gibt es einen kleinen Obolus, der mir ausgezahlt wird. Durch eure Scanner. Da ist das kein Problem. Aber freiwillig etwas für unabhängige Publizisten zahlen, wie es mein ehemaliger Patron gemacht hat, das kommt kaum jemandem in den Sinn.
Das sehen andere übrigens genau so. Dinge wie Patreon oder PayPal oder, oder, oder funktionieren vielleicht am besten über die Person. Ja, ich habe hier einen Blog, der nur zu meiner Person gehört. Aber ich bin niemand, der von sich sagt: „Look at me, I’m Roy“. Und vielleicht macht es das aus, warum das mit dem Einsammeln von Geld nicht so richtig funktioniert. Vielleicht mache ich es aber auch nicht gut genug bekannt oder habe zu wenig Anreiz auf Patreon, mich dort zu unterstützen.
Wie viel wäre es euch denn wert?
Wir müssen nicht um den heißen Brei herum reden. Ich weiß doch, wie Deutsche ticken, ich bin ja selbst einer. Wenn ich News lesen möchte und mir dabei ein Premium-Inhalt unterkommt, schaue ich auch erstmal, ob das nicht irgendwo frei erhältlich ist. Dabei habe ich schon für Dinge im Internet bezahlt: Für das Aussehen hier im Blog, für Zusatzfunktionen, für Apps auf dem Handy und auch für Blogs und so. Meistens irgendwie über PayPal, weil es einfach funktioniert.
Als ich damals gefragt habe, ob denn jemand hier im Blog für Inhalte zahlen würde, war es meistens so, dass die Aussagen so in Richtung 0 Euro gingen. Dabei glaube ich, dass auch ein Blog wie dieser mit Premium-Inhalten funktionieren könnte. Ich meine, ich könnte ja eine Funktion von Patreon installieren, die es eben nur Patronen erlaubt, ausgewählte Artikel zu lesen. Andererseits könnte ich auch wieder mehr Inhalte direkt bei Patreon erstellen. Die Frage ist halt, wer für so etwas bezahlen würde.
Denn nichts ist schlimmer, wenn man sich einen Haufen Arbeit macht und am Ende nichts dabei heraus kommt. Ich weiß noch, wie das damals mit Flattr war. Ein paar Euro über eine ewig lange Zeit war das Resultat dafür, dass ich meine Webseite ausgebremst habe. Oder mit PayPal kleine Spenden einsammeln. Wer macht denn das? Unter den Artikeln habt ihr die Buttons. Da ist ein Patreon-Button und ein PayPal-Button dabei. Wie oft wurden die benutzt? Nie. Denn genau so ticken wir Deutsche.
Wird es einen Neustart auf Patreon geben?
Ich habe gestern Abend überhaupt mitbekommen, dass mein Patron weg ist. Aber auch nur, weil ich direkt nachgeschaut habe. Ich habe dann dort einen kleinen Post hinterlassen, dass ich jetzt mal einen Neustart auf der Plattform versuche. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht. Ich meine, das mit der Funktionserweiterung hier im Blog ist ja schön und gut. Aber wenn ich keine Patrone habe, nützen dann die Premium-Inhalte auch nicht viel. Deshalb schaue ich erstmal, ob da jemand mitmacht.
Wie steht ihr denn eigentlich zu so etwas wie Patreon? Als Inhalte-Macher – gleich welcher Art – würde mich interessieren, ob ihr die gleichen Beobachtungen zur Zahlungsbereitschaft gemacht habt wie ich. Und als Leser würde es mich interessieren, ob es denn überhaupt jemanden gibt, der für Inhalte in einem Blog zahlen würde. Ich denke ja, dass viele Nutzer nichts von der Zahlerei halten. Aber ich will einfach nochmal experimentieren.
Je nachdem, was ich so erfahre, werde ich dann entscheiden, ob ich mal richtig bei Patreon anfange oder den Account endgültig schließe. Ich blogge nicht zum Geldverdienen. Aber Bloggen ist eben auch eine Arbeit, die etwas wert ist. Und es stellt sich einfach die Frage, ob ich mir die Mühe mit Patreon machen soll. Was denkt ihr?
Hallo,
Als erstes ein großes Kompliment, ich verfolge ihren Blog schon seit längerem über Twitter.
Ich betreibe hobbymässig auch einen kleinen Internet-Blog. Auf diesem behandel ich gemischte Gebiete. Alles Dinge die mich zu selber nachdenken anregen. Ich weise immer wieder darauf hin das ich ein Patreon-Programm habe. Anscheinend auch zu sehr, so das eine gewisse „Neid“-Diskussion aufkommt, oder das mein Blog doch „Nur“ Kommerziell wäre. Dabei versuche ich eben für meine Patreons einen anderen Mehrwert anzubieten, Dinge die ich auf dem Blog nicht öffentlich gestalte, weil es nicht zum Wesen eines Blogges gehört (Discord-Server, und einige andere Dinge). Aber ich stelle meinen Patreons einfach auch Vorabversionen meiner geplanten Artikel zur Verfügung oder einen Uploadplan. Worauf ich raus möchte ist, einfach. Ich denke das es schwierig ist für einen Blog einzigartigen Content zu finden, welcher eben nur Patreons zugänglich ist.
Ich selber unterstütze auch 2 Patreon-Projekte auf Patreon. Weil ich diese Projekte einfach gut finde.
Ich denke das es heute noch sehr viele Leute gibt, welche sich mit dem Thema Finanzierung von Content nicht wirklich auseinandergesetzt haben.
Ich denke wirklich das wir mehr dazu übergehen müssten, das man den Creativen zugesteht, das ihre Arbeit etwas wert ist. Hier müsste ein Umdenken in der Gesellschaft erfolgen.
Liebe Grüsse
Daira Bär
Hallo Daira,
erstmal vielen Dank für das Kompliment und den Kommentar.
Es stimmt schon, dass es schwierig ist, besondere Patreon-Inhalte zu schaffen. Ich denke aber auch, dass es vielleicht gar nicht nur darum geht. Sondern es geht hauptsächlich darum, dass irgendein Inhalt gefördert wird. Klar muss man für Patreon exklusive Inhalte basteln. Aber ich denke, dass man Patrone auch damit überzeugt, wie man irgendwas macht.
Das ist auch richtig: Kreative dürfen ruhig sagen, dass ihre Arbeit etwas wert ist. Ob Künstler, Publizisten oder Podcaster. Das Publikum will ja auch immer wieder neue Inhalte haben. Dass das zum Teil eine Sch…-Arbeit ist, darf dann durchaus gewürdigt werden. Vielleicht kommt es ja irgendwann zu einem Umdenken.
Btw: Ich habe mal den Blog in meinen RSS Feed Reader aufgenommen und bin mal auf weiteres gespannt.
Ihr Blog ist wirklich toll. Manchmal habe ich das Gefühl, als wären wir eineige Zwillinge was Musikgeschmack anbelangt und Sie stammen aus Ostdeutschland. Die meisten Freunde, die ich habe, stammen ursprünglich aus Ostdeutschland.
Ihre Seite ist auch bei einigen meiner Freunde bekannt. Die unwissend, wer Sie sind und was Sie tun, schon das eine oder andere Mal über Google dorthin gestrandet sind.
Naja der Kelch mit Patreon ist an mir vorbeigegangen. ich wusste gar nicht, dass das sowas gibt. Leider Gottes vergisst man in der heutigen Zeit, dass Journalismus, Blogs usw. Zeit kosten und dass diese vergütet werden sollten. Das ist das gleiche mit den Digital Downloads von Amazon und co. Alben die man sich kauft und auch nach Jahren kein einziges Mal reingehört hat obwohl man das bezahlt hat. Naja das haptische ist bei Menschen doch sehr wichtig.